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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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ist sie«, sagte Lilias.
    Kurusch wandte sich nun seinen Brüdern zu und redete in ihrer eigenen Sprache mit ihnen; die harten Laute klangen seltsam für das menschliche Ohr. Lilias wartete geduldig. Für sie war das Bündnis mit den Wehren keine Selbstverständlichkeit. Einst hatte der ganze Osten ihnen gehört, bis die Menschen gekommen waren, das Land in Besitz genommen und sie aus ihren Jagdgründen vertrieben hatten. Im Vierten Zeitalter der Gespaltenen Welt hatten die Wehre ein Bündnis mit Satoris Fluchbringer geschlossen, der damals den ganzen Westen beherrschte. Dann kamen Haomanes Gesandte übers Meer, ausgerüstet mit den drei Soumarië und den Waffen aus Torath, dem Helm der Schatten, dem Speer des Lichts und dem Pfeil des Feuers.
    Dann war es zum Krieg gekommen, zu einem Krieg, wie es ihn nie zuvor gegeben hatte. Von allen Geschlechtern der Geringeren Schöpfer hatten sich nur die Zwerge, Yrinnas Kinder, nicht daran beteiligt und sich stattdessen zum Frieden verpflichtet.
    Während Menschen, Ellylon und Fjel auf der Ebene von Curonan kämpften, lagen die Wehre am westlichen Ufer von Urulat auf der Lauer – dort, wo man sie am wenigsten erwartete. Als die Schiffe von Dergail dem Gesandten und Cerion dem Lotsen anlegten und man beabsichtigte, Satoris in den Rücken zu fallen, stemmte sich ihnen die ganze Macht der Wehre entgegen, und die Wehre siegten. Dergail stürzte sich ins Meer, und sein Soumanië und der Pfeil des Feuers gingen verloren. Cerion der Lotse wandte sich mit seinen Schiffen zur Flucht und verschwand in den ellylischen Legenden.
    Und dennoch war es kein Sieg.

    Vielleicht, wenn die Wehre im Westen geblieben wären. Satoris war zwar verwundet worden und hatte sich im Tal von Gorgantum verstecken müssen, doch dort war er unangreifbar. Aber nein, Oronins Kinder waren stattdessen wieder nach Osten zurückgekehrt, in die heimischen Wälder, wie eine graue Flut, und der Zorn der Menschen brandete ihnen entgegen, denn Haomanes Gesandte und das Heer von Menschen und Ellylon, das sie angeführt hatten, waren ebenfalls gescheitert. Und die Menschen nahmen an Zahl zu, wurden immer gewitzter, wenn es darum ging, die Jäger zu jagen, und sie warteten, bis sie die Wehrjungen im Frühling in ihren Höhlen erwischen konnten, während die Wehrmütter und ihre Gefährten auf Futtersuche waren.
    Nicht so in Beschtanag. Vor vielen Jahrhunderten hatte Lilias einen Pakt mit der Graufrau geschlossen, der Herrscherin der Wehre. Oronins Kinder konnten in den Wäldern von Beschtanag frei jagen. Im Gegenzug sicherten sie die Grenzen des Landes.
    Nachdem er sich mit seinen Brüdern besprochen hatte, nahm Kurusch eine kauernde Haltung ein. Gergon befahl seinen Wächtern, einen schützenden Schritt näher an Lilias heranzutreten, und die zwei Brüder kamen daraufhin ebenfalls näher.
    »Halt ein, Gergon.« Lilias hob belustigt die Hand. Über lange Zeit schon, länger als die Lebensspanne eines Menschen währte, hatte sie die Wehre zu sich gerufen. Gelegentlich vergaß sie, wie kurz das Leben ihrer Wachhauptmänner war. »Botschafter Kurusch spricht nur mit der Graufrau.«
    Gergon warf dem Wehr einen misstrauischen Blick zu und zuckte die Achseln. »Wie Ihr befehlt, Hohe Frau.«
    Kurusch kauerte sich noch tiefer auf den Boden und beugte den Kopf. Seine krallenbewehrten Hände gruben sich in den Waldboden, die Knochen seiner Schulterblätter standen wie grau bepelzte Flügel hervor. Dann verdrehte er die Augen, bis nur noch das Weiße sichtbar war, und sprach zur Graufrau.
    Oronins Kinder verfügten über seltsame Zauber.
    Glücklicherweise dauerte es nicht allzu lange, bis sich Kurusch wieder entspannte und aufstand. Mit einem neuerlichen scharfzahnigen
Grinsen streckte er die Hand aus. »Ja«, sagte er, »die Graufrau Sorasch stimmt zu.«
    Lilias ergriff seine haarige Hand. Seine Handballen schoben sich rau gegen ihre Handflächen, und die Krallen kratzten leicht über ihre Haut. Sie sprach die rituellen Worte ihres Bundes. »Eure Feinde seien die meinen, und meine Feinde seien die Eurigen.«
    »Meine Feinde seien die Eurigen, und Eure Feinde seien die meinen«, gab Kurusch zurück.
    Er senkte kurz grüßend seine Schnauze, dann wandte sich der Botschafter der Wehre um, und seine Brüder folgten ihm. Nur wenige Herzschläge später waren sie wieder mit jenem Wald verschmolzen, aus dem sie gekommen waren. Der Pakt war erneuert worden. Beschtanags Verteidigung war gesichert.
    Von seinem entfernten Lager drangen

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