Elenium-Triologie
wenigen Minuten hier sein, und ich bin sicher, daß dann auch Ihre Majestät durch jene Tür erscheinen wird – hinter der sie wahrscheinlich jetzt gerade lauscht.«
Aus dem Schlafgemach der Königin war ein zorniges Aufstampfen zu hören.
»Wie gehen die Geschäfte?« fragte Sperber den überfetten Führer der cimmurischen Unterwelt.
»Ausgezeichnet.« Der Feiste strahlte. »Diese auswärtigen Kirchensoldaten, die der Primas zum Schutz des Bastards Lycheas gesandt hatte, waren geradezu sträflich arglos. Man findet selten jemanden, der so leicht zu berauben ist.«
»Gut. Ich freue mich immer, wenn Freunde es zu etwas bringen.«
Die Tür öffnete sich, und der greise Graf von Lenda schlurfte herein.
»Verzeiht meine Verspätung, Sperber«, entschuldigte er sich. »Meine Beine sind nicht mehr die jüngsten.«
»Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen, Euer Gnaden«, entgegnete Sperber. »Meine Herren«, wandte er sich an die beiden Unterweltführer. »Ich habe die Ehre, euch den Grafen von Lenda vorstellen zu dürfen. Er ist der Vorsitzende des Königlichen Rates. Euer Gnaden, dies sind die beiden Männer, die Eure Heimwehr leiten werden. Das ist Platime, und das ist Durchlaucht Stragen aus Emsat.«
Alle verbeugten sich – Platime versuchte es zumindest. »Durchlaucht?« Lenda blickte den Thalesier fragend an.
»Eine Laune, Euer Gnaden.« Stragen lächelte ironisch. »Ein Überbleibsel aus einer vergeudeten Jugend.«
»Stragen ist einer der Besten«, warf Platime ein. »Er hat einige seltsame Ideen, aber er macht gute Gewinne – bessere als ich in manchen Wochen.«
»Du bist zu gütig, Platime«, bedankte Stragen sich mit einer Verbeugung.
Sperber durchquerte das Zimmer zur Tür des königlichen Schlafgemachs. »Wir sind alle versammelt, meine Königin«, rief er.
Einen Augenblick später betrat Ehlana in hellblauem Satingewand und einem schlichten, mit Brillanten verzierten Stirnreif das Wohngemach. Sie blieb stehen und sah sich in königlicher Haltung um. »Majestät«, sagte Sperber förmlich, »darf ich Euch Platime und Stragen, Eure Generäle, vorstellen?«
»Meine Herren.« Sie neigte leicht den Kopf.
Platime versuchte aufs neue, sich zu verbeugen, doch ohne erwähnenswerten Erfolg. Dafür übertraf Stragen sich selbst.
»Niedliches Ding, nicht wahr?« wandte Platime sich an seinen blonden Gefährten.
Stragen wand sich sichtlich.
Ehlana blinzelte verblüfft und schaute sich schnell im Gemach um. »Wo sind denn unsere anderen Freunde?« fragte sie.
»Ins Ordenshaus zurückgekehrt, meine Königin«, erwiderte Sperber. »Sie haben Vorbereitungen zu treffen. Doch Sephrenia hat versprochen, später noch einmal hierherzukommen.« Er bot ihr den Arm an und führte sie zu einem prunkvollen Sessel. Sie setzte sich und ordnete sorgfältig die kunstvollen Falten ihres Gewandes.
»Darf ich?« wandte Stragen sich an Sperber.
Sperber zog eine Braue hoch.
Stragen ging zum Fenster, verneigte sich im Vorbeigehen vor Ehlana und zog die schweren Vorhänge zu. Sie starrte ihn an. »Es ist sehr unvorsichtig, sich in einer Welt, in der es Armbrüste gibt, mit dem Rücken zu einem offenen Fenster zu setzen, Majestät«, erklärte er mit einer neuerlichen Verbeugung. »Ihr habt viele Feinde, wißt Ihr.«
»Im Schloß ist es völlig sicher, Durchlaucht Stragen«, protestierte Lenda.
»Möchtest du es ihm sagen?« Stragen blickte Platime müde an.
»Euer Gnaden«, sagte der Fette höflich. »Ich könnte in zehn Minuten dreißig Mann innerhalb der Schloßmauern haben. Ritter sind sehr gut auf dem Schlachtfeld, nehme ich an, aber es ist ziemlich schwierig, nach oben zu blicken, wenn man einen Helm trägt. In meiner Jugend habe ich die Kunst des Einbruchs studiert. Ein guter Einbrecher ist auf einem Dach ebenso zu Hause wie auf der Straße.« Er seufzte. »Das waren noch Zeiten. Nichts läßt das Herz höher schlagen als ein hübscher, gut geplanter Einbruch.«
»Aber es ist nichts mehr für einen Mann, der eine Tonne wiegt«, warf Stragen ein. »Nicht einmal ein Schieferdach würde dieses Gewicht tragen.«
»Das ist eine schändliche Übertreibung, Stragen!«
»Ich gebe es zu. Sagen wir – eine halbe Tonne.«
Ehlana wirkte ehrlich erschrocken. »Was hast du mit mir vor, Sperber?«
»Euch beschützen, meine Königin«, antwortete er. »Annias will Euren Tod. Das hat er bereits bewiesen. Sobald er von Eurer Genesung erfährt, wird er erneut versuchen, Euch zu töten. Die Männer, die er schicken wird, sind
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