Elenium-Triologie
alsbald ritt Martel, von einem Soldaten begleitet, aus der Mitte seiner Streitkräfte. Auch Martel hielt eine Lanze, von der ein weißer Umhang flatterte, der verdächtig wie der eines cyrinischen Ritters aussah.
Sperber blickte ihm mit zusammengekniffenen Augen entgegen.
Martel trug eine kostbare Rüstung. Der Stahl von Brustharnisch und Schulterplatten war fein brüniert und mit Gold- und Silberarbeit verziert. Sie schien aus einer deiranischen Waffenschmiede zu stammen und war viel eleganter als die rein zweckmäßige der Ordensritter. Ein paar Meter vor Sperber und Vanion stieß er die Lanzenspitze in den Boden und nahm den prächtigen Helm ab, auf dem ein weißer Federbusch wippte. Sein ebenso weißes Haar wehte hinter ihm im Wind.
»Euer Gnaden«, grüßte er mit übertriebener Höflichkeit und verbeugte sich knapp vor Vanion.
Vanions Gesicht war eisig. Er sprach nicht selbst zu dem Ritter, den er aus dem pandionischen Orden hatte ausstoßen müssen, sondern winkte statt dessen Sperber heran.
»Ah«, sagte Martel in einem Tonfall, den man für ehrliches Bedauern hätte halten können. »Ich hatte Besseres von Euch erwartet, Vanion. Na gut, dann verhandle ich eben mit Sperber. Aber hört ruhig zu, wenn Ihr möchtet.«
Auch Sperber stieß die Lanzenspitze in den Grasboden, und auch er nahm den Helm ab, während er Faran näher heranlenkte.
»Du siehst gut aus, alter Junge«, sagte Martel.
»Und du wie immer – von deiner schmucken Rüstung abgesehen.«
»Ich hatte in letzter Zeit Gelegenheit, ein paar Überlegungen anzustellen«, entgegnete Martel. »In den vergangenen Jahren bin ich zu ziemlich viel Geld gekommen, aber mir wurde bewußt, daß ich es nicht richtig genoß. So beschloß ich, ein paar neue Spielsachen anzuschaffen.«
»Darunter ist auch ein neues Pferd, nicht wahr?« Sperber betrachtete Martels kräftigen Rappen.
»Gefällt er dir? Ich könnte dir einen aus demselben Gestüt besorgen, wenn du möchtest.«
»Ich bleibe lieber bei Faran.«
»Hast du dieses häßliche Biest je gezähmt?«
»Ich mag ihn, wie er ist. Was hast du hier vor, Martel?«
»Ist das nicht offensichtlich, alter Junge? Ich werde die Heilige Stadt besetzen. Wollte ich mich vor der Welt ins rechte Licht setzen, könnte ich es natürlich diplomatischer formulieren und von ›Befreiung‹ sprechen, aber da wir so alte Freunde sind, kann ich es mir leisten, offen zu sein. Ohne Umschweife, Sperber, ich werde in die Heilige Stadt einmarschieren und sie mir Untertan machen, wie man so schön sagt.«
»Du meinst, du wirst es versuchen , Martel.«
»Wer sollte mich daran hindern?«
»Dein Verstand, hoffe ich. Du bist zwar ein bißchen wirr, aber dumm warst du im Grunde genommen nie.«
Martel verbeugte sich spöttisch.
»Wo hast du eigentlich in so kurzer Zeit die vielen Soldaten aufgesammelt?«
»In kurzer Zeit?« Martel lachte. »Dir scheint wohl manches zu entgehen, Sperber. Ich fürchte, du warst zu lange in Jiroch. Die glühende Sonne.« Er schauderte. »Ach übrigens, hast du in letzter Zeit von der hübschen Lillias gehört?« Er warf es rasch ein, offenbar um zu prahlen, daß er genau wußte, was Sperber in den vergangenen Jahren getrieben hatte, und natürlich in der Hoffnung, seinen früheren pandionischen Bruder in Verlegenheit zu bringen.
»Es geht ihr gut – wie ich zuletzt hörte.« Sperber ließ sich nicht die geringste Regung anmerken.
»Vielleicht kümmere ich mich um sie, wenn das hier alles vorbei ist.«
»Dann ruh dich aber zuvor gut aus, Martel. Ich glaube nämlich nicht, daß du für Lillias genug Durchhaltevermögen besitzt. Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
»Ich dachte, du könntest sie selbst beantworten, alter Junge, nachdem ich deinem Gedächtnis einen kleinen Anstoß gegeben habe. Die Lamorker habe ich verdingt, als ich ein bißchen Zwist zwischen Baron Alstrom und Graf Gerrich säte. Die lamorkischen Söldner sind immer zu haben. Ich brauchte sie bloß zu rufen, und schon kamen sie angerannt. Mit den Rendorern gab es auch keine größeren Schwierigkeiten, nachdem ich Arasham losgeworden war. Übrigens hat er im Sterben immer wieder das Wort ›Widderhorn‹ gekrächzt. Könnte es das Geheimwort gewesen sein, das du ausgebrütet hast? Wie langweilig, Sperber. Ziemlich einfallslos. Der neue geistliche Führer von Rendor läßt sich viel leichter lenken.«
»Ich bin ihm begegnet«, sagte Sperber knapp. »Ich wünsche dir viel Vergnügen in seiner Gesellschaft.«
»Oh,
Weitere Kostenlose Bücher