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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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möglicherweise nicht das beste Königreich auf der Welt haben, aber zweifellos das ordentlichste.« Kurik griff in seine Lederweste. »Da.« Er zog ein dickes Bündel gefaltetes Papier hervor. »Sie hat dir einen Brief geschickt. Nimm dir Zeit, ihn zu lesen. Sie hat zwei volle Tage gebraucht, ihn zu schreiben.«
    »Wie geht es mit der Heimwehr voran?« erkundigte sich Kalten.
    »Sehr gut. Kurz bevor ich aufbrach, kam ein Bataillon Kirchensoldaten vor der Stadt an. Der Bataillonsführer beging den Fehler, zu nah ans Tor zu treten, als er Einlaß begehrte. Zwei Bürger begossen ihn.«
    »Kochendes Pech?« riet Tynian.
    »Nein, Ritter Tynian. Die beiden Burschen verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit der Entleerung und Säuberung von Senkgruben. Der Offizier bekam die Früchte ihrer Tagesarbeit ab – einen Riesenbottich voll. Der Oberst – oder was immer sein Rang war – verlor den Kopf und befahl einen Sturm aufs Tor. Da erst kamen Steine und brennendes Pech von den Mauern. Die Soldaten schlugen ihr Lager unweit der Ostmauer auf, um zu beraten. Spät in der Nacht kletterten etwa zwei Dutzend von Platimes Schurken an Seilen von den Zinnen hinunter und besuchten ihr Lager. Am nächsten Morgen hatten die Soldaten kaum noch Offiziere. Sie lungerten noch eine Zeitlang vor der Stadt herum, dann zogen sie ab. Ich glaube, deine Königin hat nichts zu befürchten, Sperber.
    Als Gruppe sind Soldaten nicht sehr einfallsreich, und unübliche Taktiken verwirren sie. Platime und Stragen amüsieren sich großartig, und die Bürger entwickeln einen gewissen Stolz, wenn es um ihre Stadt geht. Sie fegen sogar ihre Straßen, denn es könnte ja sein, daß Ehlana bei einer ihrer morgendlichen Inspektionen vorbeikommt.«
    »Diese Idioten lassen sie doch nicht etwa aus dem Schloß?« rief Sperber aufgebracht.
    »Wer sollte sie aufhalten? Wie ich schon sagte, Sperber, sie hat nichts zu befürchten. Platime hat ihr die stärkste Frau, die ich in meinem Leben gesehen habe, als Leibwächterin zugeteilt. Sie ist fast so groß wie Ulath und trägt mehr Waffen als eine ganze Abteilung Soldaten.«
    »Das kann nur Mirtai sein, die Riesin«, warf Talen ein. »Besser könnte niemand Königin Ehlana beschützen, Sperber. Mirtai ist eine Armee für sich.«
    »Eine Frau?« sagte Kalten ungläubig.
    »Ich würde Euch nicht empfehlen, sie in ihrer Gegenwart so zu nennen, Kalten«, warnte Talen ihn ernst. »Sie betrachtet sich als Krieger, und niemand, der auch nur ein Fünkchen Verstand hat, würde ihr widersprechen. Sie trägt meistens Männerkleidung, wahrscheinlich, weil sie nicht von Burschen belästigt werden möchte, die was für Frauen ihrer Statur übrig haben. Sie hat Messer am Körper, wo man wahrhaftig nicht damit rechnet. Sogar in ihre Schuhsohlen hat sie sich ein Paar einarbeiten lassen. Von diesen beiden Messern ragt nicht viel über ihre Zehen hinaus, aber es genügt. Ihr würdet es ganz bestimmt nicht mögen, wenn sie Euch in gewisse Weichteile tritt.«
    »Wie ist Platime denn zu so einer Frau gekommen?« fragte ihn Kalten.
    »Er hat sie gekauft.« Talen zuckte die Schultern. »Sie war damals fünfzehn und mit dem Wachsen noch lange nicht fertig. Sie sprach kein Wort elenisch. Platime wollte sie in einem Freudenhaus arbeiten lassen, aber nachdem sie etwa ein Dutzend Möchtegernfreier verkrüppelt oder umgebracht hatte, überlegte er es sich anders.«
    »Jeder spricht elenisch«, behauptete Kalten.
    »Nicht im Tamulischen Reich. Mirtai ist Tamulerin. Darum auch der fremdartige Name. Ich habe Angst vor ihr, und das will schon etwas heißen.«
    »Nicht nur die Riesin beschützt Ehlana, Sperber«, fuhr Kurik fort. »Das Volk ist der Königin jetzt schon auf beinahe fanatische Weise ergeben, und jeder achtet höchstpersönlich auf die Gesinnung seiner Nachbarn. Platime hat inzwischen so gut wie jeden festgenommen, der auch nur im geringsten verdächtig ist.«
    Doch Sperber machte sich immer noch Sorgen. »Annias hat eine Menge Helfershelfer in Cimmura«, gab er zu bedenken.
    » Hatte «, berichtigte Kurik. »Es gab ziemlich drastischen Anschauungsunterricht. Und falls es wirklich noch jemand in Cimmura geben sollte, der die Königin nicht liebt, muß er sehr, sehr vorsichtig sein, daß es niemand merkt. Aber kann ich jetzt was zu essen haben? Ich bin ausgehungert.«
    Die Trauerfeierlichkeiten für Erzprälat Cluvonus waren ein gewaltiges Spektakel. Tagelang läuteten die Glocken. Die Luft in der Basilika war schneidend dick von

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