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Elena – Ein Leben fuer Pferde

Elena – Ein Leben fuer Pferde

Titel: Elena – Ein Leben fuer Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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ich griffen mit beiden Händen zu, um das zu verhindern. Lajos strahlte mich an.
    »Ich rufe gleich mal deinen Vater an«, sagte er euphorisch. »Dafür hast du bei mir was gut, Goldstück!«
    »Denk dran, dass ich allein hier bei dir bin!«, rief ich ihm noch nach.
    »Klar doch.« Lajos zwinkerte mir zu und verschwand im Haus. Tim und ich blieben allein zurück.
    »Goldstück«, wiederholte Tim lächelnd. Er legte seinen Arm um mich und ich ergriff seine Hand. Ein Fisch sprang aus dem Wasser des Sees; es klatschte, als er wieder eintauchte. Auf dem Dach des Forsthauses gurrte ein Taube.
    »So müsste es immer sein«, sagte Tim. »So herrlich ruhig und friedlich. Bei uns daheim ist es furchtbar hektisch geworden. Früher, als wir noch keine Einsteller hatten, da ging es noch. Aber jetzt – ich sag dir, es ist ein Albtraum. Man ist nie allein.«
    Wir blickten versonnen auf die silbrig schimmernde Wasseroberfläche des Waldsees und genossen es, einfach nur zusammen zu sein.
    Die wundervolle Ruhe hielt nur ein paar Minuten, dann zerriss das Klingeln von Tims Handy die Stille.
    »Oh Mist«, sagte er nach einem Blick auf das Display. »Mein Vater!«
    Widerwillig nahm er das Gespräch entgegen. Ich konnte die Stimme von Richard Jungblut so deutlich hören, als stünde er neben uns.
    »Wo zum Teufel bist du, du Faulenzer?«, schrie er. »Egal, wo du dich gerade herumtreibst, wenn du nicht in spätestens einer Viertelstunde hier auf dem Hof bist, dann kannst du was erleben!«
    Tim drückte seinen Vater einfach weg und schaltete sein Handy stumm.
    »Du kriegst Ärger«, sagte ich mit einem schrecklich schlechten Gewissen. »Schon wieder wegen mir.«
    »Nein, nicht deinetwegen«, erwiderte Tim. »Mein Vater findet immer einen Grund, glaub mir. Aber es ist leider besser, wenn ich ihn nicht zu lange warten lasse.«
     
    Tim war Hals über Kopf aufgebrochen. Die zwei Stunden waren viel zu schnell herumgegangen. Ich hatte schon oft von Tim Abschied genommen, an das schreckliche Gefühl der Verlassenheit, das mich regelmäßig überfiel, sobald er meinen Blicken entschwunden war, würde ich mich allerdings niemals gewöhnen können. Wie lange würde es dauern, bis ich ihn das nächste Mal treffen, seine Hand halten und ihn küssen durfte? Manchmal erschien es mir leichter, ihn überhaupt nicht zu sehen, anstatt ihn zu sehen, aber nicht mit ihm sprechen zu dürfen. Ich mochte gar nicht daran denken, was ihn daheim erwartete. Was für ein Gefühl musste es sein, Angst davor zu haben, nach Hause zu kommen? Mein Bruder hatte wirklich überhaupt keinen Grund, auf Tim neidisch zu sein.
    Auf dem Heimritt grübelte ich darüber nach, weshalb die Zeit so unterschiedlich verging. Schönes verging wie im Flug und ätzende Dinge dauerten quälende Ewigkeiten! Außerdem fiel es mir immer schwerer, mich zu verstellen. Wie gern hätte ich Mama von Tim erzählt, oder Papa davon, dass Richard Jungblut mit diesem fetten Gasparian einig geworden war. Stattdessen musste ich den Mund halten und schweigen. Ich wünschte, ich würde nächsten Monat achtzehn werden und nicht vierzehn. Dann wäre ich erwachsen, und niemand könnte mir mehr verbieten, mich mit Tim zu treffen!

 
9. Kapitel
     
    »Es war damals echt die genialste Entscheidung, mit unseren Pferden auf den Sonnenhof zu ziehen«, verkündete Ariane genau in dem Augenblick, als ich das Klassenzimmer betrat. Sie saß auf ihrem Tisch, wieder einmal herausgeputzt wie zu einer Modenschau, umgeben von ihren Getreuen, die ihr andächtig lauschten. Ich beachtete sie nicht und ging zu meinem Platz.
    Ariane hatte mich ein paar Wochen lang in Ruhe gelassen, aber seit einigen Tagen sprühte sie regelrecht vor Bosheit. Es verging kein Vormittag, an dem sie nicht vom Sonnenhof und von Tim schwärmte, als ob sie wüsste, wie weh mir jedes ihrer Worte tat.
    Die Nachricht, dass Richard Jungblut einen reichen Sponsor an Land gezogen hatte, der den Ausbau des Sonnenhofs finanzierte und ihm einen Lkw und neue Pferde kaufen würde, war längst keine Neuigkeit mehr. In Reiterkreisen, auf den Turnieren und den Stallgassen der Reitanlagen war der Sonnenhof seit vier Wochen Gesprächsthema Nummer eins und jeder wusste ein bisschen mehr von Gasparians sagenhaftem Reichtum und den wunderbaren Veränderungen auf dem Sonnenhof.
    Christian kochte insgeheim vor Zorn deswegen, aber Papa verlor darüber keinen Ton, und ich war mir sicher, es tat ihm nicht leid darum.
    Lajos war damals noch am gleichen Abend auf den Amselhof

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