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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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teilten sich, als der Drache sprach, und sie waren mit Reihen spitzer Zähne besetzt, von denen jeder so groß war wie eine menschliche Hand. Ein Feuerhauch fuhr durch das Haar des Soldaten, aber er blieb unbeirrt stehen, obwohl der Kopf des Drachen nun über seinem eigenen schwebte, unerfassbar riesenhaft. Dünne Rauchströme ringelten sich aus den Drachennüstern, und seine Augen waren grün, grün und schmal wie die einer Katze, von einem inneren Leuchten erfüllt.
    »Calandor.« Tanaros verneigte sich; es gelang ihm nicht, die Ehrfurcht zu verbergen, die er empfand. »Ältester, ich überbringe Euch die Grüße meines Herrn Satoris, den Ihr einst Euren Freund nanntet.«
    Für einen kurzen Augenblick legte sich die Nickhaut über die Augen des Drachen; es war ein Lächeln, obwohl Tanaros das nicht wissen konnte. »Ich bin nicht der Ältessste, Schwarzschwert. Dein Herr weisss dasss auch sehr wohl. Wasss will er, der Säende?«
    »Er will unsere Hilfe, Calandor.« Lilias sprach laut aus, was der Drache bereits wusste. »Er möchte eine falsche Fährte bis zu unserer Tür legen, der die Ellylon folgen sollen.«
    Calandor achtete nicht auf sie, sondern schleppte sich bis an den Rand der Höhle, wobei er seine riesigen Klauen mit großer Sorgfalt voreinander setzte. Sein geschuppter Unterbauch schabte über den Fels. Der Zackenkamm auf seinem Hals wurde sichtbar, ebenso die enorm breiten Schultern. Seine Flügel hielt er an den Seiten zusammengefaltet, und die Flughäute glänzten wie poliertes Gold. Am Himmel ausgestreckt, würden sie den Berghang überschatten. Lilias hörte, dass Tanaros hart die Luft einsog.

    Der Drache ließ seinen Atem durch Nüstern strömen, die so groß wie Teller waren. »Schafe«, sagte er in zufriedenem Ton. »Auf der nordössstlichen Wiese. Drei haben heute gelammt. Ich bin hungrig, Liliasss.«
    »Dann sollst du dich sättigen, Calandor.«
    »Wenn die Nacht heraufzieht«, sagte der Drache. »Ich werde mich hinabschwingen. Zwei Mutterschafe und ein Lamm.«
    »So soll es sein, Calandor.« Lilias hatte sich bereits mit dem obersten Schafhirten besprochen, wie sie das in jedem Frühjahr tat. Sie wussten bis aufs Lamm genau, welche Verluste die Herde verkraften konnte. Der Drache wusste es ebenfalls. Sie fragte sich, welches Spiel er nun spielte.
    Calandors Kopf fuhr herum, senkte sich auf dem sehnigen Hals, und grüne Augen starrten den Soldaten an. »Du wäressst von Rechtsss wegen meine Beute, Mensch! Du, dessen Geschlecht die ganze Erde überrennt.«
    Tanaros erschauerte, hielt sich aber aufrecht. »Ich stehe hier für meinen Herrn, nicht für mein Geschlecht, Calandor.«
    Zwei Rauchfahnen schossen hervor, als Calandor lachte. »Der Schöpfer.«
    »Ja«, sagte Tanaros, »der Schöpfer.«
    Der Drache hob den gewaltigen Kopf und sah nach Westen, die Augen im Sonnenlicht zu Schlitzen zusammengekniffen. »Wir halfen Satorisss, als die Souma zerschmettert wurde, weil er unser Freund war. Viele von unsss kamen dabei um, und Haomane wurde unser Feind. Nie wieder, sagten wir. Aber esss war zu spät, wir sind zu wenige, und ich, ich bin einer der Letzten. Bittessst du mich jetzt darum zu sterben, Soldat?«
    »Nein«, sagte Tanaros. »Nein! Ältester Bruder, wir werden eine Fährte legen, die bis an die Schwelle von Beschtanag führt. Und wenn die Ellylon ihr folgen, sie und die Söhne des Altorus und die anderen Verbündeten, die sie für sich gewinnen können, dann werden wir ihnen in den Rücken fallen, das gesamte Heer von Finsterflucht mit all seiner Kraft, und dem ein Ende setzen. Das schwöre ich Euch. Zweifelt Ihr daran?«

    Wieso, fragte sich Lilias, wollte sie jetzt am liebsten weinen?
    Calandor blinzelte behäbig. »Ich bin nicht der Ältessste, Königsssmörder.«
    »Und dennoch.« Tanaros’ Stimme wurde hart. »Edler Calandor, Dergails Soumanië ist aufgegangen, und die Zeichen der Prophezeiung mehren sich. In einer Woche wird Cerelinde von den Ellylon den Ehebund mit Aracus Altorus schließen, und überall auf Urulat bereitet man sich auf den Krieg vor. Haomane allein weiß, welchen Auftrag Malthus der Gesandte ausführen will. Wo werdet Ihr sein, wenn Finsterflucht fällt? Wenn der Gottestöter in die Hände des Gesandten gelangt, und wenn Urulat nach den Vorstellungen Haomanes wieder geeint wird? Glaubt Ihr, eine sterbliche Zauberin mit einem Soumasplitter kann den Sechs Schöpfern widerstehen? Wo werdet Ihr dann sein, Ältester Bruder?«
    »Genug!« Lilias hielt sich die Ohren

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