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Elena – Ein Leben fuer Pferde

Elena – Ein Leben fuer Pferde

Titel: Elena – Ein Leben fuer Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Gesicht und richtete sich auf.
    »Ich komme mit nach unten«, sagte ich.
    Tim suchte seine Klamotten vom Boden, schlüpfte in seine Jeans und Turnschuhe. Ich gähnte und zog ebenfalls meine Jeans an. Wir schlichen die Treppe hinunter, um niemanden zu wecken. Twix kam aus dem Wohnzimmer und streckte sich gähnend. Vor lauter Tim hatte ich gar nicht an meinen Hund gedacht!
    Tim trug nur ein T-Shirt und es war noch kühl draußen. Ich nahm eine von Christians Jacken von der Garderobe und reichte sie ihm.
    »Hier«, sagte ich, »sonst frierst du auf dem Moped.«
    Tim lächelte und zog sie an. Vor der Haustür nahm er mich in die Arme. Im fahlen Zwielicht konnte ich sein Gesicht kaum erkennen. Die ersten Vögel sangen in den Bäumen.
    »Es war die schönste Nacht meines Lebens«, sagte er mit zärtlicher Stimme und streichelte meine Wange.
    »Meine auch.«
    Ich kämpfte mit den Tränen, aber mir gelang ein Lächeln. Wir sahen uns unsicher an. Das war ein anderer Abschied als die Abschiede auf der Trainingswiese oder in der Schule. Es war bedeutungsvoller. Unsere erste gemeinsame Nacht! Was sagte man in so einem Augenblick?
    »Es ist ja nicht für lange«, meinte Tim schließlich.
    »Versprochen?«
    »Versprochen.« Er lächelte. »Heute Abend komme ich wieder.«
    Er gab mir einen Kuss. Dann ließ er mich los. Ich schlang meine Arme um meinen Oberkörper. Twix setzte sich neben mich auf die Fußmatte, und zusammen blickten wir Tim nach, wie er das Törchen öffnete und über den Parkplatz zu seinem Moped ging. Um niemanden zu wecken, schob er das Moped die ganze Auffahrt hinunter und ließ es erst am Hoftor an. Ich stand vor der Haustür und wartete, bis das Motorengeräusch in der Ferne verklungen war.
     
    Zurück ins Bett wollte ich nicht mehr, deshalb begann ich, die verwüstete Küche aufzuräumen. Zu viel ging mir durch den Kopf. Ob Tim schon auf dem Sonnenhof angekommen war? Hoffentlich bekam er keinen Ärger. Wie grässlich musste es sein, wenn man sich zu Hause nicht wohlfühlte!
    Gedankenverloren räumte ich die Spülmaschine ein und stellte sie an. Dann aß ich ein paar Löffel Kartoffelsalat, aber er schmeckte mir so früh am Morgen nicht. Mein Blick fiel auf die Uhr über der Küchentür. Fünf nach sechs. Ich konnte genauso gut schon hinüber in den Stall gehen, bevor ich hier sinnlos herumsaß.
    Oben zog ich mir Reithose und ein frisches T-Shirt an, schlüpfte in eine Sweatjacke mit Kapuze und bürstete mir im Bad die Haare. Unten nahm ich Papas dicken Schlüsselbund vom Haken neben der Haustür und ging hinaus. Twix rannte vorneweg.
    Die Sonne ging auf und ließ Millionen winziger Tautröpfchen auf dem Rasen und den Wiesen glitzern wie Diamanten. Auf dem Dachfirst der Reithalle gurrten zwei Tauben. Noch war die Luft kühl und frisch, aber es würde einen heißen Tag geben. Einen herrlichen, sonnigen Sommertag – und heute Abend würde Tim wieder herkommen. Ich schloss die Stalltür auf. Dank der Sommergitter und der offenen Boxenfenster war die Luft nicht stickig. Die Pferde grummelten und wieherten, weil sie sich auf ihr Futter und Heu freuten.
    »Robbie?«
    Der Berner Sennenhund lag nicht wie üblich auf seiner Decke. Normalerweise begrüßte er denjenigen, der morgens als Erster den Stall betrat, mit fröhlichem Gebell und wildem Schwanzwedeln, aber heute tauchte er nicht auf. Komisch.
    Twix lief voraus und bellte plötzlich. Robbie lag mitten auf der Stallgasse des Sechserstalls zwischen Putzhalle und Turnierstall und regte sich nicht, obwohl Twix um ihn herumsprang und an ihm schnupperte.
    »Oh Gott, Robbie!« Ich kniete neben dem großen Hund nieder und schüttelte ihn leicht. Die Zunge hing ihm seitlich aus dem Maul. Er öffnete müde die blutunterlaufenen Augen und wedelte matt mit der Schwanzspitze. »Was hast du denn?«
    Plötzlich befürchtete ich, er könnte sterben. Aber so alt war er doch noch gar nicht! Und er konnte auch kein Rattengift gefressen haben, denn so etwas gab es auf dem Amselhof nicht.
    »Na, komm schon, steh auf!« Ich zog an seinem Halsband und stemmte mich mit aller Kraft gegen ihn. Robbie richtete sich auf, versuchte zu stehen, aber er schwankte bedrohlich und sackte wieder zusammen. Twix wieselte weiter in den Turnierstall. Er bellte und ich folgte ihm.
    »Fritzi!«, rief ich. Doch mein Pferd antwortete nicht. Besorgt trat ich an die Box und öffnete sie. Hoffentlich war er nicht auch krank, so wie Robbie! Ich starrte in eine leere Box. Ein paar Sekunden stand ich da wie

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