Elentaria Saga - Teil 1
fragte ich sofort.
Er setzte sich wieder an den Tisch.
>>Schneeesah.<<, antwortete er.
>>Hase?<<, verstand ich und konnte es kaum glauben. Ich liebte Hasen … zum Kuscheln eigentlich, aber zum Essen …? Ne danke. Ich verzichtete mit großer Freiwilligkeit.
>>Du solltest essen, du brauchst dringend neue Kraft. Und Fleisch ist immer noch das Beste Mittel dafür.<<
Ich seufzte. Mir blieb wohl keine andere Wahl, denn mein reizender Gastgeber sah nicht gerade aus wie jemand, der noch irgendwo eine Tiefkühlpizza versteckt hatte.
Ich riss mit den Fingern das Fleisch ab und aß es, so wie er es sagte. Ich hatte einen ziemlich großen Hunger und aß den gesamten Hasen auf, bis nur noch Knochen übrig waren. Als ich fertig war stellte er den Teller in die Abwäsche und reichte mir ein weißes Taschentuch. Ich wischte mir den Mund und die Finger sauber, weil alles fettig war. Ich kam mir so dreckig vor, wollte am liebsten duschen oder baden.
Als ich fertig war redeten wir wieder.
>>Wie heißt du?<<, fragte ich.
>>Jacob<<, antwortete er. >>Und du?<<
>>Clementine. Aber alle … nennen mich Klee.<<
Mhm, eigentlich nennt mich niemand Klee. Ich habe keine Freunde, die mich so nennen, aber ich mochte den Spitznamen und hoffte schon lange, ihn einmal verwenden zu können.
Er nickte.
>>Wie kommst du hier her?<<, fragte Jacob.
>>Die Frage sollte eher lauten: Wo bin ich? Das ist, finde ich, am wichtigsten. Also, wo bin ich?<<
Ich schränkte meine Arme übereinander.
Er grinste.
>>Wir sind in Voliera.<<
>>Was? Noch nie gehört. Klingt nach Italien. Aber eben war ich noch in einem anderen Land. Also bitte, welches Land sind wir?<<
Jacob grinste erneut.
>>Wir sind in Polar.<<
>>Hä? Also verarschen kann ich mich alleine. Ich war eben noch in der Straßenbahn, habe genießt und jetzt soll ich in … Polen sein?<<
Jacob lachte und schüttelte den Kopf.
>>Nicht Polen, sondern Polar. Das Land des Winters.<<
Ich verstand nur Bahnhof. Oder eher, ich wollte nur Bahnhof verstehen, denn ich hoffte immer noch, dass ich einfach nur mit dem Kopf irgendwo gegen geschlagen war. Gleich würde ich aufwachen und im Krankenhaus liegen oder auf der Straße. Ja, irgendwas würde das alles schon erklären. Träume konnten manchmal schon richtig real sein. Ich hoffte, sie konnten so richtig real sein. Ich hoffte und wünschte es mir mehr als alles andere.
>>Du bist ein Mensch, oder?<<, fragte Jacob. Bei seiner Frage musste ich beinahe lachen.
>>Ne, ein Alien. Natürlich bin ich ein Mensch! Was soll ich sonst sein? Warte … wenn du mich sowas fragst … bist du etwa kein Mensch?<<
Jacob musterte mich mit einem breiten Schmunzeln auf den Lippen.
>>Nein, bin ich nicht. Ich bin ein Panthera.<<
>>Ein was?<<
Mit seiner Hand winkte er meine Frage ab.
>>Das ist jetzt nicht so wichtig. Wichtig finde ich eher, wie du hier her gekommen bist. Es ist schon … na ja, eigentlich habe ich noch nie einen Menschen gesehen. Und der Geruch … es ist wirklich erstaunlich. Du bist erstaunlich.<<
Ich wurde rot. Sollte ich das als Kompliment nehmen?
>>Stink ich etwa?<<, fragte ich.
>>Na ja … riechen Menschen immer so wie du?<<
Ich hob meinen Arm und roch meine Hand. Nichts. Ich roch noch unter meinen Arm. Auch nichts. Zumindestens nicht viel, was man beklagen könnte.
Jacob betrachtete mich weiterhin.
>>Du bist wirklich eigenartig.<<
>>Du auch. Ich habe noch nie jemanden mit weißen Haaren gesehen. Und die Augen erst!<<
Ich machte große Augen, woraufhin er lachte. Ja, ich konnte gut andere zum lachen bringen. Ich war der reinste Witz. Ja, dass klang komisch, war aber so. Wieso, wusste ich nicht.
>>Wie alt bist du?<<, fragte ich.
>>Neunzehn. Und du?<<
>>Siebzehn. Aber bald werde ich achtzehn.<<
Warum hatte ich das bitte erwähnt? Also wenn das ein Date wäre, ich hätte es wahrscheinlich schon vermasselt. Wirklich ausgezeichnet, Clementine! Beifall bitte!
>>Und wir sind hier in Polen, ja?<<
>>Polar.<<, verbesserte er mich.
>>Sag ich doch!<<, sagte ich mit einem breiten Grinsen.
Jacob lachte.
>>Du bist wirklich eigenartig. Eigentlich sind die Mädchen hier wesentlich wohlerzogener und wenn nicht, nun, dann sind es meistens die Frauen, zu denen wir gehen, wenn wir für eine Nacht Gesellschaft brauchen.<<
Erst verstand ich nicht, was er meinte, bis ich es verstand und es mir peinlich war, so zu sein, wie ich war, dabei konnte ich gewiss nichts dafür. Das griff mich an, denn in meiner Welt war ich etwas Besonderes und nun war ich
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