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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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wimmerten leise. Der alte Mann stürzte lautlos, und sein Blut floss so still auf den Wüstenboden, wie er darauf geschritten war.
    Tanaros wandte sich ab und nickte Speros und den Gulnagel zu. »Erledigt das.«
    Dumpfe Schläge erfüllten die Luft, als die Gulnagel mit ihren Streitkolben zu Werke schritten. Schreie der Angst und des Schmerzes erschollen, aber nicht viele. Jagende Fjel töteten am liebsten mit einem einzigen Stoß, und die Gulnagel waren schnell. Tanaros saß auf einem Felsvorsprung und wischte Ngurras Blut von der schwarzen Klinge. Er sah erst wieder von seiner Arbeit auf, als er Schritte nahen hörte. »Ist es geschehen?«
    »Ja, Heerführer.« Es war Speros, der krank und erschüttert wirkte. »Die Fjel sind fertig.« Er sah zu Boden, dann platzte er heraus: »Es tut mir leid, aber ich konnte es nicht selbst tun. Ich habe eine Großmutter zu Hause.«
    »Eine Großmutter.« Tanaros legte sich das Schwert über die Knie, rieb sich die schmerzenden Schläfen, und er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Er hatte auch einmal eine Großmutter gehabt, vor langer Zeit. Ihre Gebeine waren lang schon verblichen, und noch im Tode hatte sie seinen Namen verflucht. »Oh, Speros von Haimhault! Was tust du hier? Wieso im Namen der Sieben Schöpfer bist du hierhergekommen?«
    »Heerführer?« Der Mittländer sah ihn fragend an.
    »Vergiss es.« Er stand auf und schob das Schwert in die Scheide. In seiner Kehle war der Geschmack von Galle, und er wusste mit entsetzlicher Gewissheit, dass er sich nie an die Aufgaben dieses Tages würde erinnern können, ohne dass sich seine Seele zusammenkrümmte. »Ruf die Fjel zusammen, wir haben noch viel Arbeit vor uns.«

     
    Uschahin Traumspinner befand sich in Arduan, als der Marasoumië versiegelt wurde.
    Er war dankbar für die Warnung, die ihm Fürst Satoris zukommen ließ. Es kam unerwartet, die weitreichende Macht des Gottestöters ließ seine Narbe jucken und brennen, und plötzlich war Satoris da , berührte seine Gedanken und sah sie sich an. So musste es sich für Sterbliche anfühlen, wenn er die Fähigkeiten, die ihm die Wehre beigebracht hatten, einsetzte, um in ihren Träumen umzugehen.
    »Ich verstehe, Herr«, sagte er, als der Schöpfer geendet hatte, und verbeugte sich vor der leeren Luft. Zwei arduanische Spaziergänger machten einen weiten Bogen um ihn. »Ich werde zurückkommen, wie ich es vermag.«
    Ein Banyanfeigenbaum wuchs an der Ostseite des Platzes. Uschahin suchte sich einen Platz zwischen den Wurzeln, setzte sich mit überkreuzten Beinen in seinen Schatten und wartete. Er senkte den Kopf und zog sich die Kapuze des Mantels, den er einem schlafenden Jäger gestohlen hatte, über den Kopf, um sein Gesicht zu verbergen. Es war heiß und feucht hier am Rande des Deltas, aber dennoch war es besser, es ein wenig ungemütlich zu haben, als erkannt zu werden.
    Die Arduaner waren ein höfliches Volk, und ihre winzige Nation gründete sich auf die Achtung der Rechte jedes Einzelnen, zu dem auch das Recht auf Zurückgezogenheit gehörte. Niemand würde ihn belästigen, wenn er sich darauf berief, jedenfalls nicht, solange er sein Gesicht nicht zeigte. Das jedoch hätte sicherlich die andere große Leidenschaft der Arduaner auf den Plan gerufen. Es gab nur ein verkrüppeltes ellylisches Halbblut in Urulat. Selbst Arduaner hätten keine weitere Rechtfertigung als sein Gesicht benötigt, um einen Pfeil auf die Sehne zu legen und zu schießen.
    Uschahin wartete.
    Ein Teil der Welt starb.
    Es schmerzte. Er fühlte das Vergehen eines jeden Knotens, als er aufflackerte und erlosch. Kleine Tode, jeder einzelne davon ein Schock für seinen Körper an jener Stelle, an der er von dem Splitter der Souma gebrandmarkt worden war. Er zwang sich langsam zu atmen und es zu
ertragen, und er fragte sich, ob es Vorax und Tanaros ebenso mitnahm wie ihn. Er dachte an Malthus den Gesandten, der nun in den Bahnen gefangen war, und lächelte trotz seines Schmerzes.
    Es war getan.
    »Geht es Euch gut, mein Herr? Gerade ist etwas Seltsames geschehen.«
    Eine hohe Stimme, die eines Kindes. Uschahin öffnete die Augen und entdeckte ein kleines Mädchen, das sich unter dem Feigenbaum vorbeugte, um ihn genauer anzusehen. Auf ihrer Nase lagen Sommersprossen, und sie hielt einen Kinderbogen fest in einer dreckigen Hand. Die Kinder, die ihn vor so langer Zeit in Pelmar gequält hatten, ihm die Knochen gebrochen und seinen Körper geschunden hatten, waren kaum älter gewesen. Er

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