Elenium-Triologie
erfuhren und davon, daß Annias sich selbst belastet hatte. »Der Oberst kann sogar bezeugen, daß Annias und Martel ein Abkommen mit Otha haben«, berichtete Sperber. »Das einzig Bedauerliche an der ganzen Sache ist, daß Annias und Martel entkommen konnten.«
»Wie lange kann es dauern, bis Otha von dieser Wendung hört?« fragte Patriarch Emban.
»Ich fürchte, wir müssen annehmen, daß Otha umgehend erfährt, was sich hier tut, Eminenz«, antwortete Hochmeister Abriel.
Emban verzog das Gesicht. »Wieder Zauberei, nehme ich an.«
»Wargun wird wohl geraume Zeit brauchen, um sich für einen Marsch gegen die Zemocher zu formieren?« fragte Dolmant.
»Eine Woche bis zehn Tage, Eminenz«, erwiderte Vanion. »Eine Vorhut beider Armeen kann natürlich eher ausrücken, aber weder die Hauptmacht der einen noch der anderen wird in der Lage sein, vor Ablauf einer Woche aufzubrechen.«
»Wie weit kann eine Armee am Tag marschieren?« erkundigte sich Emban.
»Zehn Meilen bestenfalls, Eminenz«, antwortete Vanion.
»Das ist absurd, Vanion. Sogar ich schaffe zehn Meilen in vier Stunden, ohne mich anzustrengen.«
Vanion lächelte »Wenn Ihr allein dahinwandert, Eminenz. Jemand, der spazierengeht, braucht nicht darauf zu achten, ob die Nachhut auch mitkommt, und wenn er sich abends schlafenlegen will, genügt es, daß er ein geschütztes Plätzchen unter einem Busch findet und sich in einen Umhang wickelt. Ein Lager für eine Armee aufzuschlagen benötigt weit mehr Zeit.«
Emban hob sich ächzend aus seinem Sessel und watschelte zu der Karte von Eosien, die an einer Wand von Ritter Nashans Studiergemach hing. Er maß die Entfernung ab und tippte mit einem Finger auf einen Punkt der Karte. »Sie werden ungefähr hier aufeinanderstoßen, auf dieser Ebene nördlich vom Lamorksee. Ortzel, wie ist das Terrain da oben?«
»Ziemlich flach«, erklärte der lamorkische Patriarch. »Hauptsächlich Ackerland mit vereinzelten kleineren Wäldern dazwischen.«
»Emban«, sagte Dolmant ruhig, »warum überlassen wir es nicht König Wargun selbst, die Strategie auszuarbeiten? Wir haben hier unsere eigenen Angelegenheiten zu regeln, wie Ihr wißt.«
Emban lachte ein wenig verlegen. »Ich fürchte, ich bin der geborene Wichtigtuer. Am liebsten möchte ich meine Nase überall reinstecken.« Er verschränkte die Hände nachdenklich im Nacken. »Wir werden hier in Chyrellos alles unter Kontrolle haben, sobald Wargun eintrifft. Ich glaube, ich bin nicht zu optimistisch, wenn ich davon ausgehe, daß Oberst Deladas Aussage die Kandidatur des Primas von Cimmura ein für allemal beenden wird. Wie wär's, wenn wir die Wahl jetzt gleich hinter uns bringen – bevor die Hierokratie Gelegenheit hat, sich zu fassen. Patriarchen sind politische Raubtiere, und wenn sie erst Zeit hatten, über die neue Situation nachzudenken, werden sie bestimmt alle möglichen Chancen wittern. Neue Kandidaten würden uns jetzt gerade noch fehlen. Nutzen wir die Gunst der Stunde. Wir dürfen nicht vergessen, daß wir ziemlich viele Patriarchen gegen uns aufbrachten, als wir beschlossen, die Neustadt brennen zu lassen. Wir müssen die Hierokratie überrumpeln, solange sie noch überwältigt vor Dankbarkeit ist. Wir müssen den leeren Thron in der Basilika besetzen, bevor sie Zeit haben, über ihre verlorenen Häuser und dergleichen zu grübeln. Momentan haben wir die Oberhand. Also nutzen wir die Zeit, ehe unsere Unterstützung abzubröckeln beginnt.«
»Ist das alles, woran Ihr je denkt, Emban?« fragte Dolmant.
»Jemand muß es doch, mein Freund.«
»Wir sollten Wargun jedoch erst in der Stadt haben«, meinte Vanion. »Können wir ihm auf irgendeine Weise helfen?«
»Wir können aus der Altstadt ausrücken, sobald Martels Generäle uns den Rücken zuwenden, um sich Warguns Armee zu stellen«, schlug Komier vor. »Dann greifen wir sie von hinten an und setzen ihnen so zu, daß sie sich gezwungen sehen, uns in die Altstadt zurückzujagen. Dadurch werden sie viele Einheiten von der Hauptmacht abziehen müssen, um uns wieder einzuschließen. Das verringert die Kräfte ein wenig, gegen die Wargun zu kämpfen hat.«
»Was ich wirklich tun möchte, wäre, die Brücken über den Arruk zu verteidigen, wenn uns eine Möglichkeit einfiele, wie es sich bewerkstelligen ließe«, sagte Abriel. »Denn Behelfsbrücken zu errichten, wird Wargun Zeit und Männer kosten.«
»Da sehe ich keine Möglichkeit«, sagte Darellon. »Wir haben nicht genügend Männer, die Rendorer vom
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