Elena – Ein Leben fuer Pferde
neben der zierlichen, hübschen Melike mit ihrem braunen Teint, den großen dunkelbraunen Augen, schneeweißen Zähnen und dem glänzenden schwarzen Haar oft wie eine hässliche, reizlose Bohnenstange gefühlt.
Wie Kiki richtig vermutet hatte, schleppten Fabian, Christian und Tim Unmengen an Fleisch, Chips und alkoholischen Getränken ins Haus. Sie setzten eine Bowle mit Erdbeeren an und verwandelten die Küche innerhalb weniger Minuten in ein Schlachtfeld.
Auf Christians Vorschlag hin veranstalteten wir auf dem Springplatz ein Beachvolleyball-Turnier, das Fabian und Melike gegen Christian und Kiki gewannen. Tim und ich hatten keine Chance, denn Twix war der festen Überzeugung, er müsse mir helfen, und sprang dauernd an mir hoch. Hechelnd hetzte er um das Spielfeld herum und versuchte, den Ball zu erwischen.
Verschwitzt und lachend setzten wir uns schließlich auf die Terrasse und packten ordentlich Steaks und Würstchen auf den Grill. Wir aßen den Kartoffelsalat und den Nudelsalat aus dem Supermarkt direkt aus den Dosen und brachen das Baguette mit den Fingern ab, was bei Mama streng verboten war.
»Oha, mit was habt ihr die Bowle angesetzt?«, fragte Kiki, nachdem sie den ersten Schluck gekostet hatte.
»Zwei Flaschen Wein, zwei Flaschen Sekt«, zählte Christian auf. »Schmeckt doch super, oder?«
»In einer Stunde sind wir alle blau«, prophezeite Kiki. »Aber es schmeckt wirklich lecker, euer Gebräu.«
Nachdem wir alles weggeputzt hatten, gingen wir hinüber zum Stall. Stani und Heinrich hatten schon Abendheu gefüttert. Christian schob das Sommergitter hinten am Turnierpferdestall zu und kontrollierte gewissenhaft das Schloss, dann schauten wir nach den Stuten, Fohlen und Jungpferden in der Scheune. Auch alle anderen Stalltüren wurden abgeschlossen und zur Hallentür hin von innen der Riegel vorgeschoben. Robbie, der uns auf unserem Rundgang begleitet hatte, legte sich auf seine Matte an der Stalltür und rollte sich mit einem Aufseufzen zusammen. Ich löschte das Licht.
Wir schlenderten zurück zum Haus. Im flackernden Schein von zwei Windlichtern spielten wir Karten und die Älteren tranken Bowle, die von Glas zu Glas stärker zu werden schien. Fabian legte sich auf die Couch im Wohnzimmer und war innerhalb von Sekunden eingeschlafen. Christian verschwand mit Kiki in seinem Zimmer und Melike taumelte ins Gästezimmer neben Mamas Büro. Tim und ich blieben allein auf der Terrasse zurück. Wir hatten nur ein wenig von der Bowle probiert und waren dann auf Limonade umgestiegen.
»Bleibst du wirklich hier heute Nacht?«, fragte ich.
»Soll ich?« Tim sah mich ruhig aus seinen schönen blauen Augen an.
»Klar«, flüsterte ich.
Wir räumten noch gemeinsam den Tisch ab und gingen dann nach oben in mein Zimmer. Es war so aufregend, Tim in meinem Zimmer zu sehen! Wir legten uns in mein Bett. Ich löschte das Licht und lag stocksteif da. Niemand von uns sagte etwas. Ich hörte Tim in der Dunkelheit atmen, tastete nach seiner Hand. Durch das geöffnete Fenster wehte eine kühle Brise und ich erschauderte.
»Ist dir kalt?«, flüsterte Tim.
»Ein bisschen«, erwiderte ich.
»Soll ich dich etwas aufwärmen?«
Ich schluckte. Mein Herz drohte aus meiner Brust zu springen.
»Ja«, flüsterte ich.
Tim drehte sich auf die Seite und schlang seine Arme um mich. Ich spürte seinen Atem in meinem Genick, die Wärme seines Körpers.
»Gute Nacht, mein Entchen«, flüsterte er.
Ich nahm mir fest vor, nicht zu schlafen, um jede Minute mit Tim auszukosten. Daran wollte ich mich erinnern können, wenn ich wieder allein war. Ich lauschte auf seine tiefen, regelmäßigen Atemzüge. Es war wundervoll, fast so, als ob wir verheiratet wären.
Irgendwann fielen mir die Augen zu. Nicht einschlafen, dachte ich noch, aber da glitt ich schon sanft hinüber in die Welt der Träume.
19. Kapitel
Das dünne graue Licht des frühen Morgens sickerte durch das Fenster, als ich verwirrt die Augen öffnete. Irgendetwas war anders als sonst.
»Hey«, flüsterte Tim. Sofort war ich hellwach. Er lag tatsächlich neben mir, das hatte ich nicht nur geträumt.
»Hast du gut geschlafen?«, fragte er und berührte zärtlich mein Gesicht.
»Mhm. Und du?«
»Ich auch.«
Wir schauten uns an. Er sah unglaublich süß aus, so verschlafen und verstrubbelt.
»Musst du schon los?«
»Ja, leider. Es ist gleich fünf. Wenn meine Mutter merkt, dass ich nicht in meinem Bett liege, kriegt sie einen Anfall.« Er verzog das
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