Elenium-Triologie
Pausen, wann und wo sich gerade Gelegenheit bot.
Erst als die Neustadt fast völlig in Schutt und Asche lag, rückte Martel mit seinen Belagerungsmaschinen heran und begann den pausenlosen Beschuß der Altstadt. Schwere Steine hagelten vom Himmel und zerschmetterten Soldaten und Bürger gleichermaßen. An einigen seiner Katapulte hatte Martel riesige Körbe befestigt und wahre Wolken von Armbrustbolzen schossen auf die Altstadt herab. Danach setzte er Feuer ein. Kugel brennenden Pechs und Naphtas flogen über die Mauer, sie setzten Dächer in Brand und verursachten große flammende Lachen auf den Straßen.
Hochmeister Abriel begann, eigene Maschinen zu bauen, um zurückzuschlagen, doch außer den Trümmern zerstörter Häuser konnten die Verteidiger kaum etwas als Geschosse benutzen.
Doch sie hielten durch, und jeder Stein, jede Feuerkugel, jede Pfeilsalve erhöhte ihren Haß auf die Belagerer.
Der erste ernsthafte Angriff kam kurz nach Mitternacht, acht Tage nach Beginn der Plünderungen. Eine wilde Horde rendorischer Fanatiker stürmte kreischend aus den dunklen, rauchigen Straßen im Südwesten und hatte es auf einen altersschwachen Erkerturm an der Ecke der alten Mauer des Viertels abgesehen. Die Verteidiger eilten sogleich dorthin. Pausenloser Bogen- und Armbrustbeschuß brach Lücken und Gassen in die Reihen der schwarzgewandeten Rendorer. Ihr Kampfgekreische verwandelte sich in Todes- und Schmerzensschreie, wie sie seit Anbeginn der Zeit von jedem Schlachtfeld aufgestiegen waren. Doch immer mehr Rendorer stürmten herbei, so von ihrem religiösen Eifer erfüllt, daß sie der schrecklichen Verluste nicht achteten. Manche schleppten sich sogar noch mit tödlichen Verwundungen bis zur Mauer.
»Das Pech!« brüllte Sperber den Soldaten zu, die fieberhaft mit Armbrüsten und Bogen auf die wildbewegte Masse der Angreifer unter ihnen schossen. Kessel mit siedendem Pech wurden herbeigezerrt, während bereits Sturmleitern gegen die verwitterten Zinnen krachten. Mit gellenden Kampfschreien kletterten die Rendorer die primitiven Leitern hinauf und stürzten heulend und zuckend in die Tiefe, als das siedende Pech sich über sie ergoß.
»Fackeln!« befahl Sperber.
Ein halbes Hundert brennender Fackeln flogen über die Mauer und entzündeten die Lachen flüssigen Pechs und Naphtas. Eine gewaltige Flammenwand schoß empor, schmiegte sich an die Mauer und verbrannte jene Rendorer, die sich noch an ihre Leitern klammerten. Brennende Männer rannten schreiend und stolpernd blindlings durch die Menge der Angreifer und zogen wie Kometen tropfende Flammen hinter sich her.
Doch immer noch strömten weitere Rendorer heran, immer noch hoben sich Sturmleitern schwerfällig aus ihren Reihen, von Hunderten von Händen geschoben, um sie aufzurichten und an die Mauer zu kippen. Wildäugige Eiferer, manche sogar mit Schaum vor den Mund, kletterten die Leitern empor, noch ehe sie den Stein berührt hatten. Die Verteidiger stießen die Leitern mit langen Stangen zurück, bis sie nach hinten kippten, wodurch die Männer, die schon fast oben gewesen waren, in den Tod stürzten. Hunderte von Rendorern drückten sich an den Fuß der Mauer, um herabsirrenden Pfeilen zu entgehen, und rannten dann zu den noch stehenden Leitern, um sie zu erklimmen.
»Blei!« befahl Sperber. Das Blei war Beviers Idee gewesen. Der Deckel eines jeden Sarkophags in der Krypta unter der Basilika war mit einer bleiernen Abbildung der Person verziert, der er die letzte Ruhestatt bot. Nun waren die Sarkophagdeckel ohne diese Zier. Die Abbilder waren geschmolzen worden, und ihr Blei füllte die Kessel, die in regelmäßigen Abständen auf dem Wehrgang blubberten. Auf Sperbers Geheiß wurden sie an den Zinnenrand geschoben und so gekippt, daß sich silbrige Ströme auf die Rendorer ergossen, die sich an den Fuß der Mauer drängten. Mehr als ein flüchtiger Aufschrei war von keinem Getroffenen zu hören, nachdem er in flüssiges Blei gehüllt war.
Einigen gelang es, dennoch das obere Ende der Leiter und den Wehrgang zu erreichen. Die Kirchensoldaten traten ihnen mit dem Mut der Verzweiflung entgegen und hielten die Fanatiker solange auf, bis die Ordensritter ihnen zu Hilfe kamen. Sperber schritt an der Spitze der Phalanx schwarzgepanzerter Pandioner. Er schwang sein schweres Breitschwert ohne Unterlaß. Der große Pandioner hieb einen breiten Pfad durch die Reihen der brüllenden Rendorer. Die Ritter, die ihm folgten und die Verwundeten aus dem Weg schafften,
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