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Elena – Ein Leben fuer Pferde

Elena – Ein Leben fuer Pferde

Titel: Elena – Ein Leben fuer Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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hatte jemand gepostet, dass Tim mit Juke Box in den hessischen C-Kader berufen worden war. Das Pferd war ihm von der Herrmann-Hauser-Stiftung, die talentierte Nachwuchsreiter in ganz Deutschland förderte, zur Verfügung gestellt worden. Heinrich und Stani sagten wie üblich keinen Ton, und Liam war heute ungewöhnlich schweigsam, deshalb bestritt mein Bruder die gesamte Unterhaltung.
    Aber seine empörten Tiraden und Papas mahnende Entgegnungen rauschten an mir vorbei. Es war mir egal, ob Tim im C-Kader war oder ob der reiche Kerl Jungbluts einen neuen Lkw gekauft hatte. Meine Welt war in tausend Stücke zersprungen. Tim hatte mich angelogen! Automatisch schaufelte ich das Essen in mich hinein und merkte nicht einmal, was ich überhaupt aß, es hätten auch Pferdeäpfel sein können. Alles war nur noch schrecklich! Tim ließ sich von Ariane und Laura abknutschen und dabei sogar noch fotografieren! Er gab Ariane Unterricht und hatte mir das am Telefon verschwiegen. Außerdem hatte er sich noch immer nicht auf meine SMS gemeldet.
    Nach dem Mittagessen schleppte ich mich hinüber ins Haus und verkroch mich mit Twix auf mein Zimmer. Ich ließ mich aufs Bett fallen und starrte trübsinnig vor mich hin. Seit unserem letzten Treffen bei Lajos hatte ich Tim nur noch in der Schule gesehen, aber nie mehr als ein paar Worte im Vorbeigehen mit ihm gewechselt. Immer redete er sich damit heraus, er habe zu viel Arbeit. Ich hatte ihm das, ohne zu zögern, geglaubt, aber nun stellte sich heraus, dass er offenbar genug Zeit hatte, um mit Ariane, Laura und den anderen Tussen im Reiterstübchen abzuhängen! Der Schmerz über diese bodenlose Enttäuschung war so heftig, dass ich mich zusammenrollte und anfing zu schluchzen.

 
10. Kapitel
     
    Es klingelte an der Haustür, wenig später polterten dumpfe Schritte die Treppe hoch und jemand klopfte an die Tür meines Zimmers.
    »Was wollen Sie von meiner Tochter?«, hörte ich Papa sagen.
    »Machen Sie die Tür frei!«, donnerte die andere Stimme. »Wir haben einen Haftbefehl. Ihre Tochter hat fremdes Eigentum beschädigt!«
    Oh Gott! Jetzt würde alles herauskommen! Ich konnte mich nicht rühren, nicht einmal schlucken, und lag wie versteinert in meinem Bett. Die Tür flog auf, das Licht ging an und blendete mich. Im Türrahmen erkannte ich undeutlich zwei Polizisten in Uniform.
    »Elena Weiland?«, fragte der eine mit tiefer Stimme.
    Ich fühlte mich wie eine Maus in der Falle und nickte ängstlich. Was wollten die hier mitten in der Nacht?
    »Du bist verhaftet. Steh auf und zieh dich an.«
    »Wa… wa… was? Wieso denn?«, stammelte ich.
    »Aufstehen! Mitkommen!«, kommandierte der Polizist kalt.
    Wenig später schnappten Handschellen um meine Handgelenke. Die beiden Polizisten zerrten mich durch den Flur, die Treppe hinunter und zur Haustür. Im Vorbeigehen erhaschte ich einen kurzen Blick auf Mama und Papa. Ich wollte sie um Hilfe bitten, aber sie schauten mich so fassungslos und enttäuscht an, dass mir meine Bitte im Hals stecken blieb. Sie wussten alles!
    Draußen wartete das Polizeiauto mit zuckendem Blaulicht. Und direkt daneben – ich traute meinen Augen kaum – standen Ariane und Tim. Tim hatte seinen Arm um Ariane gelegt, sie grinste mich triumphierend an. Er wich meinem Blick aus, als ob er sich für mich schämen würde. Das war entsetzlich!
    »Wie peinlich siehst du denn aus, du Bauerntrampel?«, bemerkte Ariane herablassend.
    Ich sah an mir hinunter, und mir wurde bewusst, dass ich barfuß war und meinen alten, verwaschenen Kinderschlafanzug mit Pferdchen drauf anhatte, der mir zwei Nummern zu klein war. Ich blickte sie nicht an, wollte etwas zu Tim sagen, ihn fragen, weshalb er mich angelogen und etwas mit Ariane angefangen hatte, doch die Polizisten stießen mich unsanft weiter. Nur nicht weinen, nicht vor Ariane! Ich biss mir auf die Lippen und stieg in das Polizeiauto ein.
    Wenig später waren wir auf dem Polizeirevier. Ich musste meine Finger nacheinander auf ein Stempelkissen und danach auf ein weißes Papier drücken.
    »Warum machen Sie das?«, fragte ich mit Piepsstimme.
    »Gegen dich liegt eine Anzeige vor«, erwiderte der Polizist, der so ähnlich aussah wie der Sportlehrer, der mich im Umkleideraum überrascht hatte. »Wenn wir deine Fingerabdrücke am Handy von Ariane finden, gehst du ins Gefängnis. Und das für ziemlich lange Zeit. Oder gibst du es zu?«
    »Was soll ich zugeben?« Mein Hals war wie zugeschnürt. Ich konnte nur an Tim und Ariane

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