Elenium-Triologie
zurückbrachten, plauderten Ulath und ich über einige Hinrichtungen, denen wir beigewohnt haben. Daß er auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden könnte, machte ihm am meisten angst.«
»Und er fiel fast in Ohnmacht, als wir uns die Möglichkeit durch den Kopf gehen ließ, ihn auf der Folterbank zu strecken, bis er den Geist aufgibt«, flocht Ulath lachend ein. »Ach, übrigens, auf dem Rückweg hielten wir am Schloßtor an. Die Kirchensoldaten, die wir gefangennahmen, sind jetzt dabei, das Tor zu reparieren.« Der hünenhafte Genidianer stellte seine Streitaxt in eine Ecke. »Einige Eurer Pandioner haben sich auf der Straße umgesehen, Hochmeister Vanion. Es hat ganz den Anschein, als wäre eine beachtliche Zahl von cimmurischen Bürgern untergetaucht.«
Vanion blickte ihn sichtlich verwirrt an.
»Es herrscht eine gewisse Nervosität«, erklärte Kalten. »Annias hat geraume Zeit das Zepter in der Stadt geschwungen, und es gibt immer Menschen, Edelleute wie gewöhnliche Untertanen, die ihr Fähnchen nach dem Wind drehen. So manche haben keine Mühe gescheut, sich bei dem guten Primas lieb Kind zu machen. Ihre Nachbarn wissen jedenfalls, wer dazu zählte, und es gab bereits so einige – Unfälle, wie ich hörte. Bei einem plötzlichen Machtwechsel wollen viele dem neuen Herrscher ihre Loyalität auf sichtbare Weise kundtun. Jedenfalls baumeln jetzt so manche am Hanfstrick, und diverse Häuser wurden in Brand gesteckt. Ulath und ich haben den Rittern den Rat erteilt, wenigstens den Brandstiftungen ein Ende zu machen. Feuer neigen dazu, sich auszubreiten, wie Ihr wißt.«
»Ich liebe Politik.« Tynian grinste.
»Gegen den Pöbel muß immer hart durchgegriffen werden«, rügte der Graf von Lenda. »Der Mob ist der Feind jeder Regierung.«
»Ach übrigens«, fragte Kalten Sperber neugierig, »hast du der Königin tatsächlich einen Antrag gemacht?«
»Es war ein Mißverständnis.«
»Das dachte ich mir fast! Du gehörst nicht zu denen, die ihr Heil in der Ehe suchen. Sie wird dich jedoch festnageln, wenn mich nicht alles täuscht.«
»Mir wird schon etwas einfallen.«
»Dazu wünsche ich dir viel Glück. Aber um ganz ehrlich zu sein, viel Hoffnung sehe ich für dich nicht.«
»Habt Ihr euch schon mit Ulath geeinigt, wer Lycheas beseitigen darf?« beendete Tynian das fruchtlose Gespräch.
»Noch nicht.« Kalten bedachte den Thalesier mit einem mißtrauischen Blick. »Ulath versucht, mich beim Würfeln hereinzulegen.«
»Hereinlegen?« protestierte der Hüne mild.
»Ich habe einen Eurer Würfel gesehen, mein Freund. Er hatte vier Sechsen!«
»Das sind ein bißchen viel Sechsen«, bemerkte Tynian.
»Allerdings.« Kalten seufzte. »Aber um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, daß Ehlana ihn wirklich hinrichten lassen wird. Er ist ein so jämmerlicher Dummkopf, daß sie es vermutlich nicht übers Herz bringt. Na ja«, er zuckte die Schultern, »bleibt immer noch Annias.«
»Und Martel«, erinnerte ihn Sperber.
»O ja! Bleibt immer noch Martel.«
»Wohin ist er eigentlich verschwunden, nachdem Wargun ihn aus Larium gejagt hat?« fragte Sperber. »Ich halte mich gern auf dem laufenden, was seinen Aufenthaltsort betrifft. Schließlich möchte ich nicht, daß er in Schwierigkeiten gerät.«
»Als wir ihn das letzte Mal sahen, zog er sich gen Osten zurück«, warf Tynian ein und rückte am Schulterteil seines schweren deiranischen Panzers.
»Osten?«
Tynian nickte. »Wir dachten, Martel würde sich südwärts, nach Umanthum, verziehen, erfuhren jedoch später, daß er nach dem Brandschatzen von Coombe seine Flotte nach Sarrinium verlegte – wahrscheinlich, weil Wargun die Arzische Meerenge durch Patrouillenboote sichern läßt. Er ist vermutlich inzwischen wieder in Rendor.«
Sperber schnallte seinen Schwertgürtel ab, legte ihn auf den Tisch und setzte sich.
»Was hat Lycheas Euch erzählt?« fragte er Vanion.
»Ziemlich viel. Es war offensichtlich, daß er nicht alles weiß, was Annias tut, aber er hat beachtlich viel aufgeschnappt. Er ist gescheiter, als er aussieht.«
»Dümmer wäre auch gar nicht möglich«, brummte Kurik.
»Lycheas sagte, daß seine Mutter und Annias schon viele Jahre ein Paar waren«, berichtete Vanion, »und daß Annias Arissa riet, ihren Bruder zu verführen. Er hatte eine obskure Kirchendoktrin ausgegraben, die anscheinend eine Ehe zwischen ihnen zuließe.«
»Eine solche Obszönität würde die Kirche nie gestatten«, erklärte Ritter Bevier entrüstet.
»Die Kirche hat
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