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Elena – Ein Leben fuer Pferde

Elena – Ein Leben fuer Pferde

Titel: Elena – Ein Leben fuer Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Finger bekam. Mein Kummer war schlagartig verflogen.
    »Hi!«, hauchte ich überglücklich ins Telefon.
    »Hey«, erwiderte Tim leise. »Kannst du reden?«
    »Ja, ich bin in meinem Zimmer. Wie geht’s dir?«
    »Na ja, bei uns hat wieder ein Bereiter die Fliege gemacht. Kein Wunder. Mein Vater ekelt jeden weg.« Seine Stimme klang nicht besonders fröhlich. »Für mich heißt das, dass ich die doppelte Arbeit hab. Wusstest du, dass wieder Leute von euch bei uns einziehen?«
    »Ich hab’s eben erfahren«, sagte ich. »Meine Eltern haben eure Prospekte vom Futtermittelhändler mitgebracht und erzählt, dass Habermanns und Ludwigs gekündigt haben. Christian meint, du hättest die Tanja bequatscht, damit sie auf den Sonnenhof kommen.«
    »So ein Quatsch!« Tim schnaubte empört. »Als wäre ich scharf drauf, ihre beiden Klepper zu reiten. Das will sie nämlich.«
    »Oje.« Ich konnte nicht anders, ich musste kichern, als ich mir Tim auf Larina, Tanjas dicker brauner Stute, oder auf Bailando, dem lahmarschigen schwarzen Andalusier von Tanjas Mutter, vorstellte.
    »Lachst du etwa?«, fragte Tim gekränkt.
    »Entschuldige«, gluckste ich belustigt, »aber ich hab mir grad vorgestellt, wie du den Andalusierhengst von Tanjas Mutter reitest und sie steht daneben in ihrer karierten Reithose und gibt dir Tipps. Hihi.«
    »Du bist wirklich gemein«, stellte Tim fest, aber ich hörte an seiner Stimme, dass er auch grinste. Doch dann wurde er ernst, und das, was er sagte, brach mir fast das Herz.
    »Elena, ich … ich weiß nicht, wie ich’s sagen soll«, druckste er herum. »Ich … es tut mir total leid, aber ich kann mir wohl unsere Treffen in Zukunft abschminken.«
    Ich musste schlucken. Und sofort schlich sich die Eifersucht in meinen Kopf wie ein hinterhältiger Virus. Tat es ihm wirklich leid oder hatte er einfach die Nase voll von der Heimlichtuerei? Tim könnte an jedem Finger eine Freundin haben, und auf dem Sonnenhof wimmelte es mittlerweile von Mädchen, mit denen es nicht so kompliziert und anstrengend war wie mit mir. Wieso sollte er auf mich warten? Eine Aussicht auf Besserung gab es nicht.
    »Ich muss jeden Tag nach der Schule reiten und Unterricht geben. Und irgendwann muss ich auch meine eigenen Pferde trainieren. Ich weiß echt nicht, wie ich mich noch wegschleichen könnte.«
    Ich bekam kaum mit, was er sagte. Sollte Ariane jemals erfahren, dass Tim und ich zusammen waren, so würde sie alles daransetzen, ihn mir auszuspannen, nur um mir eins auszuwischen. Ariane war schon immer neidisch auf mich gewesen, aber seitdem ich ihr vor ein paar Wochen die Meinung gesagt und Tim für mich Partei ergriffen hatte, hasste sie mich.
    »Das hab ich mir schon gedacht«, erwiderte ich mit hohler Stimme. »Echt schade.«
    So schön es war, auf einem Reiterhof zu leben – manchmal wünschte ich, auch so wie meine Klassenkameraden zu sein, die nach der Schule keine weiteren Verpflichtungen hatten als Hausaufgaben, Klavierunterricht oder Sport. Christian und ich mussten, genau wie Tim, bei der täglichen Arbeit auf dem Hof mithelfen. Anders als ein Tennisschläger oder ein Klavier wollten Pferde eben jeden Tag gefüttert, gemistet, gepflegt und bewegt werden, egal wie das Wetter war. Niemand fragte, ob man Lust hatte oder nicht. Ausreden galten nicht, denn auf einem Hof standen die Tiere im Vordergrund.
    »Aber«, sagte Tim nun, »morgen Nachmittag hab ich Zeit. Mein Vater fährt für ein paar Tage weg, Pferde angucken. Ich wollte mit dem Traktor raus zur Wiese fahren und die Hindernisse holen. Kannst du mit Melike um halb drei da sein?«
    Schlagartig waren meine trübsinnigen Gedanken verflogen. Was für eine Frage!
    »Klar«, erwiderte ich aufgeregt. »Ich rufe Melike gleich an.«
    »Super. Ich freu mich.«
    »Ich freu mich auch«, sagte ich. »Tim?«
    »Ja?«
    Ich zögerte. Tim und ich telefonierten ziemlich oft, es war überhaupt nicht schwierig, mit ihm zu reden. Aber sobald es um meine Gefühle für ihn ging, fehlten mir meistens die Worte. So auch jetzt.
    »Ich hab mir den Prospekt aufgehoben«, flüsterte ich zittrig. »Jetzt kann ich mir besser vorstellen, wo du immer bist. Und ich hab auch endlich ein Foto von dir …«
    »Kein besonders schönes.« Er lachte leise. »Meine Mutter bastelt gerade an einer Website für den Sonnenhof. Da stelle ich dann ein netteres Bild von mir ein.«
    Wir redeten noch ein bisschen, dann musste Tim auflegen. Aber zum Abschied sagte er etwas ganz Süßes zu mir. Und nur Sekunden,

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