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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Fels führten. Aracus schrie vor Schmerz laut auf und schlug die Hände an seine Stirn, riss hastig den Reif vom Kopf und barg den Soumanië in seiner Hand. Als das Juwel wie ein roter Stern in seinem Griff erstrahlte und auf die weit entfernte Kraft des Gottestöters antwortete, wusste sie, was der Weltenspalter getan hatte und dass der Gesandte in den Bahnen gefangen war.
    »Sagt mir, wie ich ihn erreiche!«, tobte Aracus. »Sagt mir, wie man dieses Ding benutzt!«
    Lilias zuckte die Achseln. »Gebt mir den Soumanië.«
    Das tat er natürlich nicht, er war kein Narr. Er starrte sie lediglich an, während die Ellylon leise und gedämpft darüber sprachen, was geschehen war, und erklärten, dass nicht einmal der Soumanië das Werk des Gottestöters ungeschehen machen konnte. Auch wenn sie die Kraft des Juwels nicht selbst anzapfen konnten, gab es doch immer noch Dinge, die sie wussten, die sie verstanden , die Kinder Haomanes. Sie erklärten es dem Mann, der König des Westens werden wollte, und ihre perfekten Gesichter waren angespannt und weiß wie Porzellan. Die Ellylon liebten die tiefen Orte unter der Erde nicht.

    Letztlich kehrten sie in ihren Beratungsraum zurück, den Lilias nicht verlassen durfte. Sie war ein Gepäckstück, das nicht mehr gebraucht wurde, aber zu kostbar war, um weggeworfen zu werden. Ihre Würde hatte sie, wie auch das Recht auf das Alleinsein, in einem anderen Leben zurücklassen müssen. Sie saß in einer Ecke und bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen, während Haomanes Verbündete in wichtigtuerischem Ton darüber sprachen, wie sie Finsterflucht angreifen wollten. Sie ließen sie ihre Pläne mit anhören, so wenig fürchteten sie sie. Es war eine wahrhaft aberwitzige Wendung der Dinge.
    »Gebieterin«, flüsterte eine Stimme. »Gibt es irgendetwas, das ich Euch bringen könnte?«
    Lilias sah durch den strähnigen Vorhang ihrer Haare auf.»Pietre!« Es war erschreckend, welche Dankbarkeit in diesem Erkennen lag. Tränen traten in ihre Augen. »Geht es dir gut? Hat man dich gut behandelt?«
    »Ja, Gebieterin, recht ordentlich. Es war, wie Ihr gesagt hattet, man hat uns Gnade erwiesen.« Pietre kniete sich mit einem Bein nieder und hielt ihr das Tablett hin, das er trug; ein Silbertablett aus ihren Vitrinen, mit Käse und pelmaranischem Brot beladen. Besorgnis lag in seinem Blick. »Wollt Ihr nichts essen? Ein bisschen Brot zumindest? Ich kann die Köche fragen, ob sie es in Wein eintunken und mit heißer Milch aufgießen können …«
    »Nein«, setzte Lilias an und hielt dann inne. »Würdest du noch etwas für mich tun?«
    »Alles.«
    Sie sagte es ihm, flüsterte es ihm zu, die Lippen nah an seinem Ohr. Pietre schüttelte entschieden den Kopf, und sein braunes Haar strich über ihre Wange. Erst als einer der Ellylon mit nachlässiger Neugierde zu ihnen hinübersah, gab er nach. Dennoch blieb er wankelmütig in seiner Bereitschaft. »Seid Ihr sicher ?«, fragte er, und seine Augen bettelten darum, dass sie Nein sagte.
    »Ja.« Lilias lächelte beinahe. »Ich bin sicher.«
    Es gab ihr neuen Lebensmut, zumindest noch für eine kleine Weile, und das an sich war bitterste Ironie. Sie rollte sich in ihrer Ecke
zusammen, die Arme um die Knie geschlungen, und verfolgte mit halbem Ohr die Beratung von Haomanes Verbündeten, während sie auf Pietres Rückkehr wartete. Es dauerte nicht lange, und er war mit dem Silbertablett zurück. Es machte sie stolz, die aufrechte Linie seines Rückens zu sehen und die große Würde, mit der er seine Aufgabe versah. Aracus Altorus und seine Leute nahmen seine Dienste ohne Nachdenken in Anspruch, griffen nach einem Bissen Brot oder Käse, nach einem Kelch mit Wein. Nur Blaise blieb wachsam und misstrauisch; er drang darauf, dass Pietre alles probieren musste, was er den Verbündeten servierte.
    Und das tat er natürlich willig. Alles außer dem Becher mit dem heißen Wein und dem darin eingetunkten Brot, das war für sie.
    Pietre kniete sich neben sie und reichte ihr den Kelch, das Tablett mit einer Hand balancierend. Nun standen ihm die Tränen in den Augen, dicke, schimmernde Tropfen. »Es ist das, was ihr verlangtet«, murmelte er. »Sarika wusste, wo es aufbewahrt wird. Aber ich bitte Euch, Herrin! Wir beide bitten Euch …«
    »Dir gebührt mein Dank, Pietre. Und ich gebe dir meinen Segen, was immer er wert sein mag.« Lilias griff gierig nach dem Kelch, umfasste ihn mit den Händen und sog das Aroma des Getränks ein. Es roch nach Wein und

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