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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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vorgereckt. Aracus Altorus ergriff Blaises Handgelenke und sah ihm in die Augen. Dann trennten sie sich. Blaise ritt mit den Riverlorn nach Meronil einer größeren Aufgabe entgegen und sah sich nicht mehr um.
    Tanaros beobachtete ihn hungrig.
    Was konnte so wichtig sein, dass es den Obersten Ritter von der Seite seines Lehnsherrn trieb? Nichts, jedenfalls hatte es das während der Zeit seines eigenen sterblichen Lebens nicht gegeben. Aber offenbar gab es jetzt etwas. Blaise Caveros, sein entfernter Verwandter, verließ seinen Herrn ohne einen weiteren Blick, den Rücken unter dem grauen Mantel gerade aufgerichtet.
    »Was hast du vor, Malthus?«, flüsterte Fürst Satoris.
    Darauf gab es keine Antwort. Der Rabenspiegel drehte sich weiter und gewährte nur noch kurze Einblicke. Ein Turnier und surrende Bogensehnen. Gefiederte Pfeile und ein stiller Aufschlag. Aufwirbelnde Federn. Ein einsamer Arduaner, der sich auf eine Reise machte, die eingerollten Zöpfe unter einer Ledermütze versteckt.
    Er – oder vielmehr sie, denn es war eine Frau, wie sich zeigte – hielt auf die Unbekannte Wüste zu, von der die Raben nur kurze Blicke gewährten, da sie sich der Wasserknappheit dort nur zu bewusst waren.
    Malthus der Gesandte hält seinen Beschluss gut geheim …
    »Das reicht!« Der Schöpfer ballte die Fäuste, und der Rabenspiegel löste sich auf, zitterte, zerbrach in tausend dunkle Stücke. Schlafplätze wurden gesucht, schuppige und krallenbewehrte Vogelklauen umkrallten ihre Sitzstangen, und die klugen Augen zwinkerten, während der Schöpfer hin und her wanderte und der Turm unter seinen Schritten erbebte. Ein einziger Rabe, der ein unordentliches Federbüschel auf dem Kopf trug, krächzte eine furchtsame Frage. Die Luft war erfüllt von kupfersüßem Blutgeruch.
    »Es soll nicht sein«, sagte Fürst Satoris. »Obwohl ich meinen Älteren Bruder in Frieden gelassen habe, setzt er mir weiter nach, in jedem Zeitalter aufs Neue. Seine stete Feindseligkeit ermüdet mich. Wenn Haomane den Krieg wünscht, meine drei Krieger, dann soll er ihn bekommen. Und ich werde nicht warten, bis er ihn an meine
Schwelle trägt.« Damit wandte er sich an Tanaros. Sein Blick brannte wie glühende Kohlen in der Nacht. Eine Spur glitzernden Ichors rann an der Innenseite seines Schenkels herab und stank nach Blut, nur noch stärker. »Mein Heerführer, der die Menschen mitzureißen versteht. Bist du bereit, durch den Marasoumië zu reisen?«
    Tanaros verbeugte sich.
    Er hatte keine andere Wahl.
    »Ich tue, was Ihr mir befehlt, Herr«, sagte er, obwohl sich ein einzelner Rabe aus der Schar gelöst hatte und sich auf seine Schulter setzte. Er strich mit den Fingerspitzen über die gesträubten Federn. »Sagt mir, was Ihr wünscht.«
    Das tat Satoris.

VIER
    L ilias wusste es.
    Es war, als würde sich hinter ihrer Stirn etwas zusammenziehen und der Reif, den sie seit Urzeiten trug, plötzlich zu eng werden. Bewusstsein sickerte in das Innere ihres Kopfes, und der Soumarië wärmte ihre Haut und ließ sie fiebern.
    Sie wanderte durch die Hallen ihrer Festung in Beschtanag, rastlos und unruhig, war barsch zu ihren Dienstboten, ihren kleinen Hübschen, wenn sie versuchten, sie zu beruhigen. Calandor hatte ihr vor langer Zeit beigebracht, wie man die Herzen und Köpfe jener, die ihr dienten, beeinflusste, und sie waren die einzige Leidenschaft, die sie sich gönnte. Einige von ihnen blickten mürrisch drein, aber nicht alle. Sie hatte stets versucht, ihre Leute möglichst weise auszuwählen. Die kleine Sarika weinte, ganz in sich zusammengekauert, und feuchtes Haar klebte an ihren tränennassen Wangen. Pietre folgte seiner Gebieterin auf Schritt und Tritt und hielt die Schultern mannhaft aufgerichtet, bis sie auch ihn anfuhr. Dabei hatten ihre Diener keine Schuld, und sie fühlte sich schlecht deswegen.
    »Calandor«, flüsterte sie und streckte ihre Gedanken nach ihm aus. »Oh Calandor!«
    Ich bin hier.
    Als die Gedanken des Drachen sie berührten, entspannte sich die Zauberin des Ostens und war ein wenig beruhigt. »Es kommt einer, der durch den Marasoumië reist.«
    Ja, kleine Schwester. Einer der Gebrandmarkten.
    Lilias umklammerte das Geländer der Balustrade und starrte den Abhang des Berges hinunter.
    Hier war sie natürlich sicher. Die grauen Felsvorsprünge, der
Mantel aus Kiefern, der sich wie eine grüne Schürze unter ihr ausbreitete. Gergon und seine Wachleute hielten sie, und die Wehre verteidigten die Grenzen, aber der Berg

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