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Elentaria Saga - Teil 1

Elentaria Saga - Teil 1

Titel: Elentaria Saga - Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guinevere Labod
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interessierte sie nicht. Nein, sie wollte lieber ihre Jugend nachholen, weil sie diese angeblich wegen mir versäumt hatte, dabei hatte ich nicht einen Tag meines Lebens bei ihr gelebt, bis jetzt. Kaum war ich geboren, ging meine ja so wunderbare Mutter in eine Wohngruppe und ich kam zu meiner Großmutter. Ich wusste immer, wer sie war, dennoch war sie für mich wie ein Geist gewesen, den ich alle paar Monate gesehen hatte, weil sie von Großmutter Geld wollte. Anfangs hatte ich viel geweint, weil ich sie mir als Mutter wünschte, bis ich begriff, dass man keine Mutter brauchte wie sie. Jeder kann eine Mutter sein, wenn man das Herz hat, und meine geliebte Großmuter hatte das Herz dafür, und so nannte ich sie mit acht Jahren Mama. Anders kannte ich sie nicht als meine Mutter, und das wird sie immer bleiben.
    >>Nein, mach nur wie du denkst.<<, sagte ich und schob mir ein Toast in den Mund. Ich würde ihr wohl wieder Geld klauen müssen, um Lebensmittel einkaufen zu können. Anders war es nicht möglich. Ich weiß, ich hätte auch zum Jugendamt gehen können, doch nur noch ein halbes Jahr, nur noch sechs Monate, dann bin ich achtzehn und mein soziales Jahr endet und die Ausbildung beginnt, dann suche ich mir ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft und bin endlich frei.
    >>Du kannst ja auch mitkommen.<<, meinte meine Mutter plötzlich und betrachtete mich von oben bis unten. >>Du brauchst ganz dringend mal eine kosmetische Behandlung, du siehst grauenhaft hässlich aus.<<
    Diese Worte verletzten mich. Ich sagte nichts dazu, verließ einfach das Zimmer und ging auf den Flur zur Kommode, dort lag ihre Handtasche. Ich nahm die Geldbörse hinaus und nahm mir zwanzig Euro. Zehn Euro ließ ich ihr übrig, obwohl eine Maniküre dreißig kostete. Sie hatte es verdient.
    Dann zog ich mir meine Sneakerturnschuhe an und nahm meine Tasche. Ich wollte so schnell wie möglich aus dieser Wohnung raus. Als ich zur Wohnungstür ging, kam ich am Spiegel vorbei und betrachtete mich ganz automatisch. Auch wenn ich versuchte gegen meine Mutter stark zu sein, waren ihre Aussagen doch sehr verletzend.
    Hässlich?
    Ich sah mich an.
    Mein Haar war blond, ziemlich dick, rückenlang und ein wenig wellig. Meine Großmutter hatte es mir stets gerne gekämmt, manchmal sogar Stundenlang. Sie pflegte mein Haar, weil sie meinte, es wäre wunderschön. Dazu hatte ich grüne Augen. Auch da hatte meine Großmutter etwas zu sagen: Hoffnung. Ich wäre ihre Hoffnung auf eine Tochter, die sie nie hatte, was mich natürlich sehr stolz machte.
    Eigentlich gute Eigenschaften für ein schönes Aussehen. Ich hatte mich auch eigentlich immer als Hübsch gehalten, jeden Tag von seiner eigenen Mutter und den Mitschülerinnen zu hören müssen, dass man hässlich sei, nur damit sie sich besser fühlten, machten einem das Ego kaputt. Aber nun war ich bei den Senioren und die Frauen sagten mir jeden Tag, wie hübsch ich sei, was mich sehr aufbaute. Zumindestens an den meisten Tagen.
    Ich mochte nun wieder meine kleine Nase, die schmalen, Lippen, meinen kleinen Busen, die vielen Leberflecken, mochte die sechzig Kilo bei einer große von einen Meter und siebzig. Ich mochte die Pullover mit Kapuze, die ich immer trug und die Turnschuhe. Ich mochte meine engen Jeans, die meinen kleinen Hintern gut zur Geltung brachten. Langsam mochte ich mich selbst wieder.
    Ja, ich mochte mich wieder selbst sehen.
    Und als ich das feststellte verließ ich endlich die Wohnung und machte mich auf den Weg zur Bahnhaltestelle. Ich musste nicht allzu lange warten, da fuhr auch schon die Straßenbahn ein und ich stieg dazu. Ich ergatterte einen Sitzplatz direkt am Fenster und sah hinaus, während an mir die Haltestellen mit beträchtlicher Geschwindigkeit vorbei flogen.
    Ich betrachtete gerne die Landschaften, die an mir vorbei sausten und manchmal beobachtete ich auch gerne die Menschen, und wenn ich dann wieder eines der küssenden Pärchen an den Haltestelle sah, die sich zum Abschied küssten oder umarmten, wurde ich traurig, weil ich niemanden hatte, freute mich aber für das verliebte Pärchen.
    Ich wollte die Liebe gerne einmal erleben. Ich möchte gerne dieses Gefühl spüren und erleben mit dem richtigen Menschen an meiner Seite, aber irgendwie glaubte ich nicht, dass es heutzutage noch Menschen gibt, die sich wirklich lieben. Ich hoffte es, doch glauben tat ich nicht dran. Ich hoffte, mir würde eines Tages mein Märchenprinz über dem Weg laufen. Ja, ich wünschte es mir sogar.
    Doch

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