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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Beratung in leiserem Ton wieder auf. »Wir fühlen mit Euch in Eurer Trauer. Glaubt mir, uns allen ist dieses Gefühl sehr vertraut. Aber wir können nicht zulassen, dass Ihr Euch das Leben nehmt.«
    Besiegt ließ Lilias ihren Kopf gegen die Steinmauer sinken und sah zu ihm hinauf. »Ich habe schon viel zu lange gelebt, Grenzwächter. Wenn Ihr ein wahrlich ehrenhafter Mann wärt, Ihr würdet mich jetzt sterben lassen.« Ein kurzes Lachen entschlüpfte ihr. »Und wenn Ihr weise wärt, tätet Ihr dasselbe. Ich verspreche Euch, Ihr werdet diese Tat bereuen.«
    »Wärt Ihr eine wahrlich ehrenhafte Frau«, sagte Blaise ruhig,
»dann hättet Ihr Euch nicht mit dem Weltenspalter verschworen, um uns in die Irre zu führen und zu vernichten.«
    »Ich wollte weiter nichts, als in Ruhe gelassen zu werden«, murmelte Lilias. »Ich wollte unbelästigt weiterleben, in Beschtanag, wie ich es so lange getan habe. Satoris selbst wünscht sich in seiner Festung Finsterflucht nichts anderes. Ist das so viel verlangt? Wir beanspruchen auf dem Angesicht Urulats so wenig Platz. Und dennoch scheint es, als sei selbst das zu viel, als dass Haomanes Stolz es ertragen könnte. Fürst Satoris bot eine Gelegenheit, und ich packte sie am Schopfe. Letzten Endes waren es immer Haomanes Verbündete, die das Szepter des Krieges erhoben. Oder versucht Ihr nicht, die Prophezeiung zu erfüllen?«
    Blaise sah sie mit gerunzelter Stirn verständnislos an. »Wir sind weder grausam noch unvernünftig, Lilias von Beschtanag. Wenn Ihr uns eine Chance gebt, dann werdet Ihr das vielleicht auch erkennen. Wenn dies nicht Euer Wille ist … Ihr wisst sehr gut, Hohe Frau, dass Ihr Eure Freiheit zurückbekommen und dann mit Eurem Leben tun könntet, was Ihr wollt, es sogar beenden – für eine kleine Gegenleistung. Sagt uns, wie man die Macht des Soumanië beherrscht. Gebt uns die Weisheit des Drachen.«
    Lilias schüttelte den Kopf und war sich der soliden Mauer hinter sich bewusst. Ihr Heim, ihre Festung. Und jetzt ihr Gefängnis. Dennoch, es stand noch und war ein Zeugnis dessen, was sie erschaffen hatte. Ein Denkmal für Calandors Tod. Der Aberwitz, der in den letzten Geschehnissen lag, erschien ihr nun nicht mehr bitter, sondern passend. »Nein, Grenzwächter. Was auch immer Ihr mir vorwerfen mögt, es gibt ein Vertrauen, das ich niemals enttäuschen werde, und einen Tod, den ich niemals verzeihen kann.«
    Er seufzte. »Dann bleibt Ihr bei uns.«

ACHTUNDZWANZIG
    G enau hier, Jungs.« Vorax tippte auf die Karte. »Hier in der Nordfurche. Es gibt – oder gab vielmehr – einen Knoten auf halber Höhe des Bergrückens. Dort, vermutet Fürst Satoris, werden sie gelandet sein, wie er nach ihrem Weg durch die Bahnen berechnet hat.«
    Er sah auf, um zu überprüfen, ob sie ihm folgen konnten. Bei Osric und den anderen Stakkianern hatte er keinen Zweifel, aber bei den Fjeltrollen wusste man nie genau. Einige von ihnen sahen ihn mit begeisterter Verständnislosigkeit an; jedenfalls interpretierte er den Gesichtsausdruck inzwischen so. Jemand, der mit ihren Zügen nicht vertraut war, hätte vermutlich gar nichts aus ihnen herauslesen können. Immerhin wirkte der Fjel, den Hyrgolf ihm als Anführer der Einheit empfohlen hatte – ein junger Tungskulder namens Skragdal  – wach und aufmerksam.
    »Nun sind die beiden Wüstenmenschen«, fuhr Vorax fort. »Haltet Euch stets vor Augen, dass sie nie zuvor ihre Wüste verlassen haben, zumindest nicht, soweit wir wissen. Sie werden sich also vermutlich an Gebiete halten, die ihnen vertraut sind, und sich Richtung Tiefland wenden. Das liegt hier, wo die Furche einknickt.« Er fuhr an einer Linie auf der Karte entlang. »Wenn sie auf dem Weg hierher sind, und wir haben Anlass, das zu glauben, dann werden sie vermutlich den Tälern und den Flussbetten folgen.«
    »Fürst Vorax.« Osric, der sich über die Karte beugte, suchte seinen Blick. Der stakkianische Hauptmann war ein Mann in mittleren Jahren, standhaft und verlässlich. Nicht der beste oder der kühnste seiner Jungs – das war Carfax gewesen, der die Gruppe mit dem Köder geführt hatte –, aber vernünftig; ein Mann, dem man vertrauen konnte. »Was ist, wenn sie nicht auf dem Weg hierher sind?«

    »Nun, dann gibt es keinen Grund zur Sorge, oder?« Vorax grinste unter seinem Bart und klopfte Osric auf die Schulter. »Lasst uns davon ausgehen, dass sie es sind. Wenn wir uns irren, geht ihr zurück und nehmt ihre Spur – oder das, was noch von ihr übrig sein

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