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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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willkommenes Ende bot. Und der Tordenstem, die Donnerstimme der Fjel, hatte gelacht, dass die fassbreite Brust bebte: Ho! Ho! Ho! Vielleicht bist du derjenige, den der Fürst sucht, du dürrer kleiner Welpe!
    Und so war es gewesen, denn er war es, einer der Drei, und der Tordenstem hatte ihn den gefährlichen Weg nach Finsterflucht geleitet, wo er sein Leben Fürst Satoris weihte, der daraufhin den Gottestöter aus dem Feuermark nahm, ihm mit dem Griff das Brandzeichen aufdrückte und sein schmerzendes Herz mit der Narbe umgab. Eine Zuflucht, ein Hafen der Wahrheit, ein Refugium für seine verwundete Seele …
    »Was?« Widerhallende Worte durchdrangen seine Erinnerungen. Der Tordenstemer Wachposten – vielleicht ein Verwandter des längst schon verstorbenen Fjel, der ihn damals abgefangen hatte – rief eine Nachricht, und unverständliche Silben prasselten wie Felsblöcke auf sie ein. Tanaros schüttelte sich, runzelte die Stirn und rief seinen Marschall zu sich. »Was hat er gesagt?«

    »Heerführer.« Hyrgolf, der sich vor den Höhen nicht im Geringsten fürchtete, trat an seine Seite. »Ulfreg sagt, dass sie einen Mann in der Verderbten Schlucht gefangen genommen haben, vor zwei Tagen. Einen von deiner Art, meinen sie. Er hatte es bis in die Weberkluft geschafft. Sie haben ihn in den Kerker gebracht.«
    »Aracus!«, hauchte Cerelinde, und Hoffnung ließ ihr Gesicht erstrahlen.
    Es traf ihn wie ein Schlag. Zuvor hatte er nicht geglaubt, dass die Hohe Frau der Ellylon einen Sohn des Altorus wirklich lieben konnte. »Das ist unwahrscheinlich«, sagte Tanaros bitter und sah zu, wie das Licht von ihrem schönen Gesicht schwand. »Der wäre schon dreimal getötet worden. Traumspinner?«
    Uschahin, der sich windgeschützt so dicht an der Felswand hielt, dass die Flanke seines Pferdes beinahe den Stein berührte, zuckte die Achseln. »Keiner der meinen, Vetter. Ich sage den Wachposten Bescheid, bevor ein Irrling eintrifft. Jene, die Verstand genug haben, sind ohnehin schon vor dem aufziehenden Sturm geflohen.« Er berührte mit seiner zarten, verkrüppelten Hand den Koffer, in dem der Schattenhelm ruhte. »Soll ich mich in seinen Gedanken umsehen?«
    »Nein.« Tanaros schüttelte den Kopf. »Dafür ist in Finsterflucht noch genug Zeit.«
    Sie folgten nun weiter dem Weg, der sich durch die Verderbte Schlucht zog. Nach der ersten Kuppe wurde er ein wenig breiter. Die Kaldjager sprangen immer noch in langen Sätzen als Kundschafter voran. Von Zeit zu Zeit verließ einer von ihnen den Pfad, um eine Klippe zu erklettern, indem er die Krallen der Hände und Füße in den harten Fels trieb und sich auf allen vieren geschickt fortbewegte. Dann hockte er mit glitzernd gelben Augen auf der Anhöhe und rief den Tordenstem-Wachposten grüßende Worte zu, die mit dröhnender Stimme beantwortet wurden.
    Hyrgolf erklärte es Cerelinde mit der typischen Geduld der Fjel.
    »… haben immer schon zusammengearbeitet, Hohe Frau. Früher waren es die Tordenstem – Donnerstimmen, würdet Ihr sagen –, die für die Kalten Jäger das Wild zusammentrieben, damit jene es töten konnten. Die Tiere flohen vor dem Klang, müsst Ihr wissen, und
dann gab es für alle Nahrung genug. Als Euer Volk in die Mittlande einfiel, machten die Fjel es genauso. Und es klappte wieder.«
    Sie presste die Lippen zusammen.»Ihr habt mein Volk zusammengetrieben und abgeschlachtet.«
    »Na ja.« Hyrgolf kratzte sich unbeeindruckt die dicke Haut am Hals. »Ja, Hohe Frau. Das könnte man so sehen. Die Schlacht von Neherinach. Aber Euer Volk, die Söhne Eures Großvaters und so, sie waren diejenigen, die mit den Schwertern kamen.«
    »Ihr hattet dem Weltenspalter Schutz gewährt!«
    Als Cerelinde die Stimme hob, hallten ihre Worte von den hohen Felswänden der Verderbten Schlucht wider, klar und voller Schmerz. Sie klang wie eine helle Glocke, diese Ellylstimme, und etwas Derartiges hatte man so nahe bei Finsterflucht seit mehr als zehn Jahrhunderten nicht mehr gehört. Die Kaldjager kauerten sich gelbäugig auf den Höhen zusammen, und die Tordenstem schwiegen.
    »Ja, Hohe Frau«, sagte Hyrgolf schlicht und nickte. »Das haben wir. Wir haben Fürst Satoris Schutz angeboten. Er war einer der Schöpfer, und er bat uns um Hilfe. Wir gaben ihm unser Versprechen und hielten es.«
    Damit verließ er sie und eilte zur Vorhut ihres Zuges, eine breite Gestalt, die sich sicher auf dem engen Pfad bewegte und hier und da anhielt, um ein paar Worte mit seinen Fjel zu

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