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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Opfern des meinen. Dieses Mal jedoch beschworen sie ihn selbst herauf.«
    »Die Versengten.« Das Wissen brachte ihr Erleichterung und eine andere Art der Trauer. »Oh Fürst Satoris. Weshalb?«
    »Sinnlos.« Fürst Satoris bückte sich und riss eine Handvoll Trauerglöckchen ab. Er hielt sie fest in seinem Griff und betrachtete die dünnen, herabhängenden Wurzeln, die leicht zuckten. Die zarten Blumen sanken gegen seine dunkle Hand und läuteten immer noch leise. »Wie das?«, fragte er die erschauernden Blüten. »Ich schuf euch und gab euch das Leben. Wieso läutet ihr für ihren Tod? Sinnlos? Wie
konnte er sinnlos sein, wenn sie versuchten, das Wasser des Lebens dazu zu verwenden, um das Feuermark zu löschen? Wie konnte er sinnlos sein, wenn sie versuchten, mich zu zerstören?«
    Hoffnung rührte sich in Cerelindes Brust, gepaart mit Unruhe. »Haomanes Prophezeiung«, hauchte sie.
    »Haomanes Prophezeiung .« Er wiederholte die Worte voller Verachtung und warf ihr die verwelkenden Pflanzen vor die Füße. »Die Prophezeiung meines Älteren Bruders ist das Konstrukt seines Willens, nicht mehr, und Ihr gehört zu den Werkzeugen, mit denen er daran baut. Gebt Euch nicht so schnell der Hoffnung hin, Hohe Frau. Ich habe einen eigenen Willen, und auch mir stehen Werkzeuge zur Verfügung.«
    Rankende Wurzeln zuckten über die Spitzen ihrer Pantoffeln, und das Läuten der sterbenden Glöckchen erstarb zu einem Wimmern, während die Pflanzen, die noch in ihrem Beet standen, aufs Neue laut trauerten. Der Weltenspalter war in einer seltsamen Stimmung, unberechenbar und entrückt. Der kupfersüße Geruch seines Blutes vermischte sich mit dem Schwefel, der noch in der Luft hing. Wenn er willens war, sich gegen Finsterflucht selbst zu wenden, welche Hoffnung bestand dann für sie? Cerelinde unterdrückte ein Erschauern und spürte, dass sie es tödlich müde war, auf Messers Schneide zu leben, ständig in Furcht und Angst.
    »Wieso beendet Ihr es nicht?«, fragte sie erschöpft und besiegt. »Wenn Ihr die Prophezeiung fürchtet, wieso nehmt Ihr nicht einfach mein Leben? Euer Vorax würde es mit Freuden tun.«
    »Nein«, sagte er schlicht. »Das tue ich nicht.«
    »Wieso nicht? Weil es noch eine andere gibt?« Ihr Puls schlug schneller, als sie sich daran erinnerte, was er ihr zuvor einmal gesagt hatte, an jene Worte, von denen sie sicher gewesen war, dass es sich um Lügen handelte. Dennoch wäre es leichter gewesen, dem Tod ins Auge zu sehen, wenn es wirklich so war.»Stimmt es? Dass Elterrions Linie anderswo fortbesteht?«
    »Nein, Hohe Frau.« Der Schöpfer lachte bitter auf. »Oh ja, dieser Teil stimmt durchaus. Es gibt andere. Es wird immer andere geben. Andere Helden, andere Heldinnen. Andere Prophezeiungen, die es
zu erfüllen gilt, andere Feinde, die man hassen muss. Es werden Geschichten erzählt und vergessen und wieder neu erfunden werden, bis eines Tages, vielleicht, die Allerälteste wieder in den Erinnerungen auftaucht und der Anfang enden und das Ende beginnen mag. Ach, Uru-Alat!« Er seufzte. »Bis die Trauerglöckchen für immer verstummen, wird es stets andere geben.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte sie verwirrt.
    »Was wäre, wenn ich Euch bitten würde zu bleiben?« Seine Stimmung änderte sich wieder, und nun schimmerte das rote Licht der Bosheit in seinen Augen. »Ihr könntet vielleicht diesen Irrsinn mildern, der mich viel zu schnell ergreift, diesen Zorn. Es gäbe keinen Grund für Krieg, wenn Ihr es aus freien Stücken wähltet, Tochter der Erilonde; und an diesem Ort gibt es durchaus Schönheit. Es gäbe noch mehr, wenn Ihr Euch entschlösset, hierzubleiben.« Er streckte ihr die Hand entgegen. »Was würdet Ihr sagen, wenn ich Euch fragte?«
    Was, wenn es keine Lügen wären?
    Das Mondlicht zeichnete einen Schlagschatten seiner mächtigen Hand auf das tote und sterbende Gras. Cerelinde dachte an die vielen Jahre eines unruhigen Waffenstillstands, den ihr Einlenken bringen mochte, und maß sie gegen die Hoffnung, die ewige Hoffnung der Riverlorn. Die Hoffnung Urulats, der ganzen Welt, aber vor allem die ihres Volkes. Es war der uralte Traum, die Hoffnung, seit die Welt gespalten wurde, dass die Souma wiederhergestellt und das Land wieder ganz sein würde. Dieser Augenblick war nun näher gekommen als je zuvor, und sie war bereit zu sterben, um es wahr werden zu lassen. Sie konnte es sich nicht erlauben, etwas anderes zu glauben.
    »Ich würde Nein sagen«, erwiderte sie leise.
    »So.« Er ließ

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