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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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in seinem Kopf sang. Er hob die Klinge im richtigen Winkel für einen heftigen Schlag und sah, dass sie die verletzliche Säule ihres Halses darbot, während ihr Blick dem Schwert folgte. Als er sprach, klang ihm die eigene Stimme seltsam in den Ohren. »Was tut Ihr an diesem Ort?«
    »Ich könnte Euch dasselbe fragen«, sagte sie ruhig. »Wünscht Ihr einen Blick auf das zu werfen, was hätte sein können, Fürst Vorax? Es
ist nur ein kleiner Zauber, einer der wenigen, der den Riverlorn noch geblieben ist, aber ich bin bereit, ihn zu teilen. Ihr müsst nichts weiter tun als in Eurem Herzen dazu bereit sein; Ihr müsst es wirklich wissen wollen.«
    Er biss die Zähne zusammen. »Nein danke.«
    »Nun denn.« Sie beobachtete, wie das Kerzenlicht auf der Schneide seines Schwertes funkelte. »Ich mache Euch daraus keinen Vorwurf, angesichts dessen, was Ihr gewählt habt. Sie sind bereit. Sie finden Trost in diesem Wissen, die armen, zerstörten Geschöpfe. Kann daraus Schaden entstehen, Fürst Vorax? Habe ich ein Vergehen begangen? Ich wurde an diesen Ort gebracht.«
    »Wer …?«
    »Verschwindet!« Aus den Schatten stürzte eine Gestalt auf ihn zu, die Augen weit aufgerissen und wild mit den Armen fuchtelnd. Vorax hob sein Schwert und trat einen Schritt zurück. Kurz konnte er schwammige Gesichtszüge unter verfilztem Haar erkennen. »Verschwindet!« , kreischte die Irrlingsfrau und schlug nach ihm. »Ihr habt sie hergebracht, aber das hier ist unser Ort! Unser ! Verschwindet!«
    Er packte ihre dünnen Handgelenke mit einer behandschuhten Hand und hielt sie auf Abstand. Es dauerte einen Augenblick, bis ihm ihr Name einfiel, aber er hatte sie schon einmal gesehen; sie war eine von Tanaros’ Lieblingen, oder vielmehr war Tanaros wohl eher ihr Liebling. Bei diesen Irrlingen wusste man nie. »Meara«, sagte er. »Was tust du hier? Was soll das?«
    Sie sackte unter seinem Griff zusammen, wand sich hin und her, um ihn durch das dunkle, stumpfe Haar hindurch anzusehen. »Wir zermürben uns immer wieder mit dem Gedanken, was hätte sein können. Versteht Ihr nicht?« Tränen standen in ihren Augen, die gar nicht zu ihrem Gesichtsausdruck zu passen schienen. »Ich habe ihn gewarnt, Herr«, sagte sie. »Ich habe es getan. Ich habe versucht, es ihm zu sagen. Aber er wollte nichts davon wissen, und er ging, und Uschahin ging auch, und dann waren wir allein. Ist das nicht klar?«
    »Nein.« Vorax lockerte seinen Griff, und sie sank auf dem Boden der Kammer zusammen. »Nein«, wiederholte er, »das ist es nicht.« Er betrachtete sie; Meara, die ihr Gesicht abgewandt hatte, und den
jungen Ludo, der weinte. Andere weinten ebenfalls. Nur die Hohe Frau Cerelinde stand mit trockenen Augen da. »Hört zu«, sagte er zu den Irrlingen. »Dieser Ort, all diese Orte gehören Fürst Satoris. Was hätte sein können … ist nun einmal nicht so gekommen. Versteht ihr?«
    Zustimmendes Heulen antwortete ihm. Einer der Irrlinge schlug den Kopf gegen einen vorstehenden Fels, bis Blut von seiner Stirn lief. »Sein Blut!«, stöhnte er. »Das Blut des Fürsten!«
    »Ja.« Vorax sah sie einen nach dem anderen ernst an. »Das er vergoss, um uns alle zu beschützen, und das er jeden Augenblick unter Qualen weiter vergießt. Wollt ihr dieses Opfer verachten?« Heulend verneinten sie. »Gut«, sagte er. »Denn Uschahin Traumspinner, euer Herr, wird bald zurückkehren. Und auch Tanaros Schwarzschwert wird kommen, der bereits jetzt auf dem Heimweg ist. Wollt ihr, dass sie dann sehen, wie ihr über Dinge weint, die hätten sein können ?«
    Vielleicht war es das richtige Wort zur rechten Zeit, wer wusste das schon bei den Irrlingen? Sie zerstreuten sich jammernd in die vielen Gänge Finsterfluchts. Nur Meara und die Ellylfrau blieben zurück, die eine noch immer zusammengekauert, die andere noch immer aufrecht.
    Vorax stieß scharf die Luft aus, fuhr sich mit dem Unterarm über die Stirn und schob das Schwert wieder in die Scheide. »Meara«, sagte er in lockerem Ton, »ich würde vorschlagen, dass du die Hohe Frau wieder in ihre Gemächer bringst und nicht zulässt, dass sie sich daraus fortbewegt, es sei denn, dass der Fürst nach ihr schickt. Wenn ich dich hier noch einmal entdecke, werde ich nicht zögern zuzuschlagen. Und falls du glaubst, meine Gnade sei grausam, dann denke daran, was Uschahin Traumspinner mit ihr täte. Er bringt ihrem Geschlecht keine Liebe entgegen.«
    »Ja, Herr.« Meara stand mürrisch auf und zupfte an Cerelindes Ärmel.
    Die

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