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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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drängten weder Lust noch Tod, sich fortzupflanzen, und daher geschah das langsam und in großen, Zeitalter umfassenden Abständen. Menschen, die denkenden Menschen, zogen an ihnen vorüber, sie lebten und starben, verteilten ihren Samen über ganz Urulat und erfüllten damit Haomanes Befürchtungen.

    »Eine Hochzeit!«, rief Vorax und deutete auf den Rabenspiegel. »Seht doch, Herr. Der Ellyl spricht von Zelten, hier und hier. Frisches Wasser von dort drüben, die Vorräte werden über den Fluss hergebracht, und dort wird ein Anleger gebaut. Aus dem Westen werden die Riverlorn kommen, mit Cerelinde. Sie wollen den Ehebund hier im Tal von Lindanen schließen.«
    Fürst Satoris lächelte.
    »Ich glaube«, sagte er, »dass es nicht dazu kommen wird.«
    Und noch andere Dinge zeigte der Rabenspiegel.
    Die Raben von Finsterflucht hatten Urulat der ganzen Länge und Breite nach überflogen und nur die großen Flächen der Unbekannten Wüste in der Mitte ausgelassen, wo es kein lebenserhaltendes Wasser gab. Aber sie waren in den Süden geflogen, und in den Osten und Norden. Und an allen Orten, die sie erforscht hatten, war es das Gleiche.
    Heere zogen sich zusammen.
    Im Süden verstärkte der Herzog von Seefeste seine Truppen und sicherte seine Grenzen. An der geschwungenen Küste der Harrington-Bucht, wo die Möwen über dem Meer schrien, legten die Freien Fischer die Netze beiseite und schärften ihre langen Messer. Die Ritter von Vedasia ritten in ansehnlichen Grüppchen die Straßen an den Obstgärten entlang, und hier und da erschienen Zwerge am Straßenrand und grüßten still, als sie vorüberkamen. In Arduan kamen Männer und Frauen auf den Marktplätzen zusammen, die Köcher über die Schultern geschwungen, und hielten Reden. Auf den Straßen der Stadt Pelmar drängten sich die Soldaten, und in langen Zügen marschierten sie durch die Wälder. Am östlichen Rand der Wüste wetzten die Rukhari ihre geschwungenen Säbel. Die Tore der steinernen Festungen von Stakkia im Norden waren gesichert und geschlossen.
    »Was träumen sie, Traumspinner?«
    »Vom Krieg, Herr«, sagte Uschahin kurz. »Sie träumen vom Krieg. Sie träumen von einem roten Stern, der im Westen erschienen ist, und von den Gerüchten über eine kommende Hochzeit. Sie träumen voll Angst davon, dass sich Fjeltrolle aus den Bergen aufmachen, in so großer Zahl, wie sie noch niemand bisher gesehen hat.«

    »Träumen sie vom Pfeil des Feuers?«
    Uschahin hielt inne und schüttelte dann den Kopf. »In Arduan schon. Alle Arduaner träumen von Oronins Bogen und dem Pfeil des Feuers. Aber sie wissen nicht, wo sie sind.«
    Satoris Drittgeborener, den die Ellylon Fluchbringer und die Menschen den Weltenspalter nannten, sah den vorüberwirbelnden Bildern zu, bewegungslos wie die Berge. »Haomane«, murmelte er, und dann wieder: »Haomane!« Er seufzte und sammelte sich. »Sie werden nicht zuschlagen, noch nicht. Nicht, bevor es diese Hochzeit gegeben hat und die Prophezeiung meines Älteren Bruders, soweit sie sie verstehen, ihnen Mut macht.« Ein Leuchten flammte in seinen Augen auf. »Dann werden sie Krieg an meine Schwelle tragen.«
    »Nicht die Stakkianer, Herr«, versprach Vorax. »Sie schützen die Ihren, aber sie haben für viel Gold die Treue geschworen und uns zum Zeichen ihrer Ergebenheit eine Hundertschaft Soldaten geschickt. Solange wir die Tunnel sichern können, werden unsere Versorgungslinien offen bleiben. Und die Rukhari der Wüste können mit schnellen Pferden gekauft werden, denn sie lieben die Rösser mehr als alles andere, und sie hassen die Pelmaraner.«
    »Treuer Vorax«, sagte der Schöpfer sanft. »Dein Herz ist so groß wie dein Appetit. Ich weiß sehr wohl, was du geleistet hast, und ich bin dankbar dafür. Es ist das Unbekannte, das ich fürchte.«
    Wenn das Unbekannte einst bekannt ist …
    Tanaros schauderte, als die Prophezeiung ihn wie eine weiche Feder berührte.
    »Herr.« Uschahin deutete auf den Rabenspiegel. »Da ist noch etwas.«
    Immer weiter umkreiste sie wirbelnd der dunkle Mahlstrom, vorbeihuschende Bilder entstanden auf dem schwarzen Federglanz, und die runden Augen strahlten wie Sterne. Immer weiter umkreiste er sie, unentrinnbar wie die Zeit.
    Nachdem sich die Gesandtschaften im Tal von Lindanen voneinander verabschiedet hatten, ging Blaise Caveros von der Grenzwacht, Aracus’ Oberster Ritter, mit den Ellylon. Er sprach lange mit einem Anführer seiner Leute, einem jungen Mann, der ernst
salutierte, das Kinn

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