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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Vedasia. Ein junger Ritter, der sich seine Sporen nur dadurch verdient hatte, dass seine Familie seit langen Jahren mit den Zwergen und dem Geheimnis, das jene bewahrten, verbunden war. Wäre das nicht gewesen, hätte man ihn niemals zum Ritter ernannt und niemals nach Meronil geschickt, um sich mit den Weisen zu beraten.
    Nie hätte man ihn sonst für Malthus’ Truppe ausgewählt.
    In der Dunkelheit lächelte Uschahin und erwachte.
    Er setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und rief die Raben von Finsterflucht.

ZEHN
    D as Sonnenlicht flutete durch die große Halle von Meronil und strömte durch die hohen Fenster. Schlanke Streifen aus durchsichtigem Blau, die das klare Glas in der Mitte umrahmten, warfen saphirfarbene Balken auf das polierte Holz der langen Tafel.
    Ingolin der Weise sah die Versammelten der Reihe nach an.
    »Es gibt Neuigkeiten«, sagte er, »gute wie schlechte.«
    »Gib uns erst die schlechten.« Es war Aracus Altorus, der sprach. Der Verlust Cerelindes hatte ihn hart getroffen und tiefe Falten der Trauer und der Selbstvorwürfe in seine Züge eingegraben. Nicht länger sahen die alterslosen Ellylon den verbannten altorischen König an und hielten ihn für einen jungen Mann seines Geschlechts.
    »Die Entführer Cerelindes sind uns bisher entkommen«, berichtete Ingolin. »Noch immer verfolgen wir sie auf dem Wasser. Aber die Hoffnung schwindet.«
    »Warum?« Aracus’ Stimme klang grimmig. »Lassen uns unsere Verbündeten im Stich?«
    Herzog Bornin von Seefeste räusperte sich. »Verwandter, ich habe in unserer Sache mit dem Rat der Harrington-Bucht verhandelt, und sie haben uns alle Hilfe gewährt. So viel wissen wir inzwischen: Die Missetäter erkauften sich eine Überfahrt nach Calibus auf der Möwe Ilona . Zeugen im Hafen haben bestätigt, dass die Hohe Frau Cerelinde dort bei ihnen war, offenbar unverletzt. Aber«, fügte er düster hinzu, »die Schiffe, die aus Vedasia einliefen, konnten nicht bestätigen, ein solches Schiff auf ihrer Route gesehen zu haben. Ich fürchte, dass es auf See seinen Kurs änderte.«
    Stille breitete sich in der großen Halle aus.
    »Dann haben wir sie also verloren?« Eine einzige Falte zeigte sich
auf der edlen Stirn der Hohen Frau Nerinil, die für die Überlebenden des Hauses Numireth sprach.
    »Ja.« Ingolin neigte den Kopf in ihre Richtung. »Zumindest im Augenblick. Wenn sie den Hafen von Calibus erreichen, werden wir sie dort abfangen. Wenn nicht …«
    »Fürst Ingolin, wir wissen, wohin ihr Weg führt. Alle Zeichen deuten auf Beschtanag.« Aracus Altorus legte die Hände flach auf den Tisch, blau beschienen von dem Licht, das durch das Fensterglas fiel. »Die Frage ist nur, ob die Riverlorn und unsere Verbündeten es wagen, die Zauberin des Ostens herauszufordern.« Sein Gesicht war hart vor Entschlossenheit. »Ingolin, ich fürchte die Zauberin und den Soumanië, über den sie gebietet; ihm müssen wir uns ohne die Hilfe von Malthus dem Gesandten stellen. Ich fürchte den Drachen von Beschtanag, der in seiner uralten Höhle lauert. Aber noch mehr fürchte ich mich davor, dass Ihr sagt ›die Hoffnung schwindet‹.« Er hob sein Kinn um einen Zoll, und das Sonnenlicht ließ sein rotgoldenes Haar erstrahlen. »Cerelinde lebt, Ingolin. Die Prophezeiung lebt, und wo Leben ist, da ist auch Hoffnung. Die Grenzwacht von Curonan wird nicht verzweifeln.«
    »Dazu wollte ich auch niemals Anlass geben«, sagte Ingolin sanft. »Sohn des Altorus, sagte ich nicht, dass es neben den schlechten auch freudige Nachrichten gibt?« Der Fürst der Riverlorn wandte sich in seinem Stuhl um und rief einen Diener zu sich, der vortrat und eine vergoldete Kassette vor ihn auf den Tisch stellte. Sie war mit Juwelen verziert, die das Zeichen der Krone und der Souma zeigten.
    »Das ist doch jenes Kästchen, das Elterrion der Kühne Haomanes Gesandten Ardrath gab, nicht wahr?«, fragte die Hohe Frau Nerinil.
    »Ja«, nickte Ingolin. »Und danach erhielt es Malthus, der es wiederum an mich weitergab. ›Hüte es gut, alter Freund‹, sagte er zu mir, ›denn ich habe den bescheidenen Stein darin mit dem Juwel in Verbindung gesetzt, das ich trage. Wenn er erglüht, wirst du wissen, dass wir erfolgreich waren‹.«
    Und indem er so sprach, öffnete er das Kästchen.
    Es glühte.

    Es glühte mit hellem Licht: Ein roher Splitter Turmalin warf blaues Licht über die polierte Oberfläche des Tisches, Licht, das wie Wasser in der Wüste wirkte. Unbestreitbar und unübersehbar

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