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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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hinauf. »Was willst du?«
    »Die Wahrheit.« Zwei schlichte Worte, in der Gemeinsamen
Sprache ausgesprochen. Tanaros seufzte und wandte sich um. Ngurra hockte sich auf den Wüstenboden und sah mit zusammengekniffenen Augen zu ihm hinauf, sein braunes Gesicht war eine Landkarte voller Fältchen im gnadenlosen Sonnenlicht. »Die Zeit deiner Entscheidung ist gekommen, nicht wahr?«
    Nachdem er einen Tag in der Gesellschaft der Yarru verbracht hatte, gab sich Tanaros keine Mühe mehr, den alten Mann zu belügen. »Wieso?«, fragte er stattdessen und legte eine Hand auf den Griff des schwarzen Schwerts.»Wieso habt ihr es getan? Wieso habt ihr diesen Jungen geschickt, diesen Träger …«
    »Dani.«
    »… diesen Dani, um das Feuermark zu löschen?« Tanaros hob die Stimme. »Wieso, Ngurra? War Haomane so gut zu deinem Volk? Hat er sich um euer Wohlbefinden gekümmert, als er die Erde versengte? Sieh dir doch diese Gegend an!« Er deutete mit ausholendem Arm auf die Wüste. »Es reicht kaum, um Leben zu erhalten! Wir wären hier verschmachtet, wenn ihr uns nicht gezeigt hättet, wie man überlebt! Und dafür wollt ihr Haomane dem Erstgeborenen danken, indem ihr meinen Gebieter zu vernichten trachtet?«
    »Nein, Königsmörder.« Ngurra schüttelte den Kopf. »Dies ist Birru-Uru-Alat. Hier, wo der Brunnen der Welt liegt, ist die Mitte, der Ort der Entscheidung. Wir sind die Yarru-yami, und dies ist die Aufgabe, die uns anvertraut wurde und der wir treu bleiben.«
    »Haomanes Aufgabe«, sagte Tanaros bitter.
    Der alte Mann lachte leise und müde. »Wann gab der Gedankenfürst je die Möglichkeit, über eine so heilige Sache zu entscheiden? Er ließ uns keine Wahl, als er den Zorn der Sonne über uns brachte, ebenso wenig wie dein Gebieter Satoris, als er hierher floh. Sie beide trieben uns dazu, uns zu verstecken. Diese Weisheit stammt aus den Tiefen von Uru-Alat, aus einer Zeit, da die Welt gerade erst gespalten worden war.« Er hielt seine leeren Hände hoch und zeigte die Handflächen, die von gewöhnlichen, sterblichen Linien durchzogen waren. »Dies ist die Bürde, die wir tragen. Dies, und das Versprechen, dass einst einer unter uns geboren werden würde, der eine noch größere Bürde tragen muss.«

    »Ja.« Das Wort blieb ihm beinahe in der Kehle stecken. »Das Feuermark zu löschen und den Gottestöter zu befreien. Haomanes Prophezeiung zu erfüllen und meinen Gebieter niederzuwerfen.«
    Ngurra nickte. »Das ist eine Wahl.«
    »Es ist die, die er traf !« Nur mit Mühe bezähmte Tanaros seinen Zorn. Es nützte nichts, den Alten anzuschreien. Das zumindest hatte ihm der eine Tag bei den Yarru gezeigt.»Wieso, Ngurra? Wieso diese Wahl?«
    Der alte Yarru neigte den Kopf und sah zum Himmel. »Wo warst du, um eine andere anzubieten? Es gibt einige Dinge, die ich nun sagen könnte, Königsmörder, und das Einfachste ist, dass es diese Wahl war, die er hatte. War Danis Entscheidung richtig?« Er schüttelte wieder den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass er der Träger ist und dass diese Wahl ihm oblag.«
    Tanaros biss die Zähne zusammen. »Das reicht nicht, alter Mann.«
    »Nein?« Ngurras Augen blickten mitleidig aus seinem runzligen Gesicht. »Und dennoch bist du hier am Ort der Entscheidung.« Mit einem Seufzer streckte er Arme und Beine und erhob sich, um zurück zum Lager zu gehen. »Denke darüber nach, Königsmörder«, sagte er über seine Schulter. »Wir sind bereit. Wir haben dich erwartet. Du musst eine Entscheidung treffen.«
    Er sah, wie der alte Mann langsam über den Sand ging. Im Lager begrüßten ihn die Stammesältesten der Yarru unter dem gutwilligen Blick der Gulnagel-Fjel, die Wache hielten. Er konnte hören, wie die weißhaarige Warabi, die Frau des Alten, ihn für seine Narrheit schalt.
    Wir haben dich erwartet.
    Hätte ihn Ngurra nicht mit diesen Worten begrüßt, vielleicht hätte er gleich befohlen, sie zu töten. Warum nicht? Es stimmte, sie waren es gewesen, die den Träger ausgesandt hatten, um das Feuermark zu löschen. Stattdessen hatte er seine Hand aus Neugier bezähmt. Er hatte Speros und den Fjel befohlen, ihre Gastfreundschaft anzunehmen. Und das war auch gut gewesen. Sie wären vor Durst halb tot gewesen, hätten die Yarru ihnen nicht gezeigt, wie man in der Unbekannten Wüste Wasserlöcher fand, wie man Eidechsen fing
oder wie das Kauen von Gamal die Sinne schärfte und ausgedörrtes Gewebe befeuchtete. Die Yarru hatten ihnen Freundlichkeit entgegengebracht. Sie

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