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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Räucherwerk, und pausenlos waren Gebete und Hymnen zu hören, gemessen im archaischen Elenisch vorgetragen, eine Sprache, die nur wenige Anwesende verstehen konnten.
    Die Geistlichen, die für gewöhnlich nüchternes Schwarz trugen, kleideten sich bei feierlichen Anlässen wie diesem in farbenprächtigen Ornat: die Patriarchen in Rot, die Primasse in den Landesfarben ihres jeweiligen Heimatreiches. Jeder der neunzehn Mönchs- und Nonnenorden hatte seine eigene Farbe, und jede Farbe hatte ihre eigene, besondere Bedeutung. So war das Kirchenschiff der Basilika eine wahre Orgie in Farben, die eher an einen cammorischen Jahrmarkt denken ließ denn an eine Trauerfeierlichkeit.
    Obskure Rituale und abergläubische Überlieferungen aus uralter Zeit wurden religiös zelebriert, obwohl niemand auch nur eine Ahnung von ihrer ursprünglichen Bedeutung hatte. Eine beachtliche Zahl Priester und Mönche, deren einzige Pflichten im Leben die Durchführung dieser Rituale und antiquierter Zeremonien war, zeigten sich zum einzigen Mal in ihrem Lebenflüchtig in der Öffentlichkeit. Ein greiser Mönch, dessen einzige Aufgabe im Leben darin bestand, mit einem schwarzen Samtkissen und einem eingebeulten und sehr glanzlosen Salz-fäßchen dreimal um die Bahre des Erzprälaten zu schreiten, war so aufgeregt, daß sein Herz flatterte und zu schlagen aufhörte, so daß auf der Stelle ein Ersatz für ihn ernannt werden mußte. Sein Nachfolger, ein pickliger junger Novize mit unbedeutenden Verdiensten und von zweifelhafter Frömmigkeit, weinte vor Dankbarkeit, als ihm bewußt wurde, daß er nur ungefähr einmal während jeder Generation verpflichtet war, wirklich etwas zu tun.
    Die Trauerfeierlichkeit dehnte sich schier endlos dahin und immer wieder wurden Gebete und Hymnen eingeflochten. Die Trauergäste mußten, wie es das Zeremoniell verlangte, abwechselnd stehen, knien, sitzen. Es war alles sehr feierlich, aber nur weniges erschien wirklich sinnvoll.
    Primas Annias saß nahe der Samtkordel, welche die Patriarchen an der Nordseite des riesigen Kirchenschiffes von den anderen Trauergästen trennte. Er war umgeben von seinen Helfershelfern und Speichelleckern. Da Sperber nicht dicht genug an ihn herankommen konnte, setzte er sich statt dessen ihm gegenüber an die Südseite, wo er, umgeben von seinen Freunden, dem graugesichtigen Kirchenmann direkt in die Augen zu sehen vermochte.
    Die Patriarchen, die gegen Annias waren, hatten inzwischen allesamt planmäßig Schutz im pandionischen Ordenshaus gefunden. Und die Festnahme und Inhaftierung von sechs der Patriarchen, die für Annias – oder zumindest für sein Geld – waren, hatten sich ebenfalls ohne Schwierigkeiten durchführen lassen. Annias, dem Zorn und Enttäuschung unverkennbar ins Gesicht geschrieben standen, beschäftigte sich damit, Anweisungen an den Patriarchen vom Coombe zu kritzeln, die von jugendlichen Pagen zugestellt wurden. Jedesmal, wenn Annias Makova einen Zettel schickte, sandte Sperber Dolmant einen. Sperber hatte es dabei leichter. Annias mußte die Nachricht schreiben. Sperber hingegen schickte nur leere Zettel. Es war eine List, mit der Dolmant sich überraschenderweise einverstanden erklärt hatte.
    Kalten setzte sich neben Tynian, kritzelte ebenfalls eine Nachricht und gab sie von Hand zu Hand weiter an Sperber.
    Fiel Klügg. Noch fynf fön den fersteggten Patriarken siend for einner halben Schtuhnde ahns Hynterdor fom Ohdenshaus gekommen. Sy hahben gehert dahs wir unsere Freinde beschytsen unn hahben die Gelehgenheyt beym Schopf gebackt. Gutt, niech?
    Sperber wand sich innerlich. Kaltens Rechtschreibung war vermutlich noch beklagenswerter, als Vanion befürchtet hatte. Er zeigte den Zettel Talen. »Wie sieht es dadurch jetzt aus?« flüsterte er.
    Talen kniff die Augen zusammen. »Die Zahl der Stimmen ändert sich nur um eine. Wir haben sechs von Annias' Sympathisanten eingesperrt und fünf weitere von unseren zurückbekommen. Jetzt haben wir zweiundfünfzig, er hat neunundfünfzig, dann sind da noch die neun neutralen. Insgesamt also hundertzwanzig Stimmen. Um zu gewinnen, braucht man immer noch zweiundsiebzig, aber nicht einmal die neun würden ihm jetzt noch helfen. Mit ihnen hätte er achtundsechzig, also vier zu wenig.«
    »Gib mir den Zettel«, bat Sperber. Er kritzelte die Zahlen unter Kaltens Nachricht und fügte zwei Sätze darunter: Ich schlage vor, daß wir alle Verhandlungen mit den Neutralen einstweilen aufschieben. Wir brauchen sie jetzt nicht. Er

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