Elenium-Triologie
hinaus aufs Meer. »Merkwürdig«, murmelte er. Er deutete auf ein vorbeisegelndes Schiff. »Das ist derselbe Kauffahrer, den wir in der Straße von Thalesien gesehen haben. Er hat offenbar nichts geladen, sonst könnte er nicht so schnell so weit gekommen sein.« Er zuckte die Schultern. »Was soll's? Reiten wir los.«
Der von Stragen empfohlene Weg erwies sich als kaum mehr denn ein Waldpfad, der sich über den Gebirgszug zwischen der Küste und dem breiten Streifen Ackerland um Cimmura schlängelte. Nachdem er das Gebirge verlassen hatte, ging er unmerklich in furchige Landwege über, die sich durch Felder und Wiesen wanden.
Eines Morgens, als sie den Streifen Ackerland etwa halb überquert hatten, näherte sich ein heruntergekommen aussehender Bursche auf einem lahmen Maultier vorsichtig dem Lager. »Ich muß mit einem Mann namens Stragen reden«, rief er außer Bogenschußweite.
»Komm her!« forderte Stragen ihn auf.
Der Mann saß gar nicht erst ab. »Ich komme von Platime«, erklärte er dem Thalesier. »Ich soll euch warnen. Ein paar Kerle hielten auf der Straße von Cardos nach Cimmura Ausschau nach euch.«
» Hielten? «
»Sie konnten uns nichts mehr sagen, nachdem wir sie bemerkt hatten, und sie halten jetzt auch nach nichts mehr Ausschau.«
»Ah!«
»Bevor wir sie aufhalten konnten, stellten sie allerdings Fragen. Sie haben eine Menge Bauern nach Euch und Euren Begleiter gefragt und euch alle gut beschrieben. Ich glaube nicht, daß sie euch nur gesucht haben, um sich mit euch über das Wetter zu unterhalten, Durchlaucht.«
»Waren es Elenier?« fragte Stragen gespannt.
»Ein paar, ja. Die übrigen schienen thalesische Seeleute zu sein. Jemand ist hinter Euch und Euren Freunden her, Stragen, und sie führen nichts Gutes im Schild. An Eurer Stelle würde ich zusehen, daß ich so schnell wie möglich nach Cimmura und in Platimes Keller komme.«
»Vielen Dank, Freund«, sagte Stragen.
Der Bursche zuckte die Schultern. »Ich werde dafür bezahlt. Mit Dank läßt mein Beutel sich nicht füllen.« Er wendete sein Maultier und ritt davon.
»Ich wußte , ich hätte umdrehen und dieses Schiff versenken sollen!« schnaubte Stragen. »Ich werde nachlässig. Reiten wir rasch weiter, Sperber. Hier sind wir nicht einmal vor Blicken geschützt.«
Drei Tage später erreichten sie Cimmura und hielten am Nordrand des Tales an, um auf die durch Rauch und Nebel nur verschwommen erkennbare Stadt hinabzublicken.
»Ein nicht gerade anziehender Ort, Sperber«, stellte Stragen kritisch fest.
»Das kann ich nicht bestreiten«, gab Sperber zu, »aber es ist unser Zuhause.«
Stragen nickte. »Ich verlasse euch jetzt. Ihr habt so allerlei zu erledigen und ich ebenfalls. Darf ich vorschlagen, wir vergessen, daß wir uns je begegnet sind? Ihr habt mit Politik zu tun und ich mit Eigentumsaneignung. Möge Gott entscheiden, was unehrlicher ist. Viel Glück, Sperber, und haltet die Augen offen.« Er verbeugte sich aus dem Sattel vor Sephrenia, wendete sein Pferd und ritt hinunter zu der rußigen Stadt.
»Ich könnte mich fast an ihn gewöhnen«, sagte Sephrenia. »Wohin jetzt, Sperber?«
»Zum Ordenshaus«, entschied der große Pandioner. »Wir waren sehr lange fort, und ich möchte gern erst den Stand der Dinge erfahren, ehe ich mich ins Schloß begebe.« Er blinzelte zur Mittagssonne, die im anhaltenden Dunst verwaschen und kraftlos aussah. »Sehen wir zu, daß wir möglichst unbemerkt bleiben, bis wir wissen, wer in der Stadt das Sagen hat.«
Sie hielten sich zwischen den Bäumen, während sie um Cimmura herum zur Nordseite ritten. Einmal rutschte Kurik von seinem Wallach und kroch zum Rand des Unterholzes, um sich umzublicken. Er kehrte mit ernstem Gesicht zurück. »Kirchensoldaten haben Posten auf der Wehrmauer bezogen.«
Sperber fluchte. »Bist du sicher?«
»Die Soldaten tragen Rot.«
»Reiten wir trotzdem weiter. Wir müssen ins Ordenshaus gelangen.«
Die vermeintlichen Straßenarbeiter legten immer noch Kopfsteine vor der Burg der Pandioner.
»Das machen sie jetzt schon fast ein Jahr«, murmelte Kurik, »und sind nicht viel weiter gekommen. Warten wir, bis es dunkel wird?«
»Das dürfte nicht viel nützen. Die Ordensburg wird auch nachts beobachtet, und ich möchte nicht, daß unsere Rückkehr allgemein bekannt wird.«
»Sephrenia«, wandte Talen sich an die Styrikerin, »könnt Ihr eine Rauchsäule dicht an der Innenmauer beim Tor aufsteigen lassen?«
»Ja.«
»Gut. Damit können wir uns diese
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