Elenium-Triologie
seinem Freund in die schwere Panzerrüstung und erzählte ihm das wichtigste, was sich in Lamorkand und Pelosien ereignet hatte.
»Warum habt Ihr den Troll nicht verfolgt?« fragte Vanion verwundert.
»Es kam etwas dazwischen.« Sperber befestigte Vanions schwarzen Umhang an den Schulterplatten. »Wargun, unter anderem. Ich habe ihn sogar zum Zweikampf gefordert, aber Patriarch Bergsten trat dazwischen.«
»Ihr habt einen König herausgefordert?« Vanion riß entsetzt die Augen auf.
»In dieser Situation erschien es mir notwendig, Vanion.«
»Oh, mein Freund!« Vanion seufzte.
»Wir sollten jetzt lieber gehen«, riet Sperber. »Ich hätte Euch zwar noch viel zu erzählen, aber Wargun wird leicht ungeduldig.« Sperber betrachtete Vanions Panzer kritisch. »Wappnet Euch«, mahnte er. »Ihr seid schief.« Dann schmetterte er beide Fäuste auf Vanions Schulterplatten. »So ist es besser«, meinte er.
»Danke«, sagte Vanion wackelnden Knies trocken.
»Das Ansehen unseres Ordens«, erinnerte ihn Sperber. »Ich möchte nicht, daß Euer Panzer aussieht, als wäre er aus billigem Blech.«
Vanion enthielt sich einer Antwort.
Graf von Lenda hatte sich bereits in dem Gemach eingefunden, als Sperber und Vanion eintraten.
»Da seid Ihr ja, Vanion«, rief König Wargun. »Jetzt können wir anfangen. Was tut sich unten in Arzium?«
»Die Lage hat sich kaum verändert, Majestät. Die Rendorer belagern nach wie vor Larium, aber die Genidianer, Cyriniker und Alzioner verteidigen die Stadt mit dem Hauptteil der arzischen Armee.«
»Ist Larium ernstlich in Gefahr?«
»Kaum. Die Stadt ist wie ein Berg. Ihr kennt doch die Vorliebe der Arzier für Steinbauten. Larium könnte wahrscheinlich zwanzig Jahre ohne Schaden durchhalten.« Vanion blickte Sperber an. »Ich habe da unten Euren alten Freund gesehen. Es hat ganz den Anschein, als befehligte Martel die rendorischen Streitkräfte.«
»Wie ich vermutet habe. Ich hatte gehofft, ihn in Rendor festgenagelt zu haben, aber offenbar ist es ihm gelungen, sich gegen Arasham durchzusetzen.«
»Das mußte er gar nicht«, warf König Obler ein. »Arasham ist vor einem Monat verstorben – unter äußerst verdächtigen Umständen.«
»Das hört sich ja an, als hätte Martel die Finger wieder in den Gifttopf gesteckt«, meinte Kalten.
»Wer ist jetzt der neue geistliche Führer in Rendor?« fragte Sperber.
»Jemand namens Ulesim«, erwiderte König Obler. »Wie ich hörte, einer von Arashams Jüngern.«
Sperber lachte. »Arasham hat nicht einmal gewußt, daß Ulesim existiert. Ich habe ihn kennengelernt. Der Mann ist ein Idiot. Er wird keine sechs Monate durchstehen.«
»Jedenfalls«, fuhr Vanion fort, »habe ich die Pandioner aufs Land geschickt, damit sie sich des rendorischen Nachschubs annehmen. Martel stehen magere Zeiten bevor. Das ist im großen und ganzen alles, Majestät«, schloß er.
»Kurz und bündig. Danke, Vanion. Und wie stehen die Dinge in Cimmura, Lenda?«
»Ziemlich unverändert, Majestät – außer daß Annias sich nach Chyrellos begeben hat.«
»Und wahrscheinlich wie ein Geier am Fußende des Erzprälaten Bett lauert«, brummte Wargun.
»Das würde mich gar nicht wundern, Majestät«, sagte Lenda. »Er hat Lycheas inzwischen die Regentschaft übertragen. Es gibt mehrere Bedienstete im Schloß, die für mich arbeiten. Einem ist es gelungen zu lauschen, als Annias Lycheas die letzten Anweisungen erteilte. Er befahl ihm, die elenische Armee aus den Kämpfen gegen die Rendorer herauszuhalten. Sobald Cluvonus stirbt, soll sie – und die Kirchensoldaten – nach Chyrellos marschieren. Annias will die heilige Stadt mit seinen Männern überrennen, um die neutralen Mitglieder der Hierokratie einzuschüchtern.«
»Dann ist die elenische Armee mobilisiert?«
»Vollständig, Majestät. Sie hat sich etwa fünfunddreißig Meilen südlich von Cimmura gesammelt und lagert nun dort.«
»Dann werden wir wahrscheinlich gegen sie kämpfen müssen, Majestät!« fiel Kalten ein. »Annias hat die meisten der alten Generäle entlassen und sie durch Männer ersetzt, die ihm blind ergeben sind.«
Wargun fluchte.
»Es ist vielleicht nicht ganz so ernst, wie es den Anschein hat, Majestät«, beruhigte ihn Graf Lenda. »Ich habe Rechtswissenschaft studiert. In Zeiten einer religiösen Krise sind die Kriegerorden berechtigt, den Befehl über alle Streitkräfte Westeosiens zu übernehmen. Meint Ihr nicht, daß eine Invasion durch die eshandistischen Ketzer als religiöse Krise
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