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Elena – Ein Leben fuer Pferde

Elena – Ein Leben fuer Pferde

Titel: Elena – Ein Leben fuer Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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festhielt. Er ließ mich tatsächlich los und versetzte mir einen Stoß, sodass ich in Tims Arme taumelte. Die Tränen rannen mir über das Gesicht. Ich hatte Angst, richtig schreckliche Angst. Die Männer würden uns nicht einfach gehen lassen, jetzt, wo wir ihre Gesichter gesehen hatten.
    »So, ganz ruhig jetzt«, sagte Tims Vater. Er ging hin und her. Ich sah ihm an, wie nervös er war. Das Auftauchen seines Sohnes hatte ihn völlig durcheinandergebracht.
    »Der Boss kommt!«, rief jemand halblaut.
    Scheinwerfer krochen tastend über den Hof, ein Auto näherte sich. Das Motorengeräusch erstarb, zwei Türen klappten.
    »Jetzt ist es zu spät!«, zischte Richard Jungblut grimmig. »Ich kann euch nicht mehr helfen.«
    »Als hättest du das jemals vorgehabt!«, entgegnete Tim verächtlich. Er legte seinen Arm um mich und hielt mich ganz fest.
    Ein Mann kam um den Lkw herum und trat ins Licht. Ich hatte den fetten Gasparian erwartet oder seinen treuen Schatten, den Grinser. Verblüfft erkannte ich den blonden Mann mit dem kantigen Gesicht, der mir in Eschwege aufgefallen war, weil er Fritzi so angestarrt hatte. Ihm folgten zwei andere Männer.
    »Was geht hier vor?« Seine Stimme mit dem holländischen Akzent war unangenehm kalt und tonlos. »Was haben diese Kinder hier zu suchen? Weshalb sind die Pferde noch nicht verladen?«
    »Dieses Pferd hier macht Schwierigkeiten, Piet«, sagte Richard Jungblut.
    »Dann gib ihm eine Spritze!«, befahl er. »Und schafft die Kinder hier weg! Auf der Stelle!«
    »Das ist mein Pferd!«, sagte ich trotzig. »Ich will es wiederhaben!«
    Der blonde Mann verzog das Gesicht zu einem Lächeln.
    »Kinder, die was wollen«, sagte er spöttisch. Dann wurde er wieder ernst. »Los, sperrt sie in einen Container! Und ladet das verdammte Pferd auf, und zwar schnell!«
    Erst jetzt sah ich, dass die Männer auch Christian und Fabian festhielten. Sie stießen sie vor sich her. Ein anderer kam auf Tim und mich zu.
    »Tim, du bleibst hier!«, sagte sein Vater.
    »Ich denke nicht dran«, erwiderte Tim. »Ich will nicht dein Komplize sein.«
    Da stellte der Lkw-Fahrer fest, dass der Zündschlüssel nicht mehr in der Zündung steckte. Fritzi begann wieder zu wiehern, dass ich es kaum aushielt. Aber sie hatten ihm eine Beruhigungsspritze gegeben und schafften es tatsächlich, ihn auf den Lkw zu bugsieren. Die Rampe wurde hochgeklappt.
    »Der Schlüssel ist weg!«, rief der Fahrer.
    »Den könnt ihr lange suchen«, sagte Tim und grinste höhnisch.
    »Du verdammter …!« Der Fahrer stürmte wutentbrannt auf Tim los, doch Richard Jungblut trat dazwischen.
    »Fass ihn nicht an. Das ist mein Sohn.«
    Die Nerven der Männer lagen blank. Die Zeit verging, und durch unser Auftauchen hatten sie ein ernsthaftes Problem bekommen.
    Ganz plötzlich hielten die Männer, die mit dem Holländer namens Piet gekommen waren, Pistolen in den Händen.
    »Schluss jetzt mit dem Theater!«, kommandierte der Oberpferdedieb. »Sperrt die Kinder ein!«
    Wir wurden quer über den Hof abgeführt.
    »Hinter dem Zaun warten Melike und Kiki mit den Pferden«, raunte ich Tim zu. Ich sah sein angespanntes Gesicht und fragte mich, was es für ein elendes Gefühl sein musste, wenn man erfuhr, dass sein eigener Vater ein übler Verbrecher war. Armer Tim!
    »Pass auf, Elena«, flüsterte er. »Renn los, wenn ich es dir sage. Versuch, hier rauszukommen und zur Polizei zu reiten.«
    Wir gingen weiter hinter Christian und Fabian her. Da drehte Tim sich um und trat einem der Pistolenkerle genau zwischen die Beine. Christian reagierte sofort und rempelte den Mann an, der neben ihm herging.
    »Lauf!«, schrie Tim und ich rannte. Ich rannte, wie ich noch nie in meinem Leben gerannt war. Auf den Bundesjugendspielen hätte ich wahrscheinlich nur für diesen Spurt eine Ehrenurkunde vom Bundespräsidenten persönlich überreicht bekommen. Hinter mir hörte ich Stimmen und wildes Geschrei. Ich erreichte den Zaun, fand aber nicht sofort das Loch.
    »Hier!«, rief Melike schrill. »Hier drüben, Elena!«
    Endlich! Ich kletterte durch das Loch.
    »Sie haben die anderen!«, keuchte ich. »Schnell, auf die Pferde und weg hier! Wir müssen Hilfe holen!«
    Die Männer tauchten auf der anderen Seite des Zauns auf. Ein greller Scheinwerfer flammte auf. Ich sah Tims blonden Haarschopf, griff nach irgendwelchen Zügeln. Meine Finger zitterten, ich bebte am ganzen Körper vor Angst und Anstrengung. Das Pferd tänzelte unruhig, mein Fuß glitt aus dem Bügel ab,

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