Elenium-Triologie
Wargun zu den Rittern. »Soros hat hier keine Schwierigkeiten mit Rekrutierungen. Innerhalb einer Woche dürfte er das ganze Königreich durchkämmt haben – falls er nicht zu oft zum Beten anhält. Wie wär's, wenn wir irgendwo was trinken, bis der Bürgermeister ein Dutzend Häuser für uns geräumt hat?«
Nach einer Besprechung am nächsten Morgen mit König Soros und Patriarch Bergsten führte Wargun einen Trupp thalesischer Reiterei gen Westen. Sperber ritt an seiner Seite. Es war ein freundlicher Morgen; die Sonne glitzerte auf dem See und ein leichter Wind blies aus dem Westen.
»Ich vermute, daß Ihr mir immer noch nicht sagen wollt, was Ihr in Pelosien macht, oder?« fragte Wargun Sperber.
Der thalesische König wirkte an diesem Morgen verhältnismäßig nüchtern, deshalb entschloß sich Sperber, ein offenes Wort zu wagen.
»Ihr wißt sicherlich von Königin Ehlanas Krankheit«, begann er vorsichtig.
»Die ganze Welt weiß davon. Darum versucht ihr Bastardvetter ja die Macht an sich zu reißen.«
»Es steckt ein wenig mehr dahinter, Majestät. Wir konnten endlich die Ursache der Krankheit Ehlanas herausfinden. Primas Annias mußte Zugang zu ihrer Schatzkammer haben, deshalb ließ er sie vergiften.«
»Was hat er getan?«
»Ihr habt richtig gehört, Majestät«, versicherte Sperber ihm. »Annias kennt keine Skrupel, und um Erzprälat zu werden, würde er alles tun.«
»Der Mann ist ein Schurke!« knurrte Wargun.
»Nun, wir erlangten Kenntnis von einer Möglichkeit, Ehlana zu heilen. Es gehört Magie dazu und ein bestimmter Talisman, der diese Magie erst wirksam macht. Wir erfuhren, daß dieser Talisman sich im Vennesee befindet.«
»Was ist dieser Talisman?« fragte Wargun und kniff die Augen zusammen.
»Ein Schmuckstück«, antwortete Sperber ausweichend, »wie es bestimmte Leute früher trugen.«
»Glaubt Ihr wirklich an all diesen Unsinn über Magie?«
»Ich habe selbst mehrmals die Wirkung von Magie erlebt, Majestät. Nun, das war der Grund für unser Sträuben, als Ihr darauf bestanden habt, daß wir uns Euch anschließen. Es hatte keineswegs mit Mißachtung Eurer Würde zu tun. Ehlana wird durch einen Zauber am Leben erhalten, aber seine Wirkung ist befristet. Wenn sie stirbt, besteigt Lycheas den Thron.«
»Nicht, wenn ich es verhindern kann! Ich lasse es nicht zu, daß irgendein Thron in Eosien von einem Mann besetzt ist, der nicht einmal weiß, wer sein Vater ist.«
»Diese Vorstellung behagt auch mir nicht. Aber ich glaube, Lycheas weiß durchaus, wer sein Vater ist.«
»Ach? Wer denn? Wißt Ihr es?«
»Der Primas Annias.«
Wargun bekam große Augen. »Seid Ihr dessen sicher?«
Sperber nickte. »Ich weiß es aus zuverlässiger Quelle. Der Geist von König Aldreas hat es mir erzählt. Aldreas' Schwester war ziemlich mannstoll.«
Wargun machte das unter Bauern übliche Zeichen gegen das Böse – was bei einem regierenden Monarchen etwas seltsam anmutete. »Ein Geist, habt Ihr gesagt? Das Wort eines Geistes wird vor Gericht nicht anerkannt, Sperber.«
»Ich beabsichtige auch nicht, den Fall vor Gericht zu bringen, Majestät«, sagte Sperber grimmig und legte die Hand um den Schwertgriff. »Sobald ich dazu komme, werden die Hauptschuldigen vor einem höheren Gericht stehen.«
»Guter Mann«, lobte Wargun. »Ich hätte jedoch nicht gedacht, daß ein Kirchenmann sich durch Arissa in Versuchung führen ließe.«
»Arissa konnte bestimmt sehr verführerisch sein. Wie auch immer, Euren Feldzug verdankt Ihr einem anderen von Annias' Komplotten. Ich vermute stark, daß die rendorische Invasion von einem Mann namens Martel geführt wird. Martel arbeitet für Annias und versucht schon geraume Zeit, genug Unruhe zu stiften, damit die Ordensritter sich während der Wahl fern von Chyrellos beschäftigen. Unsere Hochmeister wären vermutlich imstande zu verhindern, daß Annias zum Erzprälaten gewählt wird, deshalb muß er dafür sorgen, daß die Hochmeister zur Wahl nicht in Chyrellos sein können.«
»Der Mann ist eine richtige Schlange, nicht wahr?«
»Das ist keine schlechte Beschreibung.«
»Ihr habt mir heute morgen eine Menge zu denken gegeben, Sperber. Ich werde mir alles durch den Kopf gehen lassen, dann unterhalten wir uns später weiter darüber.«
Sperbers Augen leuchteten auf.
»Aber macht Euch keine zu großen Hoffnungen. Ich glaube immer noch, daß ich Euch brauchen werde, wenn ich erst in Arzium bin. Außerdem sind die Kriegerorden bereits unterwegs nach Süden. Ihr
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