Elegie - Herr der Dunkelheit
wird – am Knoten wieder auf und folgt ihr nach Süden. Versteht ihr?«
Osric nickte. »Ja, mein Fürst.«
»Heerführer.« Skragdal sah mit gerunzelter Stirn auf die Karte. »Ich kenne die Nordfurche, obwohl mir nicht klar ist, wie diese Linie auf dem Papier sie darstellt. Aber das eine weiß ich. Selbst wenn wir uns beeilen, werden bis zu unserer Ankunft viele Tage vergangen sein, seit sie dort aufgebrochen sind. Es gibt Täler und Täler, Wege und Wege. Woher wissen wir, welchen diese Kleinleute nehmen werden?«
»Das wissen wir nicht«, sagte Vorax knapp. »Deswegen wollte der Fürst, dass Fjel bei diesem Auftrag dabei sind. Seht einmal hier.« Er zeigte auf die Karte. »Diese Linie zeigt, wo das Gebiet der Fjel endet und Stakkia anfängt.«
»Neherinach.« Die tiefe Stimme des Tungskulders klang ernst. Jenen Ort kannten die Fjel gut; es war das alte Schlachtfeld, auf dem Haomanes Verbündete im Ersten Zeitalter der Gespaltenen Welt über sie hergefallen waren. Ihr Schicksal war bei Neherinach besiegelt worden, denn dort hatten sie den Gottestöter aus den Händen der Riverlorn befreit und ihn zu Fürst Satoris gebracht.
»Ja«, sagte Vorax. »Neherinach. Wenn diese … Kleinleute … südwärts gehen, dann werden sie den Stakkianern auffallen. Und wenn sie im Norden bleiben, werden die Fjel sehen, wohin sie sich wenden. So oder so sollte es leicht sein, ihre Spur zu finden. Sie sind Versengte, Wüstenmenschen, von dunkler Haut und unerfahren im Gebirge.« Er spreizte die Hände auf der Karte und sah Skragdal an. »Es mag sein, dass ihr euch aufteilen müsst. Deswegen wollte ich Abordnungen aus beiden Lagern haben. Hyrgolf sagte, die Stämme würden euch unterstützen, wenn ihr Hilfe braucht. Stimmt das, Tungskulder? Ist man dem alten Eid noch treu?«
»Ja, Heerführer«, grollte der Fjel. Skragdals kleine Augen waren ernst unter seinen hervorstehenden Augenwülsten, und die dicke
Haut war vernarbt an den Stellen, an denen Fürst Satoris’ Schwefelregen sie verätzt hatte. »Wir sind nicht wie Ihr. Neheris’ Kinder vergessen nicht.«
Die Bemerkung traf Vorax, obwohl sie das nicht hätte tun sollen. »Dann werdet ihr auf eurem Weg Unterstützung finden!«, polterte er. »Lasst euch von den Stämmen führen. Mir ist egal, wie ihr sie aufspürt, Tungskulder, ƒindet sie einfach. Findet sie, tötet sie und lasst das Wasser in den öden Boden sickern. Verstanden?«
»Jawohl«, sagte der Fjel leise.
»Heerführer?« Osric räusperte sich. »Fürst Vorax? Ich habe meinen Jungs gesagt, dass es bei dieser Aufgabe eine Gefahrenzulage gibt.«
»Eine Gefahrenzulage.« Vorax sah ihn ironisch an. »Wir bereiten uns darauf vor, dass uns ganz Urulat überfällt, und ihr wollt Gefahrenzulage für die Verfolgung von zwei Wüstenratten in den Bergen? Das sollte eine Vergnügungsfahrt werden, mein Junge.«
Osric zuckte die Achseln. »Wir hätten auch Haomanes Verbündete am Beschtanag schlagen sollen, mein Fürst, und haben es doch nicht. Stattdessen haben wir Heerführer Tanaros verloren, und die Schöpfer allein mögen wissen, was aus Carfax und seinen Jungs geworden ist. Ihr sagt, es sind nur zwei Versengte, aber das ist lediglich eine Vermutung. Was ist, wenn der altorianische König ein Heer geschickt hat, um sie zu bewachen? Was, wenn der Zauberer bei ihnen ist?«
»Das ist keine Vermutung !« Vorax ließ seine Faust schwer auf die Karte herabsausen, und sein Hauptmann zuckte zusammen. »Hört zu, Jungs. Der Fürst hat den Gottestöter selbst in die Hand genommen, hört ihr? Was er weiß, das weiß er. Haomanes verdammter Zauberer ist in den Bahnen eingeschlossen und wird dort vermutlich bleiben. Die Versengten sind allein, und was Tanaros Schwarzschwert angeht, so ist er im Auftrag des Fürsten unterwegs.« Er sah Osric an. »Glaubst du, die Drei sind so leicht zu töten?«
»Nein, Fürst Vorax.« Osric gab dennoch nicht nach. »Aber sterbliche Menschen schon. Und wir haben Gerüchte gehört, genau wie alle anderen. Sie sagen, die verlorene Waffe sei gefunden worden.« In seinen grauen Augen lag keinerlei Arglist, nur beharrliche Ehrlichkeit
und ein wenig Angst. »Ein Sohn des Altorus, der beabsichtigt, eine Tochter des Elterrion zu heiraten. Die verlorene Waffe. Jetzt dieser Träger, und ihr sagt, er trägt Wasser, mit dem man das Feuermark zum Erlöschen bringen könnte. Ich bin ein Stakkianer, und ich stehe so fest zu meinem Wort wie jeder holzköpfige, lederhäutige Fjel. Aber wenn ich es direkt mit
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