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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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mochten sein, was sie waren, und sie mochten einem seltsamen Glauben verhaftet sein, aber diese Versengten waren keine Feinde.
    Alte Männer. Alte Frauen.
    »Ich möchte sie nicht töten«, flüsterte Tanaros. Unerklärliche Tränen brannten in seinen Augen, und er bedeckte das Gesicht mit beiden Händen. »Oh Herr! Muss es denn sein?«
    In der Entfernung flackerte wie zur Antwort eine Macht auf, und ein Schmerz stach in seiner gebrandmarkten Brust, so heftig, dass es fast unerträglich war. Nun hatte das begonnen, was der Fürst bereits angekündigt hatte. Im Westen, in Finsterflucht, gebrauchte Satoris den Gottestöter mit der ganzen Kraft eines Schöpfers, so wie er es noch nie gewagt hatte, seit Finsterflucht errichtet worden war. Tanaros spürte, dass seine Zähne klapperten. Er fiel im Sand auf die Knie, presste die Fingerspitzen fest gegen die Schläfen und zwang seinen Körper zum Gehorsam. Überall auf der ganzen Welt war es, als schlügen viele tausend Türen auf einmal zu. Überall flammte Licht auf und erstarb, und ein riesenhaftes Netzwerk aus Bahnen wurde zu Asche.
    Der Marasoumië war geschlossen.
    Nun, damit war das also erledigt. Sein Herr hatte nicht die Absicht, seine Befehle zu ändern. Tanaros wartete, bis sein lautes Herzklopfen zurückging, kam dann mühsam auf die Beine und bürstete sich den Sand von den Knien.
    Du musst eine Entscheidung treffen.
    Es hatte keinen Zweck zu warten. Die Aufgabe war übel, die anschließende Reise würde äußerst hart werden. Er ging langsam über den Wüstenboden auf das Lager zu und zog sein Schwert. Es schimmerte stumpf in der Sonne, und die Klinge aus schwarzem Stahl warf einen Schatten wie ein schwarzer Strich auf den Sand. Wohin wollte er gehen, wenn er sich Satoris’ Befehlen widersetzte? Was würde er tun? Er war Heerführer Tanaros Schwarzschwert, einer der Drei, und er hatte seine Entscheidung vor langer, langer Zeit getroffen.

    Speros sprang auf, als er sich näherte, und machte die Gulnagel mit einem Pfiff aufmerksam. »Heerführer! Was war das? Ist es Zeit …« Er hielt inne und sah auf das gezogene Schwert. »Was tut Ihr?«
    »Sie wissen es.« Tanaros deutete matt auf die Yarru, die sich zu einem Kreis zusammengeschlossen hatten. Alte Männer und alte Frauen, die sich fest an den vom Alter knorrig gewordenen Händen hielten. Tränen schimmerten in den Runzeln auf Warabis dunklen Wangen, als sie Ngurras Hand umklammerte.
    »Ihr wollt sie alle töten?« Speros schluckte und wurde blass.»Aber Heerführer, sie sind harmlos. Sie sind …«
    »… alt«, beendete Tanaros seinen Satz. »Ich weiß.« Er rieb sich die Stirn mit der freien Hand. »Hört zu, Jungs. Beschtanag ist gefallen, und Fürst Satoris hat die Bahnen geschlossen. Wir werden den harten Weg nach Hause nehmen müssen. Aber wir haben hier erst noch etwas zu erledigen. Wir werden den verfluchten Brunnen zuschütten, sodass ihn niemand mehr finden kann. Und …« Er holte tief Luft und deutete mit dem Schwert auf die Yarru. »Und wir werden niemanden überleben lassen, der davon berichten kann.«
    Mit gleichmütigem Achselzucken stellten sich die Gulnagel rund um den Kreis der Stammesältesten der Yarru auf, die enger aneinanderrückten und in ihrer Sprache vor sich hin murmelten. Ngurra befreite seine Hand sanft aus dem Griff seiner Frau und trat vor. Angst lag auf seinem Gesicht, aber auch Mut.
    »Königsmörder«, sagte er. »Du musst dich nicht so entscheiden.«
    »Nenn mir einen Grund, Ngurra.« Wut und schiere Verzweiflung regten sich in Tanaros’ Herzen; er umfasste den Schwertgriff fest und hob die Waffe zum Schlag. »Nenn mir einen Grund! Sag mir, dass ihr im Unrecht seid, sag mir, es täte dir leid, sag mir, der Träger hätte eine schlechte Wahl getroffen! Sende eine Abordnung aus, um ihn wieder zurückzuholen! Kannst du das, alter Mann? Ist das zu viel verlangt? Ich habe nicht um diese Entscheidung gebeten! Nenn mir einen Grund, wieso ich sie nicht fällen sollte! «
    Der Stammesälteste der Yarru schüttelte den Kopf, und tiefes Bedauern lag in seinen Augen. »Ich kann dir nur die Wahl lassen, Königsmörder«, sagte er traurig. »Wähle.«

    »So sei es«, flüsterte Tanaros. Mit schwerem Herzen schwang er die Klinge.
    Das Schwert vollführte einen glatten Schlag und traf die magere Brust des Alten mit einem tödlichen Hieb. Dunkles Fleisch, zerteilt von einer schwarzen Klinge. Es gab einen einzigen, leiderfüllten Schrei von Ngurras Frau, und die übrigen Yarru

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