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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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kenne es nicht – und glaubt mir, ich würde es kennen, wenn es im selben Geschäft wäre.« Er ließ das Schiff nicht aus den Augen. Plötzlich entspannten sich seine Züge. »Es dreht ab.« Er lachte kurz. »Tut mir leid, wenn Ihr mich für übertrieben argwöhnisch haltet, Sperber, aber Seeräuber ohne gesundes Mißtrauen zieren nur allzu rasch einen Galgen in irgendeiner Hafenstadt. Wo waren wir?«
    Stragen stellte etwas zu viele Fragen. Jetzt war eine gute Gelegenheit, ihn abzulenken. »Ihr wolltet mir erzählen, wie Ihr Warguns Hof verlassen und Euch selbständig gemacht habt.«
    »Das ging nicht von heute auf morgen«, gestand Stragen, »aber ich hatte die richtige Eignung für ein Leben als Verbrecherkönig. Ich kenne keinerlei Skrupel mehr, seit ich meinen Vater und meine Halbbrüder getötet habe.«
    Das kam unerwartet für Sperber.
    »Meinen Vater umzubringen war vielleicht ein Fehler«, gab Stragen zu. »Er war kein wirklich schlechter Kerl und er hat für meine Erziehung bezahlt, aber es schmerzte mich, wie er meine Mutter behandelte. Sie war eine liebenswerte junge Frau aus einer guten Familie, die er als Gesellschafterin für seine kränkelnde Gemahlin in sein Haus geholt hatte. Nun, es kam, wie es kommen mußte, und ich bin das lebende Ergebnis. Nachdem ich am Hof in Ungnade gefallen war, beschloß mein Vater, sich von mir zu distanzieren. Er schickte meine Mutter heim zu ihrer Familie. Sie starb kurz darauf. Ich könnte meinen Vatermord vielleicht rechtfertigen, wenn ich behauptete, daß Mutter an gebrochenem Herzen starb, aber die Wahrheit ist, daß sie an einer Gräte erstickte. Jedenfalls stattete ich dem Haus meines Vaters einen kurzen Besuch ab, und nun ist sein Titel frei. Meine beiden Halbbrüder waren so töricht, sich einzumischen, deshalb ruhen alle drei im selben Grab. Ich könnte mir vorstellen, daß mein Vater bedauerte, soviel Geld für meinen Fechtunterricht ausgegeben zu haben. Sein Gesichtsausdruck, als er starb, drückte jedenfalls Bedauern über irgend etwas aus.« Der blonde Mann zuckte die Schultern. »Heute würde ich wahrscheinlich anders handeln. Es bringt nichts ein, unüberlegt seine Verwandtschaft abzuschlachten, nicht wahr?«
    »Kommt darauf an, was Ihr davon erwartet.«
    Stragen bedachte ihn mit einem flüchtigen Grinsen. »Wie auch immer, ich erkannte bald, nachdem ich mich für die Straße entschieden hatte, daß der Unterschied zwischen einem Baron und einem Taschendieb oder einer Herzogin und einer Hure, nicht sehr groß ist. Ich versuchte das meinem Vorgänger zu erklären, aber der Narr wollte mir nicht zuhören. Er zog sein Schwert, und ich setzte ihn ab. Danach begann ich, die Diebe und Huren von Emsat auszubilden. Ich stattete sie mit falschen Titeln, entwendetem Putz und einer dünnen Tünche guter Manieren aus, um ihnen den Anschein von Edelleuten zu geben. Dann setzte ich sie auf die Aristokratie an. Das Geschäft geht ausgezeichnet. Ich bin mittlerweile in der Lage, meiner früheren Gesellschaftsschicht die unzähligen Kränkungen und Unverschämtheiten zurückzuzahlen, die sie einst mir angedeihen ließ.« Er machte eine Pause. »Habt Ihr nun genug über meinen unliebenswürdigen und respektlosen Lebenswandel gehört, Sperber? Ich muß sagen, Eure Höflichkeit und Nachsicht sind schier übermenschlich. Abgesehen davon bin ich es müde, mich noch länger beregnen zu lassen. Begeben wir uns doch hinunter. Ich habe ein Dutzend Flaschen köstlichen arzischen Rotweins in meiner Kabine. Wir könnten uns ein wenig betrinken und kultiviert unterhalten.«
    Sperber dachte über diesen seltsamen Mann nach, während er ihm unter Deck folgte. Stragens Motive waren klar, und sein Groll und Rachedurst waren durchaus verständlich. Ungewöhnlich war nur, daß ihm Selbstmitleid offenbar völlig wesensfremd war. Doch Sperber mußte sich eingestehen, daß er Stragen mochte. Er traute ihm natürlich nicht – das wäre töricht –, aber er mochte ihn trotzdem.
    »Ich auch«, stimmte Talen an diesem Abend in ihrer Kabine ein, als Sperber Stragens Geschichte knapp wiedergab und gestand, daß er ihn mochte. »Aber das ist wahrscheinlich ganz natürlich. Stragen und ich haben vieles gemein.«
    »Wirfst du mir das wieder vor?« brummte Kurik.
    »Es war nicht auf dich gemünzt, Vater«, versicherte ihm Talen. »So etwas passiert eben, und ich bin in dieser Hinsicht bei weitem nicht so empfindlich wie Stragen.« Er grinste. »Aber ich konnte unsere ähnliche Lebensgeschichte zu

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