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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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getrockneten Gewürzen, und darunter nahm sie etwas Bitteres wahr. Es war ein Getränk, das diesem Augenblick angemessen erschien.»Euch beiden«,setzte sie hinzu.»Bist du sicher, dass es genug ist?«
    »Ja, Gebieterin.« Er schluckte die Tränen hinunter und nickte. »Genug für eine ganze Rattenplage. Es wird reichen.«
    Lilias lächelte darauf, hob den Kelch und nickte ihm zu. »Du hast eine edle Tat vollbracht. Leb wohl, Pietre.«
    Er senkte den Kopf und wandte sich ohne eine Antwort ab; er konnte ihr nicht zusehen. Dennoch wärmte es ihr Herz, dass er bei ihr war, treu bis zum Ende. Es hatte nicht nur an der Macht des Soumanië gelegen, nicht alles. Sie hatte sie sehr geliebt, ihre kleinen Hübschen, so wie sie auch Beschtanag geliebt hatte. Seine grauen Felsspitzen, seine grünen Wälder; sie hatten ihr, nur ihr gehört. Von den Schafen, die auf den Bergweiden grasten, bis zu den Wehren, die
sich im Schatten der Kiefern verbargen, hatte sie das Land gekannt , wahrer und tiefer, als es je einem anderen gelingen würde.
    Und nun war ihr all das verloren, verloren. Wäre es anders gekommen, wenn sie Satoris’ Gesandten abgewiesen hätte? Ein Krieg, um den Krieg zu verhindern, dachte sie und blickte auf den Inhalt des Kelches. So hatte Tanaros Schwarzschwert gesagt. Er hatte sich geirrt, aber er hatte auch recht gehabt. Seit Dergails Soumanië im Westen aufgegangen war, hatte sie es gewusst, denn alles, was Calandor wusste, hatte er mit ihr geteilt.
    Alle Dinge müssssen so sein, wie sie nun einmal sind, kleine Schwessster.
    Es war eine wundervolle Zufluchtsstätte, die sie sich in Beschtanag errichtet hatten, aber die Weisheit des Drachen hatte es vorausgesagt. Früher oder später hätte man sie umzingelt. Da war es vielleicht besser, dass es Haomanes Verbündete waren und nicht der Gedankenfürst höchstselbst. Falls Haomane der Erstgeborene auf dem Weg war, dann wollte Lilias nicht auf ihn warten.
    »Leb wohl«, hauchte sie und hob den Kelch an die Lippen.
    Die Hand eines Mannes schlug ihn weg, hart und schnell.
    Geschirr zerbrach, und Lilias wich unter einem plötzlich aufragenden Schatten in ihre Ecke zurück. Blaise Caveros, der Pietre aus dem Weg gestoßen hatte, beugte sich über sie. »Zauberin.« Er seufzte und zerraufte sein dunkles Haar. Der Verband war von seiner Stirn verschwunden, und die Wunde an der Schläfe verheilte glatt, aber er sah noch immer müde und erschöpft aus. »Bitte, macht keine Schwierigkeiten.«
    Eine weingetränkte Krume Brot lag auf dem Steinboden, während die dunkle Flüssigkeit zwischen den Fliesen versickerte. Ein paar Fliegen summten um die Pfütze und probierten davon. Während Lilias zusah, zuckte eine von ihnen in der Luft und stürzte ab. Die Flügel schlugen noch einmal schwach, dann lag sie still. »Ihr versagt mir einen sauberen Tod«, sagte sie leise. »Würdet Ihr das auch tun, wenn ich ein Mann wäre?«
    Blaise nickte zu dem verschütteten Wein hinüber. »Gift? Das nennt ihr einen sauberen Tod?«

    »Das ist es, was mir bestimmt ist!«, rief Lilias laut und hob den Kopf. Bittere Tränen brannten in ihren Augen. »Muss ich Euch auf dem Schlachtfeld entgegentreten? Ich bin keine Kriegerin, Grenzwächter! Ich will kein Schwert schwingen! Ihr habt gewonnen, warum könnt Ihr mich nicht sterben lassen?«
    Ihre Worte drangen laut durch den Beratungssaal, und alles wurde still. Sie starrten sie jetzt an, sie alle, Aracus Altorus und die anderen, und hörten auf, über Landkarten und Plänen zu brüten. Sie hasste sie dafür. Die Ellylon waren die Schlimmsten, mit ihrem selbstzufriedenen Mitgefühl und ihrer ewigen Herablassung, was alles Sterbliche betraf.
    Nein, am schlimmsten war die Bogenschützin, die Arduanerin, die sie entsetzt und verständnislos ansah. Sie hätte keine Schwierigkeiten damit gehabt, auf einem Schlachtfeld zu sterben.
    »Ihr«, rief Lilias ihr zu. »Glaubt Ihr, Ihr wärt jetzt hier, wenn Ihr Euch nicht mit einer scharfen, spitzen Waffe bewiesen hättet?« Ihre Stimme brach, als die Trauer in ihr aufstieg und sie zu überwältigen drohte. »Oh, bei allen Schöpfern! Wisst Ihr überhaupt, was Ihr zerstört habt?«
    »Zauberin.« Blaise machte einen müden Schritt, um ihr die Sicht zu versperren; er schob seine hochgewachsene Gestalt zwischen sie und die anderen im Raum. Hinter ihm erhob sich die Stimme der arduanischen Bogenschützin erregt zu einer Frage, aber andere hießen sie schnell und gedämpft schweigen. Haomanes Verbündete nahmen ihre

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