Elenium-Triologie
Gott übertragen könnte, der ihn in seinen Besitz brächte, beunruhigte sie, und sie entschieden, daß eine solche Kraft nicht auf Erden freigesetzt werden dürfe. So beschlossen sie, dem Stein die Macht zu nehmen. Für diese Aufgabe wählten sie die zierliche Göttin Aphrael aus ihren Reihen. Aphrael reiste sodann gen Norden, und dank ihrer Zierlichkeit gelang es ihr, durch einen Felsspalt zu schlüpfen, der so schmal war, daß Ghwerig es nicht für nötig erachtet hatte, ihn zu versiegeln. Kaum hatte sie die Höhle erreicht, hob Aphrael die Stimme zu einem Lied. So süß sang sie, daß sie Ghwerig damit bezauberte und ihre Anwesenheit ihn nicht mißtrauisch machte. Also lullte Aphrael ihn ein. Als der Trollzwerg mit verträumtem Lächeln die Augen schloß, zog sie ihm den Ring von der Rechten und tauschte ihn gegen einen Reif mit einem gewöhnlichen Brillanten. Ghwerig fuhr hoch, als er die Berührung spürte, doch als er auf seine Hand blickte, steckte nach wie vor ein Ring an seinem Finger. Er entspannte sich wieder und erfreute sich am Gesang der Göttin. Nachdem ihm aufs neue die Augen in süßer Gelöstheit zugefallen waren, zog die behende Aphrael den Ring von seiner Linken und ersetzte auch ihn durch einen Brillantreif. Wieder wurde Ghwerig aus dem Schlummer gerissen, starrte erschrocken auf seine linke Hand, doch der Anblick des Ringes beruhigte ihn, denn dieser sah so aus wie der zweite von jenem Paar, das er mit den Splittern des Blumensteins verziert hatte. Aphrael sang weiter für ihn, bis er schließlich in tiefen Schlaf sank. Da stahl sich die Göttin davon und nahm die Ringe mit sich, die der Schlüssel zur Macht des Bhelliom waren.
An einem späteren Tage holte Ghwerig den Bhelliom aus seinem kristallenen Behältnis, um sich seiner Macht zu bedienen, doch die vertauschten Ringe erwiesen sich als nutzloser Tand. Der Zorn Ghwerigs überstieg alle Maßen. Er suchte landein, landaus nach der Göttin Aphrael, um sich seine Ringe zurückzuholen, doch er fand sie nicht, obgleich er sich jahrhundertelang darum mühte.
Und daran änderte sich nichts, solange Styrikum über die Berge und Ebenen von Eosien herrschte. Doch dann kam die Zeit, da aus dem Osten die Elenier herbeiritten und in dieses Land einfielen. Nach Jahrhunderten des Umherstreifens gelangten einige auch in den hohen Norden von Thalesien, wo sie die Styriker und ihre Götter vertrieben. Und als die Elenier von Ghwerig und seinem Bhelliom hörten, suchten sie in ihrer Gier nach dem sagenhaften und unschätzbar kostbaren Edelstein, suchten überall in den Bergen und Tälern von Thalesien nach den Eingängen zur Höhle des Trollzwerges. Sie wußten jedoch nur vom unermeßlichem Wert des Bhelliom, nicht aber von der Macht in seinen azurblauen Tiefen.
Schließlich fiel es Adian von Thalesien zu, dem mächtigsten und listigsten Helden des Altertums, das Rätsel zu lösen. Trotz der Gefahr für seine Seele suchte er Rat bei den Trollgöttern; er brachte ihnen Opfer dar, und schließlich ließen sie sich erweichen und offenbarten ihm, daß Ghwerig zu bestimmten Zeiten auf der Suche nach der Göttin Aphrael von Styrikum durch das Land streifte, um ein Ringpaar wieder an sich zu bringen, das sie ihm entwendet hatte. Doch verrieten sie ihm nicht die wahre Bedeutung dieser Ringe. Sodann reiste Adian in den hohen Norden, wo er ein halbes Dutzend Jahre lang in jeder Morgendämmerung darauf wartete, daß sich Ghwerig sehen ließe.
Als der Trollzwerg schließlich erschien, trat Adian in Verkleidung an ihn heran und behauptete, er wisse, wo Aphrael zu finden sei, und daß er ihm den Aufenthalt der Göttin für einen Helm feines Gelbgold verraten würde. Ghwerig ließ sich täuschen und führte Adian geradewegs zum verborgenen Haupteingang seiner Höhle. Dann nahm er des Helden Helm, ging in seine Schatzkammer und füllte ihn bis zum Rand mit feinem Gold. Nachdem er damit die Höhle verlassen hatte, versiegelte er den Eingang wieder. Er gab Adian das Gold, und der Mann täuschte ihn aufs neue und behauptete, Aphrael hielte sich in der Provinz Horset an der Westküste von Thalesien auf. Ghwerig eilte nach Horset, um die Göttin aufzusuchen. Und wieder brachte Adian seine Seele in Gefahr, indem er die Trollgötter anflehte, Ghwerigs Zauberversiegelung zu brechen, damit er in die Höhle eindringen könne. Die launischen Götter erfüllten ihm den Wunsch.
Als das Morgenrot die Eisfelder des Nordens aufflammen ließ, trat Adian mit dem Bhelliom in der Hand aus
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