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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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zuckte verkrampft die Achseln. »Sie besitzt einen Soumanië, den Malthus der Gesandte gern zurückerobern würde. Davon abgesehen weiß ich nichts. Jene, die ausgewählt wurden, wissen es selbst nicht. Ich weiß nur, dass man nach Arduan geschickt hat, um den mächtigsten Bogenschützen dort für die Gruppe von Gefährten zu gewinnen.«
    »Arduan«, wiederholte Tanaros langsam. Er ließ das Rhios los und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, das vom Bad noch feucht war. Die Bogenschützen von Arduan, jenem Land am nördlichen Rande des Deltas, waren bekannt für ihr Geschick mit dieser Waffe. »Weiß der Fürst davon?«
    »Ja.« Uschahins Augen schimmerten im Licht der Lampen.
    Der Geschmack von Angst kehrte in Tanaros’ Mund zurück, und der Triumph der Wehrübung des Tages war vergessen. »Glaubt er, dass es mit …«
    »… der verlorenen Waffe aus der Prophezeiung zu tun hat?«, ergänzte das Halbblut nüchtern. »Wie könnte es anders sein?«
    Beide schwiegen daraufhin.
    Dergails Soumanië war im Westen aufgegangen.
    Dergail der Gesandte war einmal einer von dreien gewesen, jener Drei, die Haomane der Erstgeborene im Vierten Zeitalter der Gespaltenen Welt gegen Satoris geschickt hatte. Und er war bewaffnet gewesen, wie sie alle. Mit einem Soumanië, einem jener polierten Splitter der Souma, versehen mit der Kraft, die Welt zu formen – und mit Waffen, die Haomane selbst erdacht hatte. Eine davon kannten sie gut, den Helm der Schatten, den Ardrath der Gesandte getragen hatte und der in Fürst Satoris’ Hände gefallen war, um dann verändert zu werden. Eine andere kannten sie ebenfalls und fürchteten sie: den Speer des Lichts, den Malthus verborgen hielt.
    Aber die letzte Waffe war der Pfeil des Feuers, und der war verschwunden, als Dergail sich besiegt in die Wogen gestürzt hatte. Niemand wusste, wo er sich befand.

    »Die Raben trugen ihn davon«, sagte Tanaros endlich. »Wissen sie es?«
    Uschahin schüttelte wieder den Kopf. »Sie sind, wie sie nun einmal sind, Vetter«, sagte er, für ihn auf sanfte Weise. »Kurze Leben, mit dem unseren verglichen, ein dunkles Federflattern in der Sonne. Sie wissen es nicht. Ebenso wenig wie die Wehre, die eine Erinnerung an jene Zeit haben. Die Raben brachten ihn nach Osten, aber er erreichte nie die Festungen von Pelmar.«
    Wenn er je zu den Wehren gekommen wäre, dann hätte Uschahin es als Einziger unter den Menschen – oder auch Ellylon – gewusst. Oronins Kinder hatten ihn aufgezogen, als alle anderen ihn verlassen hatten. Tanaros dachte darüber nach. »Dann weiß es Malthus«, sagte er.
    »Malthus hat einen Verdacht «, verbesserte Uschahin ihn. »Und spinnt demgemäß seine Ränke.«
    Tanaros breitete die Hände aus. »Sei es, wie es sei. Ich befehlige ein Heer, Vetter. Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
    »Tun?« Das Halbblut grinste, ebenso sprunghaft und launisch wie seine Irrlinge. »Nun, Vetter, tu, was du immer tust! Ich kam nur, um dir zu sagen, was ich weiß, und das habe ich getan. Du sprachst zudem von Raben.«
    »Raben.« Tanaros lächelte. »Ist es so weit?«
    »Es ist so weit, und mehr noch.« Uschahin erhob sich vom Teppich und streckte seine Glieder. »Es steht immerhin eine Hochzeit bevor, und die Raben sind zur Aufzucht zurückgekehrt, die Augen voller Bilder. Dein Freund ist unter ihnen. Willst du morgen mit mir zu den Rabenhorsten gehen, bevor der Hohe Herr sie zu sich ruft?«
    »Das will ich«, sagte Tanaros. »Sehr gern sogar.«

DREI
    L eichter Nebel kräuselte sich um die Baumstämme des Buchenwalds, und ihre Schritte waren lautlos auf dem Teppich aus gefallenen Blättern, noch weich und feucht vom Winter. Neue Triebe grünten an den Bäumen, die ihre Äste wie ein Dach über ihre Köpfe reckten.
    Ihr Grün war dunkler als das der Buchen, die Tanaros als Junge gesehen hatte, und die Blätter waren breiter, um das wenige Sonnenlicht einzufangen, das durch die Wolken drang. Die Stämme waren knorrig und verdreht, wie man es sonst nirgendwo sah, sie wanden sich im Wachstum um gerade Pfähle und wirkten ein wenig wie von Speeren getroffene Krieger, die verzweifelt versuchten, aufrecht zu stehen.
    Dennoch waren sie alt und stark, und ihre Wurzeln reichten tief in die Erde.
    Die Ellylon nannten es Verderbnis: Satoris Weltenspalter hatte das Land verdorben, denn der Ichor seiner nicht heilen wollenden Wunde tropfte wie Gift auf die Erde und verseuchte sie, bis nichts Gesundes mehr auf ihr wuchs.
    Das hatte auch Tanaros einmal

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