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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Spuren waren trotzdem unübersehbar. Man hatte Bäume für die Belagerungsmaschinen und die Rammböcke gefällt; die Stümpfe und der Holzabfall zeugten davon. Asche und Knochen lagen rund um die Überbleibsel von vielen hundert Lagerfeuern. Lilias betrachtete die Stätte und schüttelte den Kopf. »Er hat nur versucht, seine Heimstatt zu beschützen«, sagte sie. »Mich zu beschützen.«
    Blaise warf ihr einen strengen Blick zu. »Das könnt Ihr ja den Müttern und Witwen jener Männer erzählen, die er in ihren Rüstungen bei lebendigem Leib geröstet hat.«
    Vor ihnen führte der Weg nun in den Wald hinein. Aracus Altorus ritt an der Spitze der Kolonne. Die Schatten der Kiefern dämpften das Licht auf seinem rotgoldenen Haar und verliehen den silbernen Rüstungen der Riverlorn, die ihn umgaben, einen wässrig-grünen Schimmer.
    »Ihr hättet Euch zurückziehen können«, sagte Lilias ruhig. »Das hätte genügt.«

    »Und Ihr hättet Euch ergeben können!« Ein Muskel zuckte an Blaises Wange. »Was erwartet Ihr von mir, Zauberin? Mitleid? Ihr habt Euch entschieden, Euch am Plan des Weltenspalters zu beteiligen. Ihr hättet Euch ergeben können, als er scheiterte, und Euch unserer Gnade überantworten.«
    Sie lachte freudlos. »Wäre mein Schicksal dann ein anderes gewesen, Grenzwächter?«
    »Das Eure?« Er hob die Brauen. »Nein.«
    »Seht Ihr.« Sie rieb sich die Wangen, die vom Salz ihrer Tränen steif geworden waren. »Es spielt keine Rolle, nicht wahr? Nichts ist letztlich wirklich wichtig. Dabei sollten wir es belassen, Grenzwächter. Wenn Ihr reden möchtet, dann sprecht von etwas anderem.«
    Der Hufschlag der Pferde klang gedämpft auf dem breiten, ausgetretenen Pfad, und die Tiere wurden schneller, als Aracus Altorus die Gangart wechselte und sie nun langsam traben ließ. Es dauerte nicht lange, und die Vorhut ließ die Fußsoldaten, die langsamer vorankamen, hinter sich. Eine Besatzungstruppe, die aus den Männern des Regenten Martinek bestand, war zurückgelassen worden, um Beschtanag zu verwalten. Die übrigen Pelmaraner beabsichtigten, bei einem Regentenrat zu entscheiden, welche Kräfte sie nach Westen senden konnten; im Süden wollten die Vedasianer ihre eigenen Oberherren zusammenrufen. Herzog Bornin von Seefeste plante, die Heere der Mittlande zu sammeln. Die Übrigen wollten sich zur Zuflucht der Riverlorn nach Meronil begeben, um sich dort mit Ingolin dem Weisen zu beraten, auf Nachrichten von Malthus zu warten und die Macht des Soumanië beherrschen zu lernen, um dann einen Angriff auf Finsterflucht zu planen.
     
    In ihren Gemächern richtete sich Cerelinde störrisch auf.
    »Ich danke Euch, Fürst Vorax«, erklärte sie steif. »Bitte sagt Fürst Satoris, dass ich seine Einladung ablehne.«
    Die Irrlingsfrau Meara stieß in ihrer Ecke ein besorgtes Zischen aus. Vorax der Gierschlund legte die breiten Hände auf den vergoldeten Gürtel, der um seinen üppigen Bauch saß, wobei fairerweise gesagt werden musste, dass er nicht mehr so üppig war wie damals,
als er sie am Tor von Finsterflucht begrüßt hatte. »Glaubt Ihr, dass es mir Spaß macht, für ihn den Laufburschen zu spielen, Hohe Frau? Ich habe wichtigere Aufgaben zu versehen. Davon abgesehen sind die Einladungen des Fürsten verbindlich .«
    »Nun denn.« Sie legte die Spitzenstickerei, mit der sie sich die Zeit vertrieb, beiseite. »Wie der Fürst befiehlt .«
    Vorax hielt ihr die Tür zum Flur mit einer sardonischen Verbeugung auf, und als er lächelte, zeigten sich seine kräftigen Zähne in seinem Bart. Stirn und Wangen waren von kleinen Schorfstellen übersät. Cerelinde unterdrückte ein Schaudern, als sie so nahe an ihm vorübergehen musste, dass sie die Wärme seines Körpers spüren konnte. »Ihr seid zu gütig, Hohe Frau.«
    »Mitnichten.« Sie erwiderte sein falsches Lächeln und sah, wie sich die Augen des Stakkianers verengten. Es war in gewisser Weise eine Erleichterung, es mit ihm zu tun zu haben und nicht mit Tanaros. Vorax der Gierschlund brachte ihre Sinne und ihre Gedanken nicht durcheinander, und wie auch immer er seine langen unsterblichen Jahre bisher verbracht haben mochte, er war inzwischen gegen den Charme der Ellylon immun. Er hätte sie nur zu gern tot gesehen und gab sich kaum Mühe, das zu verbergen.
    »Dann folgt mir in den Garten.« Seine dicken Finger legten sich um ihren Arm, und dann führte er sie die Flure entlang. Der Schritt, den er dabei vorlegte, war schnell genug, dass sie hastig ausschreiten

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