Elentaria Saga - Teil 1
auf dem Sofa, in einer noch dreckigeren Wohnung, ist es schon zu spät, dann muss man entweder den furchtbarsten Job der Welt annehmen, den man nie machen wollte oder noch einmal die Schulbank drücken, in den meisten Fällen wird dann doch das Schicksal der Eltern gewählt. Warum sich abmühen, wenn es vom Staat Geld regnet, ohne etwas dafür tun zu müssen? Ja, das ist doch viel leichter.
Ich habe das Schicksal meiner Eltern nicht gewählt. Ich war sowieso anders, mein Leben lang schon, also habe ich dass Abschlussjahr einfach wiederholt. Meistens habe ich die Noten um eins verbessert. Das reichte schon. So konnte ich meinem Traumjob nachgehen. Zumindestens fast. Bisher war ich nur in einem sozialen Jahr in einem Altersheim tätig. Ich wollte aber eine richtige Altenpflegerin werden. Ich liebte die alten Menschen. Liebte ihre Geschichten und wie sie einem wertvolle Ratschläge fürs Leben mitgaben. Ich hatte von ihnen in einem Monat mehr gelernt als in elf Schuljahren. Es ist wunderbar mit ihnen zu erzählen, selbst etwas zu erzählen, weil sie immer zuhören und es ist schön ihnen zu helfen, nachdem sie sechzig Jahre lang schwer gearbeitet haben, Kriege durchgemacht haben und Menschen verloren haben. Sie haben es verdient, dass man sich um sie kümmert und ihnen Liebe gibt.
Meine liebste Freundin unter den Senioren war Miss Daisy. Sie war zweiundachtzig Jahre alt, und fand es äußerst amüsant, dass sich ein siebzehnjähriges Mädchen um sie kümmerte, da nicht einmal ihre vierzig Jahre alte Tochter dazu in der Lage war, sich um sie zu kümmern. Ja, so waren die Schicksale der Menschen im Altersheim. Erst erziehen sie ihre Kinder mit Herzblut, geben ihnen alles, was sie im Krieg nicht hatten, und wenn die Eltern dann Hilfe brauchen, verpissen sich ihre Kinder und schieben sie einfach in ein Altersheim ab.
Wenn meine Mutter mich lieben würde, ich hätte sie im Alter gepflegt. Meine Großmutter liebte mich und um sie hatte ich mich gekümmert, obwohl sie noch nicht alt war, gerade einmal fünfundfünfzig, starb sie an einem Herzinfarkt. Ich weiß, es ist unfair das zu sagen, aber es stimmt, denn meine eigene Mutter ist an ihrem Tod schuld. Sie hat sich mit fünfzehn Jahren von einem Typen schwängern lassen, daraus bin ich dann entstanden. Haben wollte sie mich, aber ja nicht gekümmert hat sie sich um mich. Das tat meine Großmutter, mit all ihrer Liebe und Gütigkeit. Meine Mutter war bei ihren alkoholkranken Vater aufgewachsen, der starb, als meine Mutter vierzehn Jahre alt war. Sie kam zu ihrer Mutter, die froh war, endlich ihre Tochter wiederzusehen. Doch es war zu spät. Meine Mutter war zu einem Mädchen geworden, die weite Ausschnitte trug, immer Minirock und sich mit Alkohol vollaufen lässt, damit sie von allen Typen begrapscht werden konnte. Meine Großmutter hatte nur Probleme mit ihrer Tochter. Jeden Tag wieder. Und dann kam ich. Meine Großmutter hatte nie Ruhe, auch wenn ich ein liebes Kind war und keinen Ärger machte. Dafür war da immer noch meine Mutter, die ständig Geld haben wollte, die ihre eigene Mutter ausnahm und ihr Kopfzerbrechen bereitete. Ja, so war die Realität, die Augen davor zu verschließen machte es nur noch Schlimmer. Die Jugend war der reinste Mist. Damals hat man noch zu seinen Eltern Sir und Sie gesagt und heute? Arschloch oder … ach, nein, ich muss die anderen Schimpfwörter ja nicht auch noch erwähnen. Deswegen höre ich den Senioren gerne zu, wenn sie von ihrem Leben erzählen. Damals war alles besser, ist ein richtiger Satz, den man sich zu Herzen nehmen sollte. Damals gab es mehr Respekt in den Familien, damals hat man sich geliebt und gegenseitig um einen gekümmert, damals hat man hinter dem andern gestanden und die Töchter waren alle nicht mit vierzehn schwanger, sondern waren verheiratet, mit achtzehn und haben dann Töchter und Söhne bekommen. Man hat gearbeitet, für das, was man wollte, auch hart, wenn es sein musste. Nachdem Krieg haben die Frauen Deutschland aufgebaut, weil die Männer fort waren.
Damals war alles anders.
Oder ist heute alles anders?
Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich unglücklich bin. Als meine Großmutter gestorben ist, musste ich zu meiner Mutter, die mich nicht liebte, die sich nicht um mich kümmerte, dabei wollte ich nie etwas anderes als Liebe. Da mir meine Großmutter beigebracht hatte, Richtig von Falsch zu unterschieden und dass Mitläufer und Nachmacher einfach nur sehr dumme Menschen waren, war ich nie wie die
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