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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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trauerte, die den Fehlgezeugten als eigenes Kind annahm und ihm einen Namen in ihrer Sprache gab. Sie zog ihn auf nach Art der Wehre, bis Fürst Satoris
ihn zu sich rief und aus ihm und seinen Fähigkeiten eine tödliche Waffe formte.
    Tanaros beobachtete die Raben, seinen Raben. »Hast du niemals Sehnsucht, Vetter?«
    »Ich sehne mich auch.« Die Stimme des Halbbluts war trocken und farblos. »Ich sehne mich nach Frieden und nach dem Ende des ständigen Strebens. Nach einer Welt, in der die Wehre frei jagen können, so wie Oronin Letztgeborener sie schuf, frei von den Übergriffen der Menschen, Vetter. Ich sehne mich nach einer Welt, in der solche wie ich so gut leben können, wie es ihnen eben möglich ist, wo niemand aus Angst gegen uns die Hand erhebt. Willst du mir das verübeln?«
    »Nein.« Tanaros schüttelte den Kopf. »Das will ich nicht.«
    Einen Augenblick wirkte Uschahins Gesicht verletzlich und geprägt von altem Leid. »Nur Satoris hat mir je Hoffnung darauf gemacht. Dadurch ist mir dieser Ort, diese Zufluchtsstätte, sehr ans Herz gewachsen. Verstehst du, weshalb ich mich fürchte?«
    »Das verstehe ich«, sagte Tanaros mit gerunzelter Stirn. »Glaubst du, ich werde sein Vertrauen enttäuschen?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, antwortete das Halbblut zögernd.
    Tanaros sah zu dem Raben Bring hinüber, der listig über den niedrigen Zweig hüpfte und zu einem ansehnlichen Weibchen hinüberblickte. Ein Auge hielt er jedoch auf Tanaros gerichtet, falls der noch weitere Fleischbrocken aus seiner Gürteltasche zum Vorschein bringen würde. »Raben bleiben ihr Leben lang zusammen, wenn sie sich gepaart haben, nicht wahr, Vetter?«
    »Ja.« Uschahins Augen blickten wachsam drein.
    »Wie die Fjel.« Tanaros sah nun dem Traumspinner gerade ins Gesicht und richtete die Schultern auf. »Du musst nicht an mir zweifeln, Vetter. Ich habe meine Treue dem Herrn geschworen, wie die Fjeltrolle, die Raben oder die Wehre.« Unter seiner Brandnarbe dehnte sich sein Herz, jenes kräftige Schlagen, das ihn durch so viele Jahrhunderte getragen hatte, weiter und immer weiter. »Es ist die einzige Liebe, die nie nachgelassen hat.«
    Liebe , ja.

    Er wagte es, das Wort zu gebrauchen.
    »Dir ist bewusst, dass das, was du heute Nacht zu sehen bekommen wirst, für dich schmerzvoll sein mag?«, fragte Uschahin sanft. »Deine Sippe hat damit zu tun, und auch die Söhne des Altorus.«
    »Das ist mir bewusst.« Tanaros neigte den Kopf. »Und wie ist es mit dir, Vetter? Dir ist bewusst, dass wir von einer Vereinigung von Menschen und Ellylon sprechen?«
    Uschahin verzog das Gesicht und zeigte seine geraden Zähne. »Das ist mir bewusst, Vetter. Nur allzu gut.«
    »Dann sind wir uns ja einig«, sagte Tanaros.
    Der Rabe Bring gluckste tief in seiner Kehle und hüpfte von einem Fuß auf den anderen.
     
    Drei Wehre traten aus dem dichten Wald am Fuß des Beschtanag und kamen wie Rauch unter dem Blätterdach hervor. Sie erhoben sich, um statt auf vier auf zwei Beinen zu gehen, standen nun schlank und feingliedrig da. Oronins Kinder, vom Frohen Jäger selbst geschaffen. Sie hatten annähernd Menschengestalt, jedoch spitze Schnauzen und bernsteinfarbene Augen, und ihre Körper waren von dichtem Fell bedeckt.
    Einer trat einen Schritt vor die beiden anderen. Er sprach Lilias in der pelmaranischen Sprache an, jedoch mit starkem Akzent. »Zauberin, ich bin Botschafter Kurusch. Im Namen der Graufrau Sorasch melde ich mich auf deinen Ruf.«
    »Ich danke dir, Kurusch.« Lilias neigte den Kopf; sie spürte das Gewicht des Soumarië auf ihrer Stirn. Ihr Wachhauptmann Gergon und seine Männer hatten sie beunruhigt in ihre Mitte genommen; die Hände auf die Waffen gelegt, ließen sie die Wehre nicht aus den Augen. In einiger Entfernung, irgendwo oben auf dem Berg, hatte sich Calandor in seiner Höhle zusammengerollt und sah zu, einen belustigten Ausdruck in seinen grünen Augen. Lilias fürchtete die Wehre nicht. »Ich möchte unseren Pakt erneuern.«
    Kuruschs Kiefer öffneten sich zu einem wölfischen Grinsen und zeigten seine scharfen, weißen Zähne. »Ihr habt den roten Stern gesehen.«

    »Das habe ich«, sagte sie.
    »Das ist Haomanes Tat«, sagte er, und seine Brüder stießen ein tiefes, kehliges Knurren aus.
    »Vielleicht«, sagte sie vorsichtig. »Es verheißt Schwierigkeiten für all jene, die sich dem Willen des Gedankenfürsten nicht unterwerfen.«
    Kurusch wies mit der Schnauze zum Berg. »Ist dies die Weisheit der Drachen?«
    »Das

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