Elena – Ein Leben fuer Pferde
wann du kommst?«
Es entstand eine kurze Pause.
»Lara?«
»Na ja«, begann Lara zögernd, »es ist so: Tino hat mich gefragt, ob ich in den Osterferien nicht mit ihm zum Snowboarden will. Das Ferienhaus seiner Eltern liegt direkt an der Piste und es gibt zwanzig Zentimeter Neuschnee und soll sogar noch mehr schneien und das ist um diese Jahreszeit so etwas wie ein Lotto-Sechser und …«
»Heee, Time-out!«, unterbrach Maxi. »Ich versteh das auch ohne den Wetterbericht.« Ihre Freundin hatte sich erst zu Silvester nach einem Riesenkrach mit ihrem Freund Tino wieder versöhnt und seither schwebten die beiden auf rosa Wolken. Klar war Maxi ein wenig enttäuscht, dass ihre Freundin die Osterferien nun doch nicht in Wieselberg verbringen würde – aber hey, manchmal hatte die Liebe eben Vorrang! »Schadet Vic und mir ohnehin auch nicht, wenn wir uns mal etwas auf uns konzentrieren.«
Maxi hörte Lara erleichtert seufzen. »Bin ich froh, dass du nicht sauer bist! War echt keine leichte Entscheidung!«
»Sag das nur nicht Tino! Der zweifelt sonst noch an deiner immerwährenden Liebe! Und als Entschädigung schuldest du mir einen Shoppingnachmittag inklusive XL-Caramel-Frappuccino, wenn ich das nächste Mal in der Stadt bin!«
»Ist gebongt! Ich muss los, Maxi, Training fängt gleich an!«
»O.k. Talk soon .«
»Lara kommt doch nicht?« Carolin hatte ihr Handy wieder eingesteckt und warf Maxi einen fragenden Blick zu.
Die zuckte nur mit den Schultern. »Amor, Neuschnee und Sonne – dagegen kommen wir nicht an.«
»Na ja, Amor und Sonne hast du ja auch, oder?«
Maxi grinste. »Amor, Sonne und einen filmreifen Friesen.« Dorus hatte die Box von Fabrizio übernommen, dem leicht neurotischen Lipizzaner der Psychotherapeutin, die Anfang März aus beruflichen Gründen weggezogen war. »Frau Doktor Sensibel«, wie Carolin sie nannte, hatte ein ähnlich kompliziertes Naturell wie ihr Pferd, deshalb waren die Mädchen beinahe erleichtert gewesen, als sie von der Kündigung erfuhren. Und offenbar hatte das Schicksal sich was dabei gedacht – Lara, die Astrologie-Expertin, würde bestimmt mit Uranus und Jupiter winken –, denn der Anruf von Herrn Celik kam nur einen Tag später. Sein Sohn Sami würde im Sommer aus der Türkei zu ihm nach Altenburg ziehen, und jetzt schon mal ein paar Wochen auf Besuch kommen. Um dem neuen Zuhause einen zusätzlichen Anreiz zu verleihen und Sami die Eingewöhnung zu erleichtern, hatte er dem pferdebegeisterten Jungen den Friesen gekauft. Als der Anruf kam, war der Transporter mit Dorus schon unterwegs, früher als erwartet, und wenn er das edle Pferd nicht auf dem Balkon unterbringen wollte, brauchte er sofort einen Einstellplatz. Für Maxi und Carolin kein Problem!
Die Box war also nur einen Tag frei gewesen und die beiden Mädchen hatten wieder einmal die Bestätigung dafür, dass ihr kleines Unternehmen unter einem guten Stern stand.
Sie hatten Dorus eine Woche auf einem abgegrenzten Stück der Koppel gehalten, damit die anderen Pferde sich an ihn gewöhnen konnten, und heute erst eingegliedert. Den ganzen Samstagvormittag standen sie nun schon am Zaun und beobachteten die Herde, um eingreifen zu können, falls es zu heftigen Kämpfen kam – aber bis jetzt war die Aufregung kaum der Rede wert gewesen. Mit Janaro, dem Hafloaraber, hatte es eine kleine Auseinandersetzung gegeben, allerdings mehr Show als ernsthafte Rauferei; ansonsten ließen die anderen Pferde den Friesen eher noch links liegen, solange er sich nicht bei der Fütterung vordrängte. Dorus würde sich seine Position in der kleinen Herde erst noch erobern – oder sich eben mit dem niedrigsten Rang zufriedengeben. Gerade trabte er mit hoch erhobenem Kopf und wehender Mähne ans andere Ende der Koppel, bremste ab und näherte sich Katinka – ein eindrucksvoller Freier mit wehender Mähne und stolz gerecktem Hals. Ringo hob den Kopf, seine Ohren wanderten abwechselnd vor und zurück. Dann trat er Dorus einen Schritt entgegen. Nur einen einzigen Schritt. Er machte nicht etwa Anstalten zu beißen, zu treten oder sonst irgendwie seine Überlegenheit zu beweisen. Er warf dem Neuen bloß einen langen Blick zu. Dorus senkte den Kopf, machte rasch einen großen Bogen um Katinka und tat so, als wollte er eigentlich ganz woanders hin.
Carolin und Maxi prusteten los. »Dein Filmstar ist um einiges schöner, als er mutig ist«, meinte Carolin.
»Das ist nicht die Abwesenheit von Mut, sondern bloß die Anwesenheit von
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