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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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wahre Epidemie von Stichwunden ausbrechen, bevor das alles vorbei ist. Da draußen sind Bettler, die bald nie wieder betteln müssen.« Der Junge seufzte abgrundtief. »Ihr nehmt meiner Kindheit den ganzen Spaß, Sperber.«
    »Es besteht absolut keine Gefahr, meine Brüder«, erklärte Makova spöttisch, als die Sitzung am nächsten Morgen fortgesetzt wurde. »Der Befehlshaber meiner Leibwache, Hauptmann Gorta…« Er unterbrach sich kurz und bedachte die Hochmeister der Ritterorden mit einem finsteren Blick. Das plötzliche Ableben seines früheren Hauptmanns ergrimmte ihn offenbar immer noch. »… genauer gesagt, Hauptmann Erden«, fuhr Makova fort, »nahm das persönliche Risiko auf sich und ritt hinaus, um die sich der Stadt nähernden Pilger eingehend zu befragen. Er versicherte mir, daß sie genau das sind, Pilger, gläubige Söhne der Kirche, und daß sie diese Pilgerfahrt zur Heiligen Stadt unternehmen, um an dem Dankgebet teilzunehmen, wenn der neue Erzprälat den Heiligen Thron besteigt.«
    »Oh, das ist wirklich erstaunlich, Makova«, warf Patriarch Emban mit gedehnter Stimme ein. »Auch ich sandte Männer aus der Stadt, doch ihre Beobachtungen waren völlig anderer Art. Wie, meint Ihr, können wir diese Widersprüche in Einklang bringen?«
    Makovas Lächeln war frostig. »Der Patriarch von Uzera ist als Spaßmacher bekannt«, sagte er. »Und wahrlich helfen seine Scherze uns bisweilen über allzu angespannte Augenblicke hinweg. Aber jetzt ist wirklich nicht die Zeit für Späße, mein teurer Emban.«
    »Seht Ihr mich lachen, Makova?« Embans Stimme klang so schneidend wie ein blankgezogener Dolch. Seufzend erhob er sich. » Meine Männer meldeten, liebe Brüder, daß diese Horde sogenannter Pilger vor unseren Toren alles andere als freundlich ist.«
    »Unsinn!« brauste Makova auf.
    »Vielleicht.« Emban zuckte die Schultern. »Ich habe mir jedenfalls die Freiheit genommen, einen dieser ›Pilger‹ in die Basilika bringen zu lassen, damit wir uns etwas näher mit ihm befassen können. Er wird vielleicht nicht viel sprechen, aber allein schon aus dem Auftreten, der Haltung, aus seiner Abstammung – sogar seiner Kleidung, läßt sich viel entnehmen.« Emban klatschte laut in die Hände, noch ehe Makova protestieren oder sich seiner Machtbefugnis bedienen konnte.
    Die Tür des Audienzsaals schwang auf und Kurik und Berit kamen herein. Jeder hielt ein Fußgelenk des schwarzgewandeten Mannes, den sie den Anwesenden vorweisen sollten, und zerrten den Reglosen über den Marmorboden, nicht ohne einen langen Streifen Blut auf den weißen Fliesen zu hinterlassen.
    »Was macht ihr?« rief Makova.
    »Nur einen Beweis vorlegen, Makova. Es läßt sich keine vernünftige Entscheidung ohne die nähere Begutachtung von Beweisstücken treffen, oder?« Emban deutete auf einen Punkt ein Stück vor dem Rednerpult. »Bringt den Zeugen dorthin«, wies er Kurik und Berit an.
    »Ich verbiete es!« brüllte Makova.
    »Verbietet es ruhig, alter Junge.« Emban zuckte die Schultern. »Aber es ist bereits zu spät. Jeder im Saal hat diesen Mann inzwischen gesehen, und wir alle wissen, was er ist, nicht wahr?« Emban watschelte zur Leiche, die mit gespreizten Armen und Beinen auf dem Marmorboden lag. »Die Züge dieses Mannes verraten uns seine Herkunft und seine schwarze Kleidung bestätigt es. Meine Brüder, was wir hier vor uns sehen, ist ganz offensichtlich ein Rendorer.«
    »Patriarch Emban von Uzera«, rief Makova verzweifelt, »ich verhafte Euch wegen Mordes.«
    »Seid kein Esel, Makova«, sagte Emban. »Ihr könnt mich nicht verhaften, während die Hierokratie tagt. Außerdem befinden wir uns in der Basilika, und ich ersuche um Asyl.« Er blickte Kurik an. »Habt ihr ihn unbedingt töten müssen?«
    »Ja, Eminenz«, erwiderte der stämmige Knappe. »Die Situation erforderte es – aber wir sprachen danach ein kurzes Gebet für ihn.«
    »Sehr lobenswert, mein Sohn. Ich erteile Euch und Eurem jungen Begleiter volle Absolution, daß Ihr diesen elenden Ketzer vor das Angesicht Gottes geschickt habt, auf daß der Herr in seiner unendlichen Güte den letzten Richtspruch über ihn fälle.« Der Dicke schaute sich im Saal um. »Und nun wollen wir unsere Schlüsse aus der Anwesenheit dieses ›Pilgers‹ ziehen. Wir sehen hier einen Rendorer – mit einem Schwert bewaffnet. Da die einzigen Rendorer, die sich gegenwärtig in diesem Teil des eosischen Kontinents aufhalten, Eshandisten sind, müssen wir folgern, daß auch dieser

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