Elenium-Triologie
viel Zeit und Können. Ein schlecht konstruiertes Palintonon ist gefährlicher für jene, die es bedienen, als für den Feind.«
»Dann können wir vielleicht hoffen. Geschosse von normalen Katapulten können den Mauern nichts anhaben, aber wenn man sie mit zentnerschweren Felsen bombardiert…«
»Sperber!« Talen kam die Stiege heraufgerannt. »Sephrenia bittet Euch, sofort zum Ordenshaus zu kommen. Sie sagt, es ist dringend.«
»Geht schon, Sperber. Ich halte hier Wache«, versprach ihm Bevier.
Der Pandioner nickte und eilte die Stiege zur schmalen Straße hinunter.
Sephrenia kam ihm in der Eingangshalle entgegen. Ihr Gesicht war noch blasser als sonst.
»Was gibt es?« fragte Sperber.
»Perraine«, sagte sie gedämpft, »wird sterben.«
» Sterben? Es gab doch noch gar keine Angriffe. Was ist passiert?«
»Selbstmord, Sperber.«
» Perraine? «
»Er hat Gift genommen und weigert sich, mir zu sagen, welches.«
»Gibt es irgendeine Möglichkeit…«
Sie schüttelte den Kopf. »Er möchte mit Euch sprechen, Sperber. Ich fürchte, daß ihm nicht mehr viel Zeit bleibt.«
Ritter Perraine lag auf einer schmalen Pritsche in einer zellenähnlichen Kammer. Er war totenbleich und schweißüberströmt. »Ihr habt Euch aber viel Zeit gelassen, Sperber«, sagte er mit schwacher Stimme.
»Was soll das, Perraine?«
»Es muß sein. Vergeuden wir keine Zeit. Ich muß Euch Wichtiges sagen, solange ich noch kann.«
»Wir können darüber sprechen, nachdem Sephrenia Euch das Gegenmittel gegeben hat.«
»Kein Gegenmittel! Hört mir bitte zu, ohne mich zu unterbrechen.« Perraine seufzte tief. »Ich habe Euch verraten, Sperber.«
»Dazu seid Ihr gar nicht fähig, Perraine.«
»Jeder ist dazu fähig, mein Freund. Er braucht nur einen triftigen Grund. Ich hatte einen, glaubt es mir. Aber laßt mich weiterreden, ich habe wirklich nicht mehr viel Zeit. Ihr habt bemerkt, daß Euch in letzter Zeit jemand zu töten versuchte, nicht wahr?«
»Ja, aber…«
»Das war ich, Sperber – oder vielmehr … Männer, die ich dazu gedungen hatte.«
» Ihr? «
»Gott sei Dank ist es mir nicht gelungen.«
»Warum, Perraine? Habe ich Euch irgendwie beleidigt?«
»Nein. Ich handelte auf Martels Befehl.«
»Welchen Grund hättet Ihr, Martel zu gehorchen?«
»Er hat mich erpreßt. Er bedrohte eine Frau, die mir teurer als mein Leben ist.« Perraine bäumte sich auf. »Martel kam in Dabur zu mir, kurz nachdem Arasham verblichen war. Ich griff nach meinem Schwert, aber er lachte mich nur aus. Er sagte, falls ich mir etwas aus Ydra machte, sollte ich das Schwert lieber nicht gegen ihn erheben.«
»Ydra?«
»Sie ist aus Nordpelosien. Die Baronie ihres Vaters grenzt an die meines Vaters. Ydra und ich lieben uns seit unserer Kindheit. Ich würde für sie sterben, ohne einen Augenblick zu überlegen. Irgendwie wußte Martel davon. Er behauptete, er hätte ihre Seele Azash gegeben. Ich glaubte ihm nicht. Ich hielt es für unmöglich.«
Sperber erinnerte sich an Bellina, die Schwester des Grafen von Ghasek. »Es ist möglich, Perraine«, sagte er düster.
»Das habe ich herausgefunden. Martel und ich reisten nach Pelosien. Er zeigte mir Ydra, als sie gerade abscheuliche Riten vor einem Abbild Azashs durchführte.« Tränen quollen aus Perraines Augen. »Es war grauenvoll, Sperber, grauenvoll! Ich wollte sie töten, um sie zu erlösen«. Perraine Stimme wurde schwächer. »Aber ich brachte es einfach nicht über mich. Ich hoffte, Ydras Seele durch Euren Tod retten zu können. Falls Ihr je die Gelegenheit habt, hoffe ich, daß Ihr Martel tötet!«
»Darauf habt Ihr mein Wort, Perraine.«
Wieder seufzte Perraine, und sein Gesicht wurde noch bleicher. »Das ist ein ausgezeichnetes Gift«, bemerkte er. »Nun, jedenfalls hielt Martel mein Herz in seiner Faust. Er befahl mir, nach Arzium zu reisen und mich dort Vanion und den anderen Pandionern anzuschließen. Bei der ersten Gelegenheit sollte ich dann zum Ordenshaus in Cimmura zurückkehren. Er wußte von irgendwoher, daß Ihr Euch nach Thalesien begeben und höchstwahrscheinlich auf dem Rückweg durch Emsat kommen würdet. Er gab mir Geld und wies mich an, Meuchler zu dingen. Ich mußte alles tun, was er mir befohlen hatte … Meistens waren es meine Meuchler, die Euch zu töten versuchten, doch einmal, als wir auf dem Weg hierher durch Demos ritten, schoß ich selbst mit einer Armbrust auf Euch. Ich könnte behaupten, daß ich absichtlich vorbeischoß, doch das wäre eine Lüge. Ich
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