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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Peldras, der ihm schließlich antwortete, nachdem er sich anmutig im Schneidersitz neben dem Feuer niedergelassen hatte. »Carfax von Stakkia«, sagte er, »lass mich vielmehr fragen: Wie kommt es, dass du es nicht auch weißt?«
    Carfax schüttelte den Kopf, unfähig, darauf eine Antwort zu formulieren.
    »Mein Volk stirbt.« Der Ellyl hob den Kopf und betrachtete die entfernten Sterne. »Ganz allmählich vergehen wir. Wir sind Haomanes Kinder, und wir zogen unsere Stärke aus der Souma. Ohne sie fehlt uns etwas. Wir sind die Riverlorn. Der Weg in die Heimat ist uns versperrt.« Er sah Carfax mit dem ganzen Gewicht seines leuchtenden Blickes an. »Wir sind Haomanes Kinder, und solange wir leben, sind wir eine Beleidigung für den Weltenspalter; etwas, das er zerstören muss. Leugnest du das?«
    »Nein«, sagte Carfax unglücklich. »Aber …«
    »Aber morgen werden wir in Beschtanag sein«, erklärte Blaise knapp. »Wo uns eine Falle erwartet. Das hast du selbst gesagt, Stakkianer.
Ich möchte meinem Lehnsherrn Aracus Altorus eine Warnung zukommen lassen. Ich habe zuvor wahr gesprochen. Du hast dich gut gehalten. Jetzt muss ich aber wissen: Bist du für uns oder gegen uns? Willst du mir den Treueid schwören?«
    Carfax blinzelte, den Blick von Tränen verschleiert. Wie kam es, dass der Rest der Welt ihm so weit entfernt erschien? Es war, als sei ein ganzes Lebensalter verstrichen, seit er von Finsterflucht aufgebrochen war. Diese Leute waren seine Gefährten geworden, die einzigen, die er noch hatte. Er war mit ihnen gereist, hatte mit ihnen gegessen und Rücken an Rücken mit ihnen gekämpft. Einer hatte sich geopfert, um sein wertloses Leben zu retten. Er erinnerte sich an Hobard, wie er mit dem Schwert seines Vaters dastand, mit entschlossenem Blick und blutverschmiertem Gesicht, und wie die Wehre über ihn hergefallen waren. Dies ist mein Tod. Geh!
    Aber …
    Er erinnerte sich an Turin, an Hunric, an die Männer, die er zurückgelassen hatte und die seine Befehle befolgt hatten. Er erinnerte sich an die Männer, die er angeführt hatte und die ihm vertraut hatten. Wie er sie in den Kampf geführt hatte, singend und siegesgewiss. Sie waren gute Kameraden gewesen, die ehrlich zu ihm gehalten hatten. Sie hatten seiner Führung vertraut, und Heerführer Tanaros hatte ihm vertraut, dass er sie führen konnte. Und er in seiner Dummheit hatte einen Fehler gemacht. Er war ein Verräter, ja. Er hatte Danis Leben gerettet. Er hatte zugegeben, dass Beschtanag eine Falle war, und der Rabe von Fürst Satoris hatte ihn dabei beobachtet. Oh ja, Carfax von Stakkia war ein Verräter erster Ordnung, aber er war dennoch Manns genug, die Früchte seines Verrats nicht genießen zu wollen. Nicht, während seine eigenen Männer in den Hügeln unter dem Riedgras verfaulten.
    »Ich kann es nicht.« Er stieß die Worte hart hervor, und sie blieben ihm beinahe in der Kehle stecken. Nun ließ er auch den Tränen freien Lauf, sodass sie ihm über die Wangen liefen. »Vergib mir, Blaise, aber ich kann es nicht.«
    Der Grenzwächter nickte bedauernd.
    »Carfax, bitte!« Fiannas Gesicht schwamm in sein Blickfeld, und
auch in ihren Augen standen Tränen, ihre Wangen schimmerten feucht. Warum auch nicht? Sie mochte eine Bogenschützin sein, aber sie war doch auch eine Frau, und Frauen dachten daran, welchen Preis man zahlen musste. Das taten Frauen immer. Ihre Hände suchten die seinen und umschlossen sie fest. »Du hast mir das Leben gerettet. Wie kannst du dich als etwas anderes betrachten denn als unseren Freund?«
    »Ich war keine Beute.« Er sah sie blinzelnd an und hielt ihre Hände fest. »Verstehst du? Die Wehre griffen mich nicht an. Ich hätte genauso gut einen unbewaffneten Mann erschlagen können.«
    »Wie sie es ja auch taten!« Ihre Stimme wurde lauter. »Du hast auch Dani verteidigt, der niemals die Hand gegen jemanden erhoben hat! Was ist daran falsch?«
    Carfax schüttelte den Kopf, wandte den Blick ab und entzog sich ihrer Berührung. »Dani erhob die Hand gegen Finsterflucht, indem er das Wasser des Lebens aus dem Brunnen zog«, murmelte er. »Malthus wusste es, auch wenn es dem Jungen vielleicht nicht klar war. Und die Wehre wussten es ebenfalls. Es tut mir leid, Fianna.« Er sammelte sich und stellte sich erneut Blaises Blick.»Ich werde nichts tun, um deine Absichten zu vereiteln. Darauf hast du mein Wort, Herr. Aber den Treueid kann ich dir nicht schwören.« Er schluckte, und ein Kloß schien ihm in der Kehle zu sitzen.

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