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Elena – Ein Leben fuer Pferde

Elena – Ein Leben fuer Pferde

Titel: Elena – Ein Leben fuer Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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hab gewonnen!«, behauptete mein Bruder.
    »Nein, ich«, widersprach Fabian. »He, Tim, ich dachte, du wolltest Schiedsrichter sein?«
    Ich warf Tim einen raschen Blick zu. Sein Gesicht war wieder ruhig und beherrscht, er lächelte ganz so wie immer, und niemand, der ihn nicht besser kannte, hätte geahnt, was in ihm vorging.
    »Wir sollten zurückschwimmen«, sagte Melike und hob den Blick zum Himmel. »Da braut sich ordentlich was zusammen.«
    Schwimmen bei Gewitter war lebensgefährlich, deshalb beeilten wir uns. Tim ergriff meine Hand. Wieder krachte ein Donner. Die ersten schweren Regentropfen klatschten auf den staubtrockenen Boden. Wir stürzten uns jauchzend und schreiend ins Wasser. Tim war so nett, langsam neben mir herzuschwimmen. Die anderen kraulten los, kletterten schon aus dem Wasser und flüchteten auf die Veranda des Forsthauses, als wir den Steg erreichten.
    »Du schwimmst tatsächlich wie eine Ente.« Tim grinste.
    »Das … ist … echt … gemein«, keuchte ich beleidigt und spuckte ein bisschen Waldseewasser aus. »Ich hab mir so Mühe gegeben, schnell zu schwimmen!«
    Ein Blitz zuckte durch den schwarzen Himmel, der Donner rollte dröhnend hinterher und ließ die Erde erbeben. Jetzt mussten wir wirklich schnell aus dem Wasser. Ich hielt mich mit einer Hand am Steg fest, doch bevor ich mich hochziehen konnte, schwamm Tim ganz dicht an mich heran und hielt sich ebenfalls fest.
    »Komm her, meine kleine süße Ente«, flüsterte er und zog mich in seine Arme.
    Der Regen rauschte auf uns herab, als ob die Welt untergehen wollte. Und dann küsste er mich bei Blitz und Donner, und ich wusste, ich würde mich daran erinnern, selbst wenn ich hundert Jahre alt werden würde.

 
18. Kapitel
     
    Papa und Mama hatten einen Flug nach Dublin und einen Mietwagen gebucht und freuten sich wie die kleinen Kinder auf ihren ersten Urlaub seit vielen Jahren. Mama packte die Koffer. Selten hatte ich sie so glücklich und ausgelassen erlebt.
    Liam kam am Sonntagabend wieder. Er war blass und hatte dunkle Schatten unter den Augen, aber er war fröhlich wie immer. Papa war erleichtert, außer Lajos auch Liam auf dem Hof zu wissen, denn Opa und Oma waren drei Tage mit den Landfrauen nach Mecklenburg-Vorpommern gefahren und würden erst am Dienstagabend zurück sein.
    Montagmorgen um acht Uhr ging es los. Lajos wartete im Auto mit laufendem Motor.
    »Soll ich nicht doch lieber meine Eltern anrufen, damit sie herkommen?«, überlegte Mama besorgt. »Mir ist nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass ihr hier so ganz allein seid.«
    »Wir sind nicht allein«, erwiderte Christian ungeduldig. »Stani und Heinrich sind da. Liam ist da. Lajos ist den ganzen Tag über da. Was soll denn schon passieren in den paar Tagen?«
    Lajos hupte und winkte.
    »Steig lieber ein, sonst fliegt das Flugzeug ohne euch nach Irland«, sagte ich zu Mama.
    Sie seufzte, umarmte erst mich und dann Christian, der genervt die Augen rollte.
    »Also«, sagte Papa, »keine leichtsinnigen Aktionen, hört ihr?«
    Wir nickten beide brav.
    »Keine Partys, keine Saufgelage, keine Streiterei, verstanden?«
    Wir nickten wieder einträchtig.
    »Wir rufen an, wenn wir gelandet sind!«, rief Mama vom Rücksitz aus.
    Endlich stieg auch Papa ein. Wir winkten hinter dem Auto her, bis es aus dem Hof fuhr und verschwand.
    »Oh Mann«, sagte Christian. »Ich hab schon gedacht, sie überlegen es sich in letzter Sekunde anders und bleiben hier.«
    »Oder hetzen uns Opa und Oma Bonn auf den Hals«, ergänzte ich. Mamas Eltern waren überbesorgt und kannten sich mit einem Hof und Pferden nicht aus. Sie hätten uns wahrscheinlich die Woche ohne Papa und Mama vor lauter Befürchtungen verdorben.
    Wir standen eine Weile da und genossen das Gefühl der Freiheit.
    »Was jetzt?«, fragte ich meinen Bruder.
    »Jetzt organisieren wir erst mal die Party«, antwortete Christian und rieb sich die Hände. »Ich hab mit Fabian und Tim schon alles besprochen. Heute Abend lassen wir’s richtig krachen.«
    Melike kam auf den Hof geradelt, auf dem Rücken ein praller Rucksack und auf dem Gepäckträger einen riesiger Koffer.
    »Was hast du denn vor?«, fragte Christian spöttisch. »Bist du zu Hause ausgezogen, oder was?«
    »Ich brauche halt ein paar Klamotten mehr als du«, entgegnete Melike spitz. Sie würde die ganze Woche lang bei mir schlafen, das hatte Mama erlaubt.
    »Du könntest mir mal mit dem Koffer helfen.«
    »Na gut.« Christian packte zu. »Mann, der wiegt sicher dreißig

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