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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Krieger. Wie stand es mit dem Gesandten? Malthus hatte in der Schlacht von Curonan gekämpft und beinahe Fürst Satoris erschlagen. Hätte die Nachricht vom Tode Dergails nicht die Heere der Menschen verzagen lassen, vielleicht hätte er sogar obsiegt.
    Aber damals hatte er den Speer des Lichts getragen.
    Das war jetzt nicht der Fall.
    Und wo war der Soumanië? Möglicherweise trug er auch den nicht. Es wäre schließlich närrisch, einen solchen Schatz auf einer gefahrvollen Reise bei sich zu haben. Vielleicht, dachte Carfax, hatte
Malthus den Soumanië der Obhut von Ingolin dem Weisen anvertraut, der ihn in Meronil sicher aufbewahren würde. Denn immerhin war es eine geheime Mission, auf der sie sich befanden. Und wenn das so war …
    »Sofort wieder sammeln!«, zischte er Hunric zu. »Wir müssen einen Angriff planen!«
     
    Uschahin Traumspinner sah sich während des Ritts um.
    Es war ein Ort voller Wunder, diese Weberkluft, obwohl das nur wenige zu schätzen wussten. Wohin er auch sah, überall spannten sich Netze aus feinen Spinnweben und filterten die wenigen, wolkenerstickten Sonnenstrahlen, die bis in die Kluft mit ihren nach innen zurückweichenden Wänden drangen.
    Und die vielfältigen Muster, ah!
    Sie waren so kompliziert und erstreckten sich über eine riesige Fläche. Manche auf fast unerklärliche Weise. Er beobachtete die grauen Spinnen, die hin und her eilten wie kleine Weber an ihrem Webstuhl. Wie lange brauchte eine einzelne Spinne für ein Netz, das die ganze Verderbte Schlucht überspannte? Ein Lebensalter? Und das mit so zartem Faden, dass er von einer unachtsamen Handbewegung zerstört werden konnte. Aber er war auch stark. Mit genügend Zeit konnten Satoris’ Weber einen Kokon spinnen, der einen starken Mann fesselte. Und so klein sie auch waren, ihr Stich war lähmend.
    Kein Wunder, dass Satoris Interesse an ihnen hatte.
    Es machte ihn traurig, dass so wenige Menschen das begriffen. Die Spaltung der Welt gehorchte einem Muster, das erst nach vielen Zeitaltern seine Reife erreichte. Uschahin, das ungewollte Kind zweier Geschlechter der Geringeren Schöpfer, aufgezogen von einem dritten, spürte das in seinen verkrüppelten Knochen. Er wünschte, dass auch Tanaros es verstand. Es wäre schön gewesen. Aber Tanaros war letzten Endes eben doch ein Mensch, gezeichnet von der Kurzsichtigkeit seiner Art. Auch jetzt noch, nach so langer Zeit.
    Von allen Geringeren Schöpfern war es nur den Menschen nicht gelungen, Vorkehrungen gegen den raschen Verlust ihrer Erinnerung zu treffen. Oronins Kinder hatten einen Weg gefunden. Was
die Graufrau gewusst hatte, das war ihr stets gegenwärtig geblieben, und darin war alles eingeschlossen, was all ihre Vorgängerinnen je gewusst hatten. So war es auch bei den Fjel, die ihre Erinnerungen in ihre Knochen einschlossen und sie ihren Nachkömmlingen weitervererbten. Deswegen waren sie Fürst Satoris auch nach so vielen Generationen noch immer treu ergeben, denn sie erinnerten sich an jenes erste Versprechen.
    Ein einziger Faden, dachte Uschahin, der durch die Zeiten hindurch weitergeknüpft wurde.
    Schade daran war nur, dass ihnen allen der umfassende Blick – der Verstand  – fehlte, um das Muster zu erkennen. Das war es, was Haomane ihnen vorenthalten hatte. Eine einfache Spinne, die ihre Fäden in der Weberkluft spann, hatte mehr Überblick.
    Aber sie waren natürlich auch nicht geschaffen worden.
    Tanaros hätte es erkennen müssen . Nach so vielen Jahrhunderten in Finsterflucht hatte er gelernt, die darin verborgene Schönheit zu erkennen. Reichte das nicht? Ah, aber dennoch war er nur ein Mensch und von seinem Herzen beherrscht. Arahilas Kind, in dem Liebe und Hass miteinander verwoben heranwuchsen. Man musste ihn nur ansehen, wie besorgt er nun um die Hohe Frau der Riverlorn war. Haomanes Kind, dessen Volk keine Erinnerung benötigte, die dem Fleische innewohnte, da ihr Fleisch von der Zeit nicht berührt wurde. Von ihren Gefallenen erzählten sie; sie formten die Geschichte nach ihren Vorstellungen. Und die Kinder der Menschen, die ihnen in allem nacheiferten, lernten, das Gleiche zu tun, obwohl ihr Leben wie eine vorüberhuschende Sternschnuppe war im Vergleich mit der Lebensspanne der Ellylon.
    Dennoch, ihre Zahl wuchs beständig, während die Ellylon immer weniger wurden.
    Die Hohe Frau Cerelinde stieß einen erstickten Schrei aus und schlug auf ihren Mantel. Uschahin sah mit spöttischem Blick zu, wie Tanaros ihr half und eilig mit seinen

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