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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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den Schattenhelm auf seinem Kopf. Ein Mensch, nicht mehr, nicht weniger.
    »Euer Herr hat Euch ausgesandt.«
    »Ja.« Der Soldat verneigte sich vorsichtig. »Er bittet um einen Gefallen, Hohe Frau. Ihr wisst, dass Dergails Soumanië im Westen aufgegangen ist?«
    »Das weiß ich.« Ein irres Lachen regte sich in Lilias’ Kehle, aber sie unterdrückte es. Es schmeckte nach Verzweiflung. »Ich weiß es schon seit vielen Wochen, Tanaros Schwarzschwert.«
    Seine Augen blickten müde. »Sollten wir dann nicht reden?«
    Lilias neigte den Kopf. »Folgt mir.«
    Sie war sich seiner Anwesenheit bewusst, wie er hinter ihr die Treppe emporstieg. Seine Schritte bildeten ein Echo zu den ihren, und er hielt respektvoll Abstand. Ihr stellten sich die Nackenhärchen auf und sie fühlte ein Kratzen in der Kehle, wenn sie daran dachte, wie seine Frau gestorben war.
    Er war für sie keine Bedrohung.
    Aber dennoch.
    »Gebieterin!« Ihr Wachhauptmann Gergon wartete oben an der Treppe. Er trat einen Schritt vor und runzelte die Stirn. »Ihr hättet nach uns schicken sollen …« Ihr tapferer, erfahrener Hauptmann vergaß, was er hatte sagen wollen, und blickte ihren Begleiter starr vor Ehrfurcht an. »Heerführer Tanaros!«

    »Hauptmann.« Der Soldat verneigte sich höflich.
    Gergons Blick glitt zum Heft des schwarzen Schwertes, das unauffällig an Tanaros’ Seite hing. Er blinzelte, seine Kiefermuskeln mahlten, aber kein Ton kam über seine Lippen. Hinter ihm drängten sich zwei junge Wachleute in den Farben von Beschtanag, Waldgrün und Bronze, sie reckten die Hälse, um über die Schulter ihres Hauptmanns zu sehen.
    Bei Männern geht es immer um die Klingen.
    Die Stimme des Drachen klang belustigt, und daran erkannte Lilias, dass ihr keinerlei Gefahr drohte. Sie seufzte innerlich und bemühte die Kraft des Soumanië. »Hauptmann Gergon, ich danke Euch für Eure Sorge. Ich werde Euch rufen lassen, wenn ich Eurer Hilfe bedarf.«
    Gergon trat daraufhin zur Seite, da ihm nichts anderes übrig blieb, und seine jungen Wachleute beeilten sich, hinter ihm Aufstellung zu nehmen. Lilias rauschte an ihnen vorbei und führte Tanaros Schwarzschwert in ihre Privatgemächer. Er folgte ihr ohne ein Wort und zeigte sich geduldiger, als sie vermutet hatte. Er hielt die Hände locker an seinen Seiten, und sie versuchte nicht darüber nachzudenken, was er mit ihnen getan hatte.
    Auch ich habe getötet, kleine Schwester, ich habe Menschen im Ganzen verschlungen.
    »Keine, die du liebtest«, sagte Lilias laut.
    Tanaros sah sie verwundert an. »Zauberin?«
    Der Drache lachte leise. Was ist Liebe?
    Lilias schüttelte den Kopf. »Nichts«, sagte sie zu Tanaros.
    Calandors Frage war viel zu umfassend, um sie zu beantworten, daher kümmerte sie sich nicht weiter um sie und führte stattdessen Tanaros in ihren Salon. Die Räumlichkeiten verbreiteten eine weibliche Atmosphäre, und sie hatte sie mit Absicht ausgewählt. Ein warmes Feuer brannte im Kamin und verjagte die Frühjahrskälte. Weiche, rosenfarbene Kissen schmückten niedrige Sofas, und die Wände waren mit Teppichen behängt, die Szenen pelmaranischer Geschichte zeigten. Eine Wand wurde von einem Gestell mit Schriftrollen und mehreren Regalen eingenommen, auf denen sich
besonders bemerkenswerte Stücke aus Calandors Hort befanden. In einer Ecke stand ein Spinnrad, das offenbar nicht benutzt wurde und entsprechend eingestaubt war. Die Lampen trugen Schirmchen aus bernsteinfarbener Seide und verströmten warmes Licht. Lilias ließ sich auf die Kissen sinken und betrachtete Tanaros, auf dessen schwarz lackierter Rüstung das Lampenlicht glänzte.
    Er fühlte sich in diesem Raum nicht wohl.
    »Setzt Euch«, sagte sie und deutete auf einen Stuhl. »Nach Eurer Reise wäre Euch eine Erfrischung sicher willkommen.«
    Er nahm Platz und räusperte sich. »Die Bahnen des Marasoumië sind nicht leicht zu beschreiten.«
    Lilias zog an einem seidenen, mit Bronzefäden verstärkten Klingelzug, der sich sanft an ihre Hand schmiegte. Pietre trat ein, kaum dass sie losgelassen hatte, und wirkte in seinem Bemühen, ihr zu Diensten zu sein, beinahe kriegerisch.
    »Gebieterin?« Er verneigte sich tief.
    »Pietre.« Sie berührte sein üppiges braunes Haar, das von einem Band im Nacken zusammengehalten wurde. Er erschauerte vor Wohlbehagen unter ihren Fingern, und sie unterdrückte ein Lächeln. »Bring uns Wein und Wasser, etwas Brot und Käse und ein paar vedasianische Oliven.«
    »Herrin.« Wieder erschauerte er, bevor

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