Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
Vom Netzwerk:
Gewicht und fühlte sich von seiner Bürde seltsam beruhigt. »Onkel, was hat er wohl gemeint?«
    »Wer?«
    Er zitterte. »Der Königsmörder. Der Mann mit dem schwarzen Schwert. ›Hör zu‹, hat er gesagt.«
    Onkel Thulu sah ins Feuer, und seine Hände lagen still auf seinem Grabstock. Es war jetzt dunkel, und im flackernden Licht lagen seine Augenhöhlen und die Falten neben seiner breiten Nase im Schatten. »Ich weiß es nicht, Dani«, brummte er. »Ich bin nur der Führer. Du bist der Träger.«
    »Er wollte Malthus töten.«

    »Ja.« Sein Onkel nickte. »Ja, ich glaube, das wollte er.«
    Er hielt das Fläschchen in die Höhe und fühlte ihr Gewicht. »Nun«, sagte er schließlich. »Es ist ein langer Weg nach Finsterflucht. Wir werden sehen.«
    »Ja«, nickte sein Onkel leise. »Das werden wir.«
     
    Der Marasoumië verlor allmählich seine Gewalt über Tanaros.
    Das war nur zum Teil auf den schrecklichen Willen zurückzuführen, den er ausübte. Eigentlich hätte er gar nicht gegen Malthus bestehen können dürfen, wenn der Zauberer den Soumanië einsetzte. Malthus hätte, sobald er einen Hauch seiner erschöpften Kraft wiedergewonnen hatte, in der Lage sein müssen, sich selbst aus den Bahnen zu befreien und Tanaros im Marasoumië einzuschließen.
    Aber das hatte er nicht getan. Närrischer Zauberer. Offenbar waren ihm seine Begleiter wichtiger gewesen. Selbst jetzt noch kämpfte er wie eine Fliege im Bernstein, sandte seine Kraft zu einer anderen Stelle, um einen schwächer werdenden Zauber zu stärken, und er nutzte den letzten Rest seiner fast verbrauchten Energie dazu, einen Schutzbann für jene auszusprechen, die schutzlos waren. Tanaros grinste unwillkürlich, als er das spürte, und die Erinnerung seines Gesichts formte sich zu einer Grimasse. Mit seiner rechten Hand packte er seinen Schwertgriff, und als er fühlte, wie die stärkende Macht aus dem Blut eines Schöpfers seinen Willen härtete, begann er darum zu ringen, die Bahnen unter seine Herrschaft zu bringen.
    Und es gelang ihm.
    Ganz plötzlich kam er auf ihn zu, ein Knoten, der sich seinem Befehl öffnete. Tanaros nahm all seinen Willen zusammen, versuchte sein eigenes Selbst zu packen, zwang seine Gestalt aus dem geschmolzenen Nichts des Marasoumië und beanspruchte die sterbliche Hülle, die seit über tausend Jahren die seine war, erneut für sich. Wenn es eine Hand gab, die sich um den Schwertgriff krallte, dann musste es auch einen Arm geben, um das Schwert zu schwingen. Wenn es einen Mund zum Grinsen gab, dann musste ihn ein Gesicht umgeben. Wenn ein Herz schlug, dann musste es von einer Brust umschlossen
sein. Stück für Stück sammelte sich Tanaros, bis er wieder ein Mensch geworden war und seine Füße unter sich fühlte.
    Na also.
    Seine Lungen weiteten sich und holten schluchzend Atem. Ohne weiter nachzudenken, stürzte er sich in die Bahnen, mitten in den sich verengenden Durchgang. Ein Schritt, zwei, drei; ich komme, mein Fürst, dachte er; eine Welle der Erregung ließ seine Handflächen prickeln und rann wie Feuer durch seine Adern. Die schwarze Klinge zitterte und sang ihr eigenes Lied. Fels flog an ihm vorüber und nahm ihm die Orientierung.
    Rotes Licht pulsierte.
    Tanaros stolperte an die frische Luft.
    Es war eine Höhle. So viel konnte er erkennen, als seine Herrschaft über den Marasoumië nachließ. Er bewegte seine Füße und drehte sich langsam im Kreis, das Schwert ausgestreckt. Das Geräusch seines Atems füllte den leeren Raum. Das Licht des Knotens wurde grau und leblos, und dann herrschte wieder Dunkelheit in der Höhle. Irgendwo im Marasoumië hatte Malthus der Gesandte seinen Fehler erkannt und es nun geschafft, die Bahnen vollends zu schließen.
    Wo auch immer Tanaros sein mochte, er saß in der Falle.
    Er lachte kurz auf, so aberwitzig war das. Die Höhle lag an den Bahnen, also musste es Tunnel geben – aber er war tief, tief unter der Erde und hatte keine Ahnung, in welcher Richtung sich der Ausgang befinden mochte. Keine Nahrung, kein Wasser. Luft gab es, jedenfalls für den Augenblick. Wie lange konnte er ohne all das auskommen? Was würde aus seinem unsterblichen Körper werden? Tanaros schloss die Augen und erinnerte sich an eine andere Reise unter der Erde, und Schrecken und Schönheit vermischten sich. »Cerelinde«, dachte er laut. »Wird mir jetzt der Tod zuteil, vor dem du dich fürchtetest?«
    Seine Stimme hallte laut in dem hohen Raum wider und wurde vom Geräusch eines fallenden

Weitere Kostenlose Bücher