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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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erhob sich.
    Die untergehende Sonne war rot wie Blut und färbte die Wüste im gleichen Ton. Er stand auf der Spitze eines hoch aufragenden Felsens, der sich aus der Mitte eines ausgetrockneten Beckens erhob. Um seinen Rand herum erhoben sich Monolithen, zwei- und dreimal so hoch wie ein groß gewachsener Mann, die harte Schatten auf den Sand zeichneten. In diesem Kreis befanden sich weitere Gestalten, Menschen und Fjel, auf seltsame Weise angeordnet.
    »Speros!« Tanaros beschattete seine Augen und war ganz unsinnig froh, den Mittländer lebend wiederzusehen. »Wie kommst denn du hierher? Was sind das für Leute?«
    »Was die erste Frage angeht, die kann ich nicht beantworten.« Speros ging nun quer durch den Kessel zu ihm hinüber, das Schwert blank in einer Hand, während er den bewegungslosen Gestalten, die auf dem langsam kühler werdenden Sand hockten, keine weitere Beachtung schenkte. Eine Einheit von vier Gulnagel-Fjel rührte sich, als er loslief, hielt die Streitkolben angriffsbereit und behielt die reglosen Figuren wachsam im Auge. »Wir fünf gerieten in den Marasoumië, als der Zauberer kam, und dann gelangten wir hier wieder heraus, unter der Erde. Ich bin nicht einer der Drei und verstehe nicht, wie die Bahnen zu beherrschen sind. Aber diese hier …« Er war nun beim Felsen angekommen und nickte über seine Schulter zu den am Boden hockenden Menschen hinüber. »Sie sind die Versengten, die von Haomanes Zorn unter die Erde getrieben wurden. Wenn ich nicht ganz falsch liege, Heerführer, dann sind sie es, die sich verschworen haben, das Feuermark zu löschen.«
    Tanaros starrte ihn an.
    Hinter dem Mittländer erhob sich einer der Menschen mit großen
Mühen und ächzenden Gelenken. Er war alt, sein dunkles, runzliges Gesicht las sich wie eine Landkarte seiner Jahre. Sie waren alle alt, sie alle. Eine ältere Frau neben ihm zischte ihm verärgert etwas zu und zupfte an seinem Knie, aber er beachtete sie nicht. Die Gulnagel kamen einen Schritt näher, das Spiel ihrer Muskeln war auch unter der dicken Haut gut sichtbar.
    Tanaros hob eine Hand und ließ sie innehalten. »Du willst etwas sagen, Alter?«
    »Königsmörder!« Der alte Mann erwiderte seinen Gruß in der Gemeinsamen Sprache. Er schob sich einen Batzen in die Wange, hustete und spuckte auf den Sand. »Willkommen in Birru-Uru-Alat. Wir haben dich erwartet.«
     
    »Du hast da eine gute Tat vollbracht, Stakkianer.«
    Die Stimme des Grenzwächters war ruhig, aber das große Lob, das in ihr lag, war nicht zu überhören. Carfax, der sich über das Feuer beugte, fühlte, wie Röte seinen Nacken überzog. Er konzentrierte sich auf das Feuer, schürte es langsam und legte die Äste so auf, dass sie ruhig nacheinander abbrennen würden. Schweigen lastete zwischen ihnen. »Weiß ich nicht«, brummte er schließlich. »Ich konnte nicht mit ansehen, wie der Junge abgeschlachtet wird, das ist alles.«
    »Oder Fianna«, sagte Blaise leise, so leise, dass die Bogenschützin es nicht hörte.
    Carfax hob ruckartig den Kopf und strich sich mit den Handflächen über die Schenkel. »Was ist mit ihr?«
    »Nichts.« Der Grenzwächter schüttelte den Kopf. Im Feuerschein war seine Ähnlichkeit mit Heerführer Tanaros noch augenfälliger: die gleichen strengen, gut geschnittenen Gesichtszüge, die gleiche ungebärdige Haarsträhne, die ihm in die Stirn fiel. »Du hast ein gutes Herz, Stakkianer. Wieso fällt es dir so schwer, wenn andere das anerkennen?«
    Auf der anderen Seite des Feuers rührte sich der Ellyl, als ob er etwas sagen wollte, aber dann überlegte er es sich und stand auf, um stattdessen nachzusehen, ob bei den Pferden alles in Ordnung war. Das sanfte Schnauben, mit dem die Tiere ihn begrüßten, drang zum
Lagerfeuer herüber. Carfax beobachtete, wie Peldras sie berührte, seine blassen Hände auf ihr Fell legte und ihre schmerzenden Knie und überanstrengten Gelenke besprach. Der Ellyl redete mit Fianna, die ihre Vorräte durchsah. Sie lachte auf ihre sanfte Weise über irgendetwas, das der Ellyl gesagt hatte, und Carfax fragte sich, wie es sein musste, wenn man mit so viel Anmut durch die Welt ging, dass niemand es übersehen konnte. Dennoch, sie liebte den Grenzwächter. Der Ellyl war außerhalb ihrer Reichweite, er gehörte als Geringerer Schöpfer zu einer höheren Ordnung. Trotz Haomanes Prophezeiung hatte es noch einmal tausend Jahre gedauert, bis die Hohe Frau der Ellylon den Gedanken an einen sterblichen Geliebten zugelassen hatte. Eine

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