Elenium-Triologie
saßen rasch ab und begaben sich zum Eingang einer engen Gasse, um dort einen greisen Styriker zu begrüßen, der ein makellos weißes Gewand trug. Die drei führten offenbar eine rituelle Begrüßungszeremonie durch, doch Sperber konnte die Einzelheiten nicht erkennen. Danach sprachen Sephrenia und Flöte längere Zeit mit ernsten Gesichtern zu dem Greis, der sich daraufhin verbeugte und in der Gasse verschwand.
»Worum ging es da?« fragte Wargun argwöhnisch, als Sephrenia und das kleine Mädchen zurückkehrten.
»Er ist ein alter Freund, Majestät«, erklärte Sephrenia, »und der angesehenste und weiseste Mann von ganz Weststyrikum.«
»Ein König, meint Ihr?«
»Dieses Wort hat in Styrikum keine Bedeutung, Majestät«, entgegnete sie.
»Wie könnt ihr ohne einen König eine Regierung haben?«
»Es gibt andere Regierungsformen, Majestät. Abgesehen davon sind die Styriker über die Notwendigkeit einer Regierung hinaus.«
»Das ist absurd!«
»Vieles mag so erscheinen – auf den ersten Blick. Vielleicht werdet auch ihr Elenier eines Tages soweit sein.«
»Diese Frau kann manchmal sehr aufreizend sein, Sperber«, brummte Wargun und lenkte sein Pferd zurück zur Spitze.
»Sperber«, sagte Flöte leise.
»Ja?«
»Unsere Aufgabe hier in Azie ist durchgeführt. Wir können jetzt jederzeit nach Thalesien aufbrechen.«
»Und weißt du schon wie?«
»Ich erkläre es später. Leiste wieder Wargun Gesellschaft. Er fühlt sich einsam ohne dich.«
Das Königsschloß war nicht gerade bilderbuchhaft. Es sah eher wie ein Komplex von Verwaltungsgebäuden aus als ein Bauwerk, das Prunk und Macht zur Schau stellen sollte. »Ich verstehe nicht, wie Obler es in dieser Armenhütte aushält«, sagte Wargun naserümpfend und schwankte ein wenig im Sattel. »He, Ihr da«, brüllte er und deutete auf eine Wache, die am Eingangstor postiert war. »Meldet Obler, daß Wargun von Thalesien angekommen ist. Wir haben was zu besprechen.«
»Jawohl, Majestät.« Der Wachtposten salutierte und schritt ins Gebäude.
Wargun saß ab und hob den Weinbeutel von seinem Sattelhaken, dann zog er den Stöpsel heraus und nahm einen tiefen Schluck. »Ich hoffe, Obler hat kühles Bier. Von diesem Wein wird mein Magen allmählich sauer.«
Der Posten kehrte zurück. »König Obler erwartet Euch, Majestät. Bitte folgt mir.«
»Ich kenne den Weg«, brummte Wargun. »Schließlich bin ich nicht zum erstenmal hier. Kümmert Euch lieber um unsere Pferde.« Er richtete die blutunterlaufenen Augen auf Sperber. »Kommt schon!« befahl er.
Sie schritten durch die schmucklosen Korridore von König Oblers Schloß und fanden den greisen Monarchen hinter einem Tisch, auf dem Karten und Papiere herumlagen.
»Tut mir leid, daß ich so spät komme, Obler.« Wargun öffnete die Spange seines Purpurumhangs und ließ ihn achtlos auf den Boden gleiten. »Ich habe einen Umweg durch Pelosien gemacht, um Soros und eine Art Armee aufzusammeln.« Er ließ sich in einen Sessel fallen. »Ich fürchte, ich bin nicht ganz auf dem Laufenden. Wie sieht es aus?«
»Die Rendorer belagern Larium«, antwortete der weißhaarige König von Deira. »Die Alzioner, Genidianer und Cyriniker halten die Stadt, und die Pandioner säubern die ländlichen Gegenden von rendorischen Plünderern.«
»Ja, so habe ich es mir vorgestellt«, brummte Wargun. »Könnt Ihr nach Bier schicken lassen, Obler? Mein Magen macht mir seit ein paar Tagen zu schaffen. Ihr erinnert Euch doch an Sperber, oder?«
»Natürlich. Er ist der Ritter, der Graf Radun unten in Arzium gerettet hat.«
»Und der da ist Kalten. Der Riese ist Ulath; der mit der dunklen Haut ist Bevier, und Tynian kennt Ihr zweifellos. Die Styrikerin heißt Sephrenia – ihren richtigen Namen kenne ich nicht, und ich glaube auch nicht, daß ich ihn aussprechen könnte. Sie lehrt die Pandioner Magie. Und das niedliche Mädchen ist ihre Kleine. Die beiden anderen arbeiten für Sperber. Ich möchte mich mit keinem von ihnen anlegen.« Er schaute sich mit trüben Augen um. »Wo ist der Junge, der bei Euch war?« wandte er sich an Sperber.
»Sieht sich wahrscheinlich in der Stadt um. Politische Gespräche langweilen ihn.«
»Mich manchmal auch«, gestand Wargun. Er wandte sich wieder an König Obler. »Wurden die Elenier bereits zu den Waffen gerufen?«
»Nach den letzten Berichten meiner Agenten offenbar nicht.«
Wargun fing zu fluchen an. »Ich glaube, ich werde auf meinem Weg nach Süden in Cimmura Halt machen und diesen jungen
Weitere Kostenlose Bücher