Elenium-Triologie
Pflasterleger vom Hals schaffen.« Der Junge erklärte seinen Plan.
»Gar nicht dumm, Sperber«, sagte Kurik stolz. »Was meinst du?«
»Einen Versuch ist es wert. Warten wir ab, was geschieht.«
Die rote Uniform, die Sephrenia für Kurik erschuf, war nicht perfekt, aber die Rußflecken und versengten Stellen, die sie hinzufügte, verdeckten die gröberen Unstimmigkeiten. Wichtig waren die goldenen Schulterstücke, die ihn als Offizier auswiesen. Der stämmige Knappe lenkte nunmehr sein Pferd durch die Büsche zu einer Stelle nahe dem Stadttor.
Sephrenia begann styrische Worte zu murmeln und mit den Fingern zu gestikulieren.
Die Rauchsäule, die hinter der Mauer aufstieg, war sehr überzeugend: dick, ölig schwarz und erschreckend groß.
»Haltet mein Pferd«, bat Talen Sperber und glitt aus dem Sattel. Er rannte zum Rand des Gebüsches und brüllte mit voller Lunge: »Feurio!«
Die vermeintlichen Straßenarbeiter starrten ihn verständnislos an, dann drehten sie sich um und blickten bestürzt auf die Stadt.
»Man braucht bloß ›Feurio‹ zu rufen«, erklärte Talen, als er zurückkehrte. »Das hilft immer, um die Leute abzulenken.«
In diesem Moment galoppierte Kurik zu den Spionen vor dem Tor des Ordenshauses. »Los, Männer! Am Ziegenweg brennt ein Haus. Helft das Feuer löschen, bevor es sich über die ganze Stadt ausbreitet.«
»Wir haben den Befehl, hierzubleiben und die Pandioner nicht aus den Augen zu lassen!« protestierte ein Arbeiter.
»Hast du in der Stadt irgendwas, woran dein Herz hängt?« fragte Kurik barsch. »Wenn das Feuer außer Kontrolle gerät, kannst du hier stehen und es im Auge behalten, während es verbrennt. Und jetzt los mit euch allen! Ich reite zur Burg hinauf. Vielleicht kann ich die Pandioner überreden, uns beim Löschen zu helfen.«
Die Arbeiter blickten ihn an, ließen ihr Werkzeug fallen und rannten zur vermeintlichen Feuersbrunst, während Kurik sich der Zugbrücke des Ordenshauses näherte.
»Sehr geschickt«, lobte Sperber Talen.
»Diebe tun so was oft.« Der Junge zuckte die Schultern. »Wir müssen allerdings echtes Feuer legen. Dann rennen die Leute aus den Häusern, um zu gaffen. Das gibt uns die Gelegenheit, uns in ihren Häusern nach Wertsachen umzusehen.« Er blickte zum Stadttor. »Unsere Freunde sind nicht mehr zu sehen. Reiten wir lieber zur Burg, bevor sie zurückkommen.«
Zwei Pandioner in schwarzer Rüstung kamen ihnen ernst entgegen, als sie die Zugbrücke erreichten. »Brennt es in der Stadt, Sperber?« fragte einer besorgt.
»Nicht wirklich«, beruhigte ihn Sperber. »Sephrenia beschäftigt nur die Kirchensoldaten.«
Der andere Ritter grinste Sephrenia an, dann richtete er sich auf. »Wer seid ihr, die ihr Einlaß in das Haus der Soldaten Gottes begehrt?« begann er das Ritual.
»Dafür haben wir jetzt keine Zeit, Bruder«, wehrte Sperber ab. »Vielleicht machen wir es das nächste Mal dann doppelt und dreifach. Wer hat jetzt die Leitung des Ordenshauses?«
»Hochmeister Vanion.«
Das kam überraschend. Als Sperber das letztemal von Vanion gehört hatte, war er im Einsatz in Arzium gewesen, wo der Krieg tobte. »Weißt du, wo er sich momentan aufhält?«
»In seinem Turm, Sperber«, warf der zweite Ritter ein.
»Wie viele Ritter sind gegenwärtig hier?« fragte Sperber die beiden.
»Ungefähr hundert.«
»Gut. Ich werde sie vielleicht brauchen.« Sperber stupste Fa-ran mit den Absätzen. Der mächtige Fuchs drehte den Kopf und blickte seinen Herrn sichtlich erstaunt an. »Wir sind in Eile, Faran«, erklärte Sperber seinem Pferd. »Wir holen das Ritual das nächste Mal nach.«
Farans Miene war unverkennbar mißbilligend, als er über die Zugbrücke trottete.
»Ritter Sperber!« ertönte eine laute Stimme von der Stallung.
Das Gesicht des Novizen Berit, eines schlaksigen, knochigen jungen Mannes, verzog sich zu einem breiten Grinsen.
»Könnt Ihr nicht noch ein bißchen lauter brüllen, Berit?« rügte Kurik ihn. »Vielleicht kann man Euch dann sogar in Chyrellos hören.«
»Tut mir leid, Kurik«, entschuldigte Berit sich verlegen.
»Sorgt dafür, daß sich ein anderer Novize um unsere Pferde kümmert, und kommt mit uns«, wies Sperber den jungen Mann an. »Wir haben allerlei zu tun, und wir müssen mit Vanion reden.«
»Sofort, Ritter Sperber.«
Berit rannte in die Stallung zurück.
»Er ist ein so netter Junge.« Sephrenia lächelte.
»Er macht sich vielleicht noch«, brummte Kurik.
» Sperber? « rief ein vermummter
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